Jetz is, wo früher inne Vergangenheit die Zukunft war (German Edition)
Aber gez nich hingehen, abfüllen und in Vandalismus ausarten, sondern sich gepflegte Pilsatmosphäre hingeben, dabei sein Herz ausschütten und sich aber immer wieder ein einschütten lassen. Und im Laufe von son Abend wurden die Probleme immer kleiner, bis die am Ende gar nich mehr da waren und wo man gar nich mehr wusste, warum bisse eigentlich hier? Ja, da musste man zwischendurch nomma nach Hause, um beie Ehefrau nachzufragen, wofür man eigentlich inne Kneipe gegangen war. Da hat dann sofort wieder die Hütte gebrannt, und da musste man drekt wieder in Löschzug. Das ewig alte Spiel.
In sonne Kneipe hattesse Freunde fürs Leben, zumindes, wenne ma ab und an ne Runde geschmissen has. Und dat war ja auch son Informationstreff. Da hasse alles erfahren. Wer mit wem und wann und wieso. Besonders montags war immer interessant, wenn die ganzen Frisöre da waren. Die hatten ja unter de Woche bei die ihre Schnippelei im Salong so einiges zu hören gekricht, wat oft ja gar nich salongfähig war.
Oder da hat man sich auch ma getroffen, um Fernseh zu kucken. Zu Hause hatte doch kaum einer en eigenes Empfängnisgerät. Und inner Kneipe stand er dann, schwarz auf weiß, der Schwarz-Weiß-Fernseher! Wat ham wir da für schöne Sachen gekuckt! Unvergesslich, vierunfuffzich, dat Endspiel, das Wunder von Bern! 200 Mann vor de Mattscheibe. Ja, eigentlich 199, weil, einer musste die Antenne halten. Ers wurd der sauber ausgerichtet, und dann durfte der nix mehr saufen, sons wär ja dat Bild verwackelt.
Ja, die ersten drei Reihen konnten auch wat sehen, aber die andern 23 Reihen dahinter nich mehr. Da wurd immer von vorne nach hinten durchgegeben, wat passiert war. Is klar, da war mitunter Konfussion.
Jedenfalls, wie ich da so reinkam bei de Heidi, da war sofort dat alte Feeling wieder da. Ja, die hat ja immer noch den alten Schwarz-Weiß-Fernseher, und en paar von die alten Kandidaten hängen da auch immer noch am Tresen. Ich glaub, seit vierunfuffzich. Der Löschzug, dat is eben en Überbleibsel aus vergangene Zeit, so wie Könige oder Echsen. Und ich frag mich allen Ernstes, wenn et solche Einrichtungen ma nich mehr geben sollte, wo willse dann noch hingehen, wenn zu Hause die Hütte brennt? Ich glaub, dann geh ich im Wasser!
Wie kann ich verhindern, dat die Tapeten nachn Tappezieren nich sofort wieder nach en paar Minuten oder manchma, wenn man Glück hat, auch ers am nächsten Tach wieder runterkommen?
Liebe Ratsuchende,
bestimmt kennt ihr auch dat Problem, wat grade in die Frage lang und breit beschrieben worden is.
Nesthocker Emil Kemper
Boh glaubse, unsereins bleibt auch nix erspart! Ich hab en Pflegefall anne Hacken! Zusätzlich zu mein Frau. Die brauch ja generell ganz viel Hege und Pflege. Dat is en ganz zartes Pflänzchen.
Nee, und zwar is die Mutter von den Emil Kemper im Heim. Aber jetz is nich die der Pflegefall, sondern der Emil selber stellt den Pflegefall dar, weil nämlich seine Mutter im Heim gegangen is. Die konnte nich mehr. Also, den Emil ertragen. Da war dat Heim praktisch ne Insel der Zuflucht vor ihr sein Sohn.
Tja, jetz sitzt der Emil da inne Wohnung vonne Mutter, ohne die, mutterseelenallein! Die kommt ihn nich ma besuchen. Und jetz hab ich ihn anne Backe, weil, ich kenn den Emil schon von klein auf, als der noch klein war. Da war ich damals schon der Onkel Herbert für ihn. Und der sacht auch heute noch Onkel Herbert, obwohl der mittlerweile 47 is.
Daran sieht man schon, dat der Emil nie richtig erwachsen geworden is. Bütterken schmieren, Wäsche waschen, Strümpfe stopfen, Haare waschen inne Badewanne, Klamotten einkaufen gehen, selbs Unterbuchsen, dat hat alles die Mutti Kemper für ihn erledigt. Anfangs noch freiwillig, später aus pure Verzweiflung. Weil der auch keine Frau fand, die für ihm ihn seine Mutti ersetzt hätte.
Anfangs ham wir ausm Bekanntenkreis noch versucht, ihn zu verkuppeln. Ach, dat is ja schon ewig her! Da war ja der alte Kemper noch da. Bis der sich dann mit eine von die zu Verkuppelnden abgesetzt hatte. Da war die Mutti Kemper damals ziemlich stinkig, also, auf den Emil, weil der sich dat Geschoss hat durche Lappen gehen lassen. Dat war aber auch en Geschoss! Da konnt die Mutti Kemper nich gegen anstinken. Nur der Emil fand die Mutti besser.
Ja, klassischer Ödiputz-Komplex! Kennen Se doch ause griechische Sagenwelt, wo der Sohn den Vatter loswerden will, damit er die Mutti für sich alleine hat. Dat hatte der Emil ganz geschickt eingefädelt! Von da ab hat der
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