Jerry Cotton - 2921 - Der Profit des Todes
Kommentaren zurück. Das hier war ja nicht unser Fall, jedenfalls nicht offiziell.
Deshalb gab ich zunächst meine Zeugenaussage zu Protokoll. Ich erzählte Ron Banner alles, was ich über den Paparazzo wusste. Auch die Anrufe und die Ankündigung von wichtigen Informationen ließ ich nicht unerwähnt. Der Zivil-Cop nickte mir zu.
»Danke, Agent Cotton. Wir melden uns bei Ihnen, falls wir noch mehr über das Opfer wissen müssen.«
***
Am nächsten Morgen arbeiteten wir im Field Office weiter an unserem Chinatown-Fall. Doch das ungelöste Mord-Rätsel störte meine Konzentration. Natürlich fragte ich mich auch, ob ich Mulligans Tod nicht hätte verhindern können. Aber der Paparazzo war ja bei seinen Anrufen niemals konkret geworden. Und angesichts seines Verhaltens war es nicht leicht gewesen, ihn ernst zu nehmen.
Am späten Vormittag bat uns Mr High in sein Büro.
»Ich habe mit dem Chief of Department des NYPD gesprochen«, sagte der Assistant Director. »Wir sind übereingekommen, dass Sie nach dem Mörder von Nick Mulligan fahnden sollen, Jerry und Phil. Offenbar hatte das Opfer ja Informationen für das FBI. Daher müssen wir davon ausgehen, dass dieser Fall auch in unsere Zuständigkeit fällt. Von der Chinatown-Ermittlung ziehe ich Sie einstweilen ab.«
»Dann werden wir gleich nach Queens fahren und eine offizielle Übergabe machen«, sagte ich.
»Sehr gut, Jerry. Geben Sie mir Bescheid, falls Sie und Phil die Unterstützung durch weitere Kollegen benötigen.«
Wir verabschiedeten uns und machten uns auf den Weg zum 114. Polizeirevier. Dort wurden wir bereits von Ron Banner und Lynn Fairchild erwartet. Die beiden Zivil-Cops schienen nicht allzu unglücklich darüber zu sein, dass sie den Fall an uns abgeben mussten. Auf ihren Schreibtischen stapelte sich die Arbeit. Wie die meisten NYPD-Leute konnten sie sich über Beschäftigungsmangel nicht beklagen. Das hatten sie mit uns Agents gemeinsam.
»Wir haben gestern noch mit dieser Maklerin gesprochen, die bei Smith & Partner für das Haus mit der Marihuana-Plantage zuständig ist«, berichtete Banner. »Ich konnte sie auf ihrem Handy erreichen. Sie heißt Danielle Chapman. Und sie schien aufrichtig bestürzt zu sein.«
»Wirkt sie glaubwürdig?«
»Schwer zu sagen, Agent Cotton. Einerseits hat sie der Mord in dem Haus richtig mitgenommen. Andererseits haben ja alle Immobilienmakler auch eine schauspielerische Begabung, um ihre Objekte besser anpreisen zu können. Das ist jedenfalls meine Meinung.«
»Da würde ich Ihnen nicht widersprechen«, bemerkte Phil trocken. Für mich war ohnehin klar, dass wir möglichst bald persönlich mit dieser Danielle Chapman sprechen mussten. Es war den Detectives nicht gelungen, weitere Zeugen zu finden. Nach wie vor gab es keine genauere Beschreibung von dem verdächtigen dunklen Fahrzeug, das kurz nach dem Schuss weggefahren sein sollte.
»Die endgültigen Ergebnisse der Spurensicherung liegen noch nicht vor«, sagte Lynn Fairchild. »Aber die SRD-Spezialisten haben uns nicht besonders viel Hoffnung gemacht. Ein Fenster im Obergeschoss stand offen, es gab aber keine Einbruchspuren. Wir gehen trotzdem momentan davon aus, dass sich weder das Opfer noch der Täter vor dem Mord länger in dem Drogenhaus aufgehalten haben.«
Das war auch meine Meinung. Doch viel entscheidender fand ich die Frage, ob es eine Verbindung zwischen Nick Mulligan und der Marihuana-Plantage gab. Ron Banner und Lynn Fairchild überreichten uns jedenfalls ihre bisherigen Ermittlungsergebnisse und wünschten uns viel Glück. Dann widmeten sie sich wieder anderen Aufgaben.
***
Phil und ich fuhren direkt zum Büro der Maklerfirma Smith & Partner . Es befand sich in der sechsten Etage eines repräsentativen Hochhauses an der Fifth Avenue. Dort residierten Firmen, die sich kein eigenes Gebäude leisten konnten, aber trotzdem eine hochkarätige Adresse auf ihre Visitenkarten drucken lassen wollten.
Wir hatten uns nicht angemeldet. Dadurch bestand natürlich die Gefahr, dass Danielle Chapman nicht an ihrem Arbeitsplatz war, sondern gerade irgendwelche Besichtigungen machte. Doch wir fanden sie eifrig telefonierend hinter ihrem Schreibtisch. Eine junge Praktikantin brachte uns zu der Maklerin, nachdem wir uns mit Hilfe unserer FBI-Ausweise Einlass verschafft hatten.
»Es handelt sich um ein absolutes Traumobjekt, Mister Kent. Aber es gibt sehr viele Interessenten, wie Sie sich denken können … doch ich würde es gerne Ihnen verkaufen, weil
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