Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer
mirrrr ja schön in die Falle gegangen. Har har har!«
»Sie sollten lieber nicht so laut lachen!« rief Jim zornig. »Geben Sie die Kinder freiwillig heraus oder nicht?« Der Drache mußte sich geradezu die Seiten halten vor Heiterkeit.
»Nein!« prustete er. »Nein, du schmutzige kleine Krrrrabbe, das werrrde ich bestimmt nichchchcht tun.« Plötzlich brach sein Gelächter ab. Er funkelte Jim gefährlich an und knurrte:
»Alle diese Kinderrrr gehörrrren mirrrr, mirrrr ganz allein, verrrstehst du? Niemand hat mehr ein Rrrrrecht auf sie. Ich habe sie alle von der , Wilden Dreizehn’ gekauft. Ich habe dafür bezzzzahlt! Jetzt gehörrrren sie mirrrrrrrr!«
»Aber woher hat die ,Wilde Dreizehn’ die Kinder, die sie ihnen verkauft?« fragte Jim und blickte dem Drachen fest in die Augen.
»Das geht dich garrrr nichts an!« fauchte der Drache erbost. »Doch, Frau Mahlzahn!« antwortete Jim tapfer. »Das geht mich schon was an. Die kleine Prinzessin zum Beispiel is’ geraubt worden!«
Der Drache geriet völlig außer sich vor Wut. Er peitschte den Boden mit seinem langen Schwanz und kreischte:
»Das ist mirrrrr ganzzzz gleich! Jetzt gehört sie jedenfalls mirrrrrrr!!!!!!! Und du gehörrrrst auch mirrrrrrrr!!!!!!! Und deine Heimat wirst du niemals wiedersehen, du Schwachchchchchkopf! Ich lasse dich nie wieder forrrrrrrrrrrrrrrttttttttttt!«
Dabei stampfte er langsam auf Jim zu.
»Chchchchchchch!« fauchte er. »Zzzzzzzur Begrüsssssung werde ich dich erst einmal tüchchchchchtig durrrrrchprügeln , mein Herzzzzzchen, daßßßßß dir dein vorlautes Mundwerrrrrk verrrrrrrgeht!«
Und er griff mit seiner riesigen Tatze nach dem Jungen. Aber Jim wich geschickt aus. Der Drache schlug mit dem Stock um sich, aber die Hiebe gingen ins Leere. Wie ein Wiesel lief Jim um das große steinerne Pult und die Schulbänke herum. Der Drache blieb ihm hart auf den Fersen, aber es gelang ihm nicht, den Jungen zu erwischen. Er wurde immer erboster, und vor Wut und Ärger lief er rot und grün an, und auf seinem Leib bildeten sich überall Warzen und Beulen. Es war wirklich ein äußerst unappetitlicher Anblick.
Jim geriet allmählich außer Atem. Er mußte husten und nach Luft ringen, denn der Drache spuckte fortwährend Rauch und Feuer. Wo mochte nur Lukas bleiben? Er hatte doch versprochen, mit Emma zu Hilfe zu kommen. Der ganze große Raum war bereits voller Qualm, und Jim konnte kaum noch sehen, wohin er lief. Da endlich erscholl Emmas heller Pfiff. Der Drache fuhr herum und erblickte durch die Rauchschwaden ein furchterregendes Ungetüm, das mit hellflammenden Augen auf ihn zu kam. Dieses Ungeheuer schien zwar nicht ganz so groß zu sein wie er selbst, aber dicker und kräftiger. »Wasssss wollen Sie hierrrrr?« kreischte der Drache in äußerster Wut. »Werrrrr hat Ihnen errrrrlaubt… ?«
Weiter kam er nicht mehr, denn Emma brauste wie ein Orkan auf ihn los und versetzte ihm mit ihren Puffern einen heftigen Stoß. Der Drache schlug mit seinen mächtigen Tatzen und dem langen gepanzerten Schwanz zurück. Und nun entspann sich zwischen den beiden ein Zweikampf von furchtbarer Wildheit.
Der Drache heulte und kreischte und fauchte und spie ununterbrochen Feuer und Rauch gegen Emma und setzte ihr so hart zu, daß es eine ganze Weile fraglich schien, wer die Oberhand behalten würde. Aber Emma ließ sich nicht einschüchtern. Sie spuckte ebenfalls aus Leibeskräften Funken und Rauch und rollte wieder und wieder zu einem neuen Angriff vor. Nach und nach ging dabei ihre Drachen Verkleidung in Stücke, und es kam immer deutlicher zum Vorschein, daß sie kein Ungeheuer, sondern eine Lokomotive war.
Die Kinder, die angekettet auf ihren Bänken bleiben mußten und nicht weglaufen konnten, verfolgten den Zweikampf anfangs voller Entsetzen. Als sie aber die wahre Natur des fremden Drachen entdeckten, jubelten sie und feuerten Emma begeistert an:
»Eine Lokomotive!« schrien sie. »Bravo, Lokomotive! Hoch die Lokomotive!«
Schließlich holte Emma zu einem letzten Anlauf aus und traf den Drachen noch einmal mit aller Wucht, und der Drache fiel um und lag hilflos auf dem Rücken und streckte alle viere von sich. Lukas sprang aus dem Führerhäuschen und rief: »Schnell, Jim! Wir müssen ihn fesseln, ehe er wieder zu sich kommt!«
»Aber womit?« fragte Jim, noch völlig atemlos.
»Hier, mit unseren Ketten!« schrie aufgeregt der kleine Indianer. »Nehmt ihm den Schlüssel ab. Er trägt ihn an einer Schnur um den Hals!«
Jim sprang
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