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Jetlag

Jetlag

Titel: Jetlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edna Schuchardt
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Sache raus, ja! Ich rede mit deinem Sohn, nicht mit dir."
    Hilde-Marie war unter dem Anpfiff merklich geschrumpft.
    "Aber..." stammelte sie, deutlich beeindruckt.
    "Nichts aber." Claire packte sie an den Schultern, drehte sie herum und schob sie aus dem Raum.
    Kaum hatte seine Mutter das Zimmer verlassen, brach Bertram in helle Tränen aus.
    "Mutter, ich will aber kein Kind. Ich will überhaupt niemanden um mich haben. Und ich habe Angst vor schwangeren Frauen. Ich..."
    "Halt die Klappe, Bert." Claire knallte ihren Verlobungsring auf den Schreibtisch. "Du kannst aufatmen. Ich denke nicht daran, dich zum Vater zu machen. Das Baby ist nicht von dir. Ich bin nur gekommen, um dir zu sagen, daß es aus ist."
    Bertrams Stimmung schlug sofort um.
    "Schlampe!" schrie er Claire an, plötzlich mutig geworden. "Das mir, der ich dir immer treu war. Der dich geliebt und verehrt hat, mir tust du das an!"
    "Blas dich nicht auf, Bertram Kleefisch!" brüllte Claire zurück. "Du hast mich weder geliebt, noch verehrt. Ich war bloß die einzige Frau, vor der du keine Angst hattest, das war alles. Du warst glücklich, weil ich dich in Ruhe gelassen habe und dir nicht ständig mit irgendwelchen Reglements in den Ohren lag. Das war alles, was dir an mir gefiel und du wußtest schon lange, daß wir beide niemals wirklich heiraten wollten."
    "Natürlich wollte ich dich heiraten", behauptete Bertram im Brustton der Überzeugung. "Frag' meine Mutter. Mutter!"
    "Danke, ich kann Hilde-Marie jetzt nicht sehen." Claire machte auf dem Absatz kehrt und stürmte aus dem Aufenthaltsraum. "Glaube mir, Bertram, ich tue dir mit unserer Trennung nur einen Gefallen. Bleib bei deiner Mutter und werde glücklich. Ich schicke dir demnächst deine Geschenke zurück."
    "Vergiß die Sammeltassen nicht, die Mutter dir von unseren Urlauben mitgebracht hat!" rief Bertram ihr zum Abschluß hinterher.
    Claire stockte für einen Moment der Herzschlag. Himmel, die Sammeltassen! Die hatte sie - ja, wo hatte sie die denn gelassen?
    Zum Teufel mit den geschmacklosen Dingern! war ihr nächster Gedanke. Um einiges erleichtert eilte sie aus dem Laden.

Kapitel 21
    So, was war als nächstes zu tun? Claire stand an der Ecke Langgasse/Wilhelmstraße und sah den vorbeifahrenden Stadtbussen zu, die sich selbstbewußt durch den dichten Wiesbadener Innenstadtverkehr zwängten. Heute war der Tag des Großreinemachens. Erst das Umfeld cleanen und dann an die Feinheiten gehen, hatte Claire sich vorgenommen. Und zum Umfeld gehörte auch David Sundrove, der geliebte Daueranrufer.
    Vor diesem Anruf grauste es Claire am meisten. David war ein netter Kerl. Sie liebte ihn, sehnte sich nach ihm, heute mehr denn je. Aber er hatte ihr einmal in einem Gespräch gesagt, daß er sich seine Zukunft sehr gut ohne Kinder vorstellen könne. Deshalb glaubte sie nicht, daß David ihre Neuigkeit mit heller Freude aufnehmen würde.
    "Ich fresse die kleinen Bälger nicht gleich auf, wenn sie mir begegnen", hatte er gesagt. "Aber ich muß sie auch nicht unbedingt auf den Arm nehmen und mit ihnen Da-da-da machen. Am liebsten sind mir die Kinder meiner Schwester. Die wohnen nämlich in Australien."
    Es war also nicht anzunehmen, daß sich David vor Freude ein Bein ausriß, wenn Claire ihm die frohe Botschaft verkündete. Vielleicht würde er danach nie wieder anrufen? Schließlich war es für ihn wirklich nicht schwer, sich aus dem Staube zu machen. Er befand sich ja bereits außerhalb der Gefahrenzone. Claire konnte klagen bis sie schwarz wurde, um an Unterhalt für ihr Baby zu kommen. Solange Dave in Amerika saß, konnte ihm kein deutsches Gericht wegen der Vaterschaft an den Kragen.
    Je länger Claire über die Sache nachdachte, desto mehr war sie davon überzeugt, daß David sie im Stich lassen und sein Fleisch und Blut verleugnen würde. Zuletzt empfand Claire sogar richtiggehend Wut in sich. Dieser Mistkerl machte es sich leicht. Drehte ihr erst einen Wurm an und versteckte sich dann in den Rocky Mountains! Aber der sollte bloß nicht denken, daß sie ihn anflehte, sie zu heiraten!
    Pah, sie war nicht auf seine Almosen angewiesen. Sie war überhaupt nicht auf ihn angewiesen. Sie war eine eigenständige Person mit einem eigenen Betrieb, von dem sie sehr gut leben konnte. Sie und das Kind! Sie brauchten keinen verweichlichten Volltrottel, der sie ernährte und denen sie den Dreck wegräumen mußten. Sie und das Baby würde wunderbar ohne auskommen. Ohne Papa und ohne diesen ganzen Beziehungsstreß! Ja,

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