Jerry Cotton - 2921 - Der Profit des Todes
nur noch im Rollstuhl fortbewegen. Als Mörder kommen sie für mich nicht in Frage. Ob sie mit der Drogenplantage, von der du erzählt hast, etwas zu schaffen haben, ist eine andere Frage. Doch sie leben eher bescheiden, das passt nicht zum aufwendigen Lebensstil vieler Rauschgifthändler. Außerdem ist das Ehepaar Hoskins nicht vorbestraft.«
Ich bedankte mich und legte auf. Damit konnten wir die Eigentümer von unserer Verdächtigen-Liste streichen. Als Nächstes wollte ich die Sache mit der Stromrechnung klären. Danielle Chapman hatte mir die Telefonnummer der Hausmeisterfirma gegeben. Dort erfuhr ich, dass die Bezahlung der Stromrechnung ausgelagert worden war.
»Das macht ein Finanzservice auf den Kaimaninseln«, erklärte mir die Sekretärin am Telefon. »Aber Miss Chapman sagte, das ginge in Ordnung. Die Rechnungen werden ja pünktlich gezahlt worden sein, sonst hätte der Versorger ja schon längst den Strom abgestellt.«
Das stimmte natürlich. Trotzdem fand ich es verdächtig, dass ein Finanzservice auf den Kaimaninseln die Bezahlung vornahm. Vor allem, weil die Maklerin uns diese Tatsache verschwiegen hatte. Dadurch wurde Danielle Chapman in meinen Augen nur noch verdächtiger. Und eine Anfrage bei diesem Finanzservice wäre reine Zeitverschwendung. Die Kaimaninseln waren nicht umsonst ein Eldorado für halbseidene Geschäfte. Das FBI konnte dort nicht auf großes Entgegenkommen hoffen.
Für mich war die Sache mit der Stromrechnung nur ein Hinweis darauf, dass Danielle Chapman von der Drogenplantage gewusst hatte. Doch das mussten wir ihr beweisen, und das war uns jetzt noch nicht möglich.
Stattdessen erfuhr ich von der Pathologin Jenny Bolder spannende Neuigkeiten. Sie rief wenige Minuten nach meinem letzten Telefonat an.
»Ich habe gerade die Obduktion von Nick Mulligans Leichnam beendet, Jerry. Dabei bin ich auf eine interessante Sache gestoßen. Dass Mulligan durch ein Fünfundvierziger-Projektil getötet wurde, hat euch mein Kollege ja schon am Tatort mitgeteilt. Aber bei der Blutuntersuchung habe ich einen sehr hohen THC-Gehalt in seinem Körper nachweisen können.«
Das ließ nur einen Rückschluss zu.
»Mulligan hat also regelmäßig Marihuana konsumiert?«, vergewisserte ich mich.
»Ja, daran gibt es keinen Zweifel. Seine Blutfettwerte waren außerdem zu hoch, aber das dürfte für euch nicht wichtig sein.«
»Vielen Dank, Jenny.«
Ich legte auf. Da der Lautsprecher eingeschaltet gewesen war, hatte Phil alles mitgehört.
»Der Paparazzo war also ein Kiffer, Jerry! Dann kann es kein Zufall gewesen sein, dass er ausgerechnet in diesem Drogenhaus Zuflucht gesucht hat. Sobald wir wissen, wer für die Plantage verantwortlich ist, haben wir den Mörder.«
Das war zumindest eine Möglichkeit. Doch bevor ich meinem Freund antworten konnte, klingelte schon wieder mein Telefon. Diesmal war Danielle Chapman am Apparat.
»Ich würde Ihnen wirklich gern dabei helfen, Ihren Fall zu lösen, Agent Cotton. Aber leider habe ich heute tagsüber gar keine Zeit. Was halten Sie davon, wenn wir uns heute Abend um 21 Uhr in der Rhino Bar treffen?«
»Für mich klingt das eher nach einer Verabredung.«
Die Maklerin stieß ein gurrendes Lachen aus.
»Wäre eine Verabredung mit mir so etwas Schlechtes, Agent Cotton?«
»Das habe ich nicht gesagt. – Okay, dann sehen wir uns in der Rhino Bar .«
Phil grinste mich an, nachdem ich das Gespräch beendet hatte.
»Was können wir aus diesem Anruf schließen?«
Ich lächelte ebenfalls.
»Danielle Chapman hat es soeben geschafft, sich auf Platz eins meiner Verdächtigen-Liste vorzukämpfen. Noch wissen wir nicht, ob sie für den Tatzeitpunkt überhaupt ein Alibi hat. Aber wahrscheinlich wird sie heute Abend versuchen, mir unseren Ermittlungsstand zu entlocken. Wir sollten umgehend Mister High informieren.«
Zum Glück hatte der Chef sofort Zeit für uns. Phil und ich gingen zu ihm. Ich berichtete von der Verabredung. Natürlich ist es nicht in Ordnung, wenn sich ein Agent privat mit einer Verdächtigen trifft. Das war uns allen bewusst.
»Dann wollen Sie also zum Schein auf die Annäherungsversuche dieser Maklerin eingehen, Jerry?«
»Ich will die Frau in Sicherheit wiegen, Sir. Danielle Chapman darf nicht bemerken, dass sie im Fokus unserer Ermittlungen steht. Ich werde ihr eine Geschichte auftischen, die mit unserer wirklichen Arbeit nichts zu tun hat. Sie soll glauben, dass sie mich um den kleinen Finger gewickelt hat. – Es wäre auch hilfreich, die
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