Jinx - der verfluchte Liebeszauber
geschminkten dunklen Augen. »Darf ich vorstellen: Shawn.« Sie zeigte auf einen blonden Jungen, der auf der Kante eines Glastischs hockte. Er trug eine graue Hose, ein weißes Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln und eine locker geknotete rot-blau gestreifte Krawatte. »Beachte den Idioten am besten gar nicht. Und das da ist Robert – mein Freund.«
Ein Junge mit dunklen Haaren, der genauso angezogen war wie Shawn, nickte mir zerstreut zu, während er eine Zigarette drehte.
Nur dass es, wie ich bei genauerem Hinsehen bemerkte, keine normale Zigarette war.
»Das ist Gretchen.« Chanelle deutete auf ein großes, langbeiniges Mädchen, das auch aussah wie ein Model – allerdings blond, mit gepiercter Augenbraue – und die gleiche Schuluniform anhatte wie Chanelle. »Und das ist Lindsey.« Lindsey hatte ebenfalls eine Schuluniform an und sah aus wie eine etwas kleinere Ausgabe von Gretchen ohne Piercing. Dafür trug sie ein rotes Samtband um den Hals und hatte feuerrot geschminkte Lippen.
Die beiden Mädchen nahmen mich kaum zur Kenntnis und schienen sich weit mehr für ihren Eistee zu interessieren, den sie aus großen Gläsern schlürften.
»Okay.« Shawn rieb sich die Hände. »Ist die Vorstellungsrunde jetzt beendet? Können wir endlich wieder zum Wesentlichen kommen?«
In der Ecke des Pavillons räusperte sich jemand.
»Ups«, sagte Chanelle. »Entschuldige bitte. Das ist Zack.«
Ein Junge, der lässig auf einer Bank saß, prostete mir mit einer Coladose zu. »Hallo, Cousine Jean aus Iowa«, sagte er mit tiefer, leicht heiserer Stimme und lächelte mich an. Im Gegensatz zu den anderen Jungs hatte er keine Schuluniform an, sondern trug Jeans und ein grünes T-Shirt. Er sah aus, als wäre er ein oder zwei Jahre älter als die anderen, die eher in meinem Alter zu sein schienen.
Und er sah gut aus. Richtig gut. Wie ein breitschultriger, dunkelhaariger, grünäugiger griechischer Gott, um genau zu sein.
»Hast du nicht gerade gesagt, dass du gehen musst?«, sagte Shawn zu Zack und klang dabei nicht sonderlich freundlich.
»Stimmt, hab ich gesagt.« Zack rutschte auf der Bank ein Stück zur Seite, damit ich mich hinsetzen konnte – sonst war kein Platz mehr frei. »Aber ich hab’s mir gerade anders überlegt.«
»Wie du meinst«, knurrte Shawn. »Ich find’s gut, dass du noch bleibst, Zack«, sagte Tory und griff dann nach dem Krug mit dem Eistee, der auf dem Boden stand, um mir etwas davon einzuschenken. »Du machst bei unseren kleinen Partys sonst nie richtig mit.«
»Vielleicht hab ich einfach keine Lust, mich schon tagsüber zuzudröhnen.«
»Ich wär am liebsten vierundzwanzig Stunden pro
Tag zugedröhnt«, sagte Robert sehnsüchtig, während er das Zigarettenpapierchen anleckte.
»Aber genau das bist du doch«, sagte Chanelle, die nicht so aussah, als wäre sie besonders glücklich darüber.
»Okay, wo waren wir stehen geblieben?«, wandte Tory sich an Shawn. »Ach ja. Ich brauche auf jeden Fall einen Vorrat, der mich durch die Zwischenprüfungen bringt. Was ist mit dir, Chanelle?«
»Hm …« Während Chanelle nachdachte, fiel mir auf, dass der Pulli, den sie sich um die Hüften geknotet hatte, genauso blau war wie die Streifen in den Krawatten der Jungs. Anscheinend gingen sie alle auf dieselbe Schule, wahrscheinlich die Chapman School, auf die ich – auch aufgrund gewisser unglücklicher Umstände – kurz vor Ende des Schuljahrs kommen würde.
Ich schluckte und verdrängte jeden Gedanken an diese unglücklichen Umstände, bevor sich der Knoten in meinem Magen noch enger zusammenzog.
»Eigentlich brauch ich nichts«, sagte Chanelle. »Gott, Chanelle.« Tory schnaubte verächtlich. »Denk an die Prüfungen. Und dann ist ja bald auch der Frühlingsball. Willst du da etwa als fette Kuh hin? Hallo?«
»Gott, Torrance«, äffte Chanelle meine Cousine nach. »Denk an die Mitesser! Und die Pickel! Willst du, dass meine Kosmetikerin mich umbringt? Hallo?«
Lindsey musste so kichern, dass ihr der Eistee zu den Nasenlöchern rausspritzte.
»Ferkel!« Tory verzog angewidert das Gesicht.
Lindsey wischte sich mit dem Ärmel über die Nase und sagte: »Ich nehm zwanzig.«
»Zwanzig«, wiederholte Shawn und tippte etwas in sein iPhone, das er aus einem Rucksack gezogen hatte, der auf dem Boden lag. »Wie viele willst du, Tor?«
»Auch zwanzig«, sagte Tory.
Sie zündete sich eine Zigarette an und ignorierte mich demonstrativ, obwohl ich sie entgeistert anstarrte. Ich war
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