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Jetz is, wo früher inne Vergangenheit die Zukunft war (German Edition)

Jetz is, wo früher inne Vergangenheit die Zukunft war (German Edition)

Titel: Jetz is, wo früher inne Vergangenheit die Zukunft war (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Knebel
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Taschentelefon ingstalliert. Dann kam dat immer bei mir ause Hose raus, zusammen mit Vibratoralarm, weiße, wo et so rüttelt. Ja, dat hatt ich aber nur gemacht, um mein Frau en bissken zu foppen.
    Ja, ich hab dat dann aber wieder weggemacht, nachdem ich damit in eine peinliche Situation geraten war bei de Beerdigung von den Artur Braun. Gerade im Moment, wo ich da anne Aushebung steh, um ihn mitte Schüppe noch ein mitzugeben auf ihm sein Weg im Jenseits, erreichen mich auf einma die Funkwellen inne Buxe.
    Ich hab dann ers so getan, als wenn dat nich aus mir käm, ich mein, war ja auch nich meine Stimme. Kennen Se doch, so peinliche Situation, wenn man mit mehrere Fahrgäste in ein Fahrstuhl sitzt und einer hat ein gehen lassen, da lässt der sich ja auch nix anmerken. Son Pups, der lässt sich ja nich orten. Da is ja schwer zu sagen, bei wen der vorher inne Buxe war. Aber bei meine Buxe wurd dat immer deutlicher, vor allem durch den Vibratoralarm. Die war so am Flattern, als würd ich im Wind aufe Leine hängen!
    Ich hab mich so geschämt, ich wär fast selber gestorben. Aufe Beerdigung von ein anderen! Na ja, unter Kostengesichtspunkte wär dat natürlich ein Schnäppchen gewesen. Sonne Mitfahrgelegenheit im Jenseits krisse nich oft angeboten.
    Zum Glück hat et dann irgendwann aufgehört. Aber ich musste mir noch wochenlang Kritik anhören wegen mein Telefon. Obwohl die Stimmung aufe Beerdigung anschließend deutlich besser war.
    Ja, aber dadurch wurd mir dat so richtig am eigenen Leib vorgeführt, wat dat fürn Armutszeugnis is, weil, et klingelt ja nich nur aufe Beerdigung, sondern überall: im Kino, Theater, am Arbeitsplatz, Restaurant, im Gespräch … Am Anfang war dat ja noch ganz witzig, wenn von einen ein Handy ging, und statt Klingelingeling kam dann «Maschendrahtzaun» oder Kavallerietrompete, U-Boot-Alarm oder die dicken Glocken vom Sankt Peter. Herrliche Sachen gab et da! Aber heute is dat doch imflationär! Überall wirse zugebimmelt mit irgend son Scheiß, den keiner mehr hören will!
    Wat war dat früher schön, weiße, wo jeder en schwarzes Telefon hatte, den legendären Wählapparat 48! Der stand zu Hause, da, wo er hingehörte. Mit Schnur! Da hatte jeder dat gleiche Klingeln, ob jung oder alt, Mann oder Frau, schwarz oder weiß. Vorm Telefon waren alle gleich! Zumindest die, die et sich leisten konnten, en Telefon zu haben.

Heimlich rauchen
    Boh glaubse, seit Wochen werd ich jetz verschärft kontrolliert! Regelrecht überwacht! In meine eigene vier Wände! Dat sind Zustände wie inne DDR, also … wie inne frühere DDR, weil, mittlerweile hat sich da ja auch einiges getan. Aber bei uns inne Wohnung geht et grad wieder in die andere Richtung. Und zwar is mein Frau der Stasi, und ich bin das Volk. Gez hat mein Frau zwar keine Mauer gebaut, dafür aber Rauchermelder.
    Wat soll ich Sie sagen, die Tage kam ich nach Hause, da steht mein Frau aufe Leiter und bohrt. Aber nich inne Nase, dafür brauch die ja keine Leiter, sondern inne Decke mitte Maschine. Zwei Löcher hatte se schon gemacht, schön S-8er-Dübel versenkt, richtig fachmännisch. Ich war richtig beeindruckt.
    Ja, jetz wusst ich ja gar nich, wat auf mich zukommt, also, warum sie am Bohren war. Und ich sach so, aus sonne Laune raus, Guste, wat machse da? Wollse ne Liebesschaukel für uns ingstallieren? Und ich seh uns schon inne Phantasie, wie wir aufe Schaukel zugange sind, und denk noch so dabei, oh, oh, ob 8er-Dübel dafür reichen?
    Da sacht sie, ich gib dir gleich Liebesschaukel! Du has mich lange genug verschaukelt mit deine heimliche Raucherei! Ja, und dann hat die tatsächlich in alle Zimmer von unsre Wohnung Rauchermelder angebracht, sogar auch ein aufm Klo. Dabei rauch ich doch schon seit Jahren nich mehr. Jedenfalls nich viel mehr.
    Lange Zeit hat sich mein Frau bei ihre Schnüffelei ganz auf ihre Nase verlassen. Da hat se mich immer drangekricht. Dann hatte ich aber so ausgeklügelte Techniken entwickelt, um den Rauchgeruch vor sie zu verheimlichen. Ers hab ich bei offenem Fenster geraucht, dann in den laufenden Staubsauger rein. Dann hab ich versucht, die Wohnung mit andere Gerüche vollzumachen: bei offene Ofenklappe ne Tiefkühlpizza reingeschmissen, damit der Pizzamief sich inne Wohnung ausbreitet, frischen Kaffee gekocht wegen dem Verwöhnaroma, bissken Kölnisch Wasser aum Teppich gekippt, Aschenbecher mit Sackrotan ausgewaschen und, und, und. Dat war ne Maloche! Und alles nur wegen eine scheiß Zigarette!
    Und dann

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