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Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft

Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft

Titel: Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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  1 Einführung: Menschen und ihre Landschaft
Raum, Umwelt, Landschaft
    Eine Umgebung kann zur Landschaft werden, wenn man sie bewusst wahrnimmt. Der Blick mag an einigen ihrer Teile länger haften bleiben als an anderen: am Land oder Wasser oder dem Himmel darüber, Berg oder Tal, Bach, Fluss oder See, Fels, Düne oder Ebene, an Pflanzen und Tieren, Wäldern, Wüsten, Feldern oder Wiesen. Es kann darin Häuser und Straßen, Städte und Dörfer, Industrieanlagen oder Abraumhalden geben. Alle diese Bestandteile können zu einer Landschaft gehören, wenn ihr Betrachter sie dazu zählen möchte
(Abb. 1–1)
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    Menschen verändern ihre Umwelt seit ungefähr zehn Jahrtausenden. Sie machten sich die Erde untertan, wie es in der Bibel heißt. Dabei wurden Landschaften kulturell geprägt. Parallel dazu reflektierten Menschen über Landschaften und deren Wandel. Sie gingen dabei stets davon aus, dass es einst eine Welt ohne Menschen gegeben hatte. Diese Welt wurde später von Bauern in Besitz genommen und immer weiter umgestaltet. Dadurch bildeten sich immer wieder anders geprägte Landschaften heraus. Sie wurden interpretiert und bewertet; einige hielt man für besonders interessant oder spektakulär, andere wurden mit einem Paradies gleichgesetzt, angesichts als negativ bewerteter Veränderungen beklagte man den Verlust des einstmals Schönen. Menschen hielten bestimmte Landschaften für natürlich, andere für kulturell geprägt und wieder andere für zerstört. Als Natur sollte das gelten, was bereits vor der menschlichen Prägung bestanden hatte, als Kultur aber das Menschenwerk. Doch im Verlauf der lange währenden Umgestaltung von Landschaft entstand immer aufs Neue das Problem, zwischen Natur und Kultur zu unterscheiden.
    Abb. 1-1 Hochgebirgslandschaft bei Grindelwald. Man erkennt Grünland im Tal und auf der Hochebene, Wälder, einen Wildfluss, Siedlungen, Straßen, ein Kieswerk. Alles gehört zur Landschaft.
    So machte man sich oft keine genauen Gedanken darüber, ob der Zustand «vor den Menschen», den man für einen Naturzustand von Landschaft hielt, vor ihrer individuellen Lebenszeit, vor einem bestimmten Zeitalter oder vor der Entwicklung der Menschheit insgesamt bestanden haben sollte.
    Damit war ein zweites Problem verbunden: Landschaften standen immer wieder unter anderen kulturellen Einflüssen und veränderten sich dadurch. Ein früherer Zustand von Landschaft wurde oft für «natürlich», «natürlicher» oder «naturnäher» gehalten, ein anderer, neuerer als «unnatürlich» oder «naturfern» bezeichnet.Eine solche Unterscheidung fußt aber nicht auf wissenschaftlichen Fakten, sondern war (und ist) von Ideen und Emotionen geprägt.
    Daraus kann ein drittes Problem abgeleitet werden: Wandel ging nach Ansicht der Betrachter einer Landschaft offensichtlich vor allem von Menschen aus. Natur hielt man dagegen für das Beständige, das durch den Eingriff des Menschen, den Wandel der Kultur verändert oder zerstört wurde. Auch diese Ansicht beruht auf Emotionen und nicht auf kritischer Reflexion.
    Mit all dem hängt ein viertes Problem zusammen: Die Interpretationen und Ideen, die die Menschheit zu Landschaften, zu deren möglicher Zerstörung, zu Natur und Kultur entwickelte, wurden von Jahrtausend zu Jahrtausend kulturell tradiert. Dabei verfestigten sich Vorstellungen und Ideen zu Natur und Kultur, die nicht auf einer wissenschaftlichen, sondern einer emotionalen Grundlage fußen.
    An allen diesen Problemen kann eine wissenschaftliche Betrachtung von Landschaft ansetzen. Es geht darum zu klären, was eine Landschaft ist, wie sie von Natur und Kultur geprägt wurde und wird, welche Interpretationen und Ideen dazu entwickelt wurden und wie diese Gedanken in der Folgezeit auf das Verhältnis von Menschen zu ihrer Umwelt einwirkten. Stets darf nicht nur der heutige Zustand von Landschaft betrachtet werden, sondern Bedeutung hat auch ihr Wandel in der Vergangenheit, also ihre Geschichte. Nur dieser Teil des Wandels einer Landschaft kann klar dargestellt werden. Über ihren zukünftigen Wandel lässt sich dagegen trotz aller für objektiv gehaltenen Berechnungen, Simulationen und Modelle nur spekulieren.
Natur, Kultur und Interpretation
    Bei der Betrachtung von Landschaft sind stets die drei Aspekte Natur, Kultur und Interpretation zu bedenken. Sieht man Landschaft als Ergebnis eines raumzeitlichen Kontinuums, bleiben Widersprüche zu landläufigen Ansichten über Natur und Kultur nichtaus. Jede Landschaft

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