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Joe Golem und die versunkene Stadt

Joe Golem und die versunkene Stadt

Titel: Joe Golem und die versunkene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Mignola
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sich schließenden Dimensionsvorhang gezogen, die andere stürzte auf der gleichen Kreuzung, auf der das Felix-Wesen seine erbärmliche Einsamkeit hinausgeschrien hatte, in den Fluss.
    Molly hielt eine Hand vor den Mund und beobachtete entsetzt, wie Cocteaus Oberkörper vorbeitrieb. Er tanzte auf dem Wasser. Weiße Haut und weißes Haar glitzerten im Licht von Mond und Sternen, das durch die verbliebenen Wolken fiel. Nur ganz kurz erhaschte sie einen Blick in sein Gesicht und sah sein hingerissenes Lächeln, dann musste sie sich abwenden.
    Sie drückte sich an Joe, doch statt menschlicher Wärme musste sie sich mit dem kühlen Trost begnügen, den ihr der Golem mit seiner rauen, steinernen Umarmung bieten konnte.

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Kapitel 24
    W ährend Molly sich an Joe festhielt, hörte sie aus der Ferne die Geräusche einer Stadt, die allmählich begreift, dass das Schlimmste vorüber ist. Innerhalb weniger Minuten würden Hunderte von Booten die Kanäle und Wasserstraßen von Lower Manhattan durchpflügen. Die einen würden versuchen, der Verwüstung zu entkommen, die anderen, ihre Freunde und Nachbarn zu retten. Selbst Diebe und Kanalratten kümmerten sich in solchen Zeiten umeinander.
    Molly fragte sich, wie viele Menschen heute gestorben, wie viele Gebäude eingestürzt und wie viele auf eine Weise beschädigt worden waren, die nicht sofort ins Auge fiel. Sie hatte ganze Viertel genau gekannt, jede Strickleiter und jede Behelfsbrücke, doch jetzt müsste sie sich jedem Bauwerk, das noch stand, mit großer Vorsicht nähern und auf jeden Schritt achten. Jeder würde sich so verhalten.
    Und Uptown? Die Bewohner von Lower Manhattan   – der ursprünglichen Versunkenen Stadt   – würden sich selbst um sich kümmern, das hatten sie immer schon getan. Die Menschen von Uptown hingegen hatten jahrzehntelang in einer Blase des Selbstbezugs gelebt und sichfür perfekt und privilegiert gehalten. Was würden sie nun anfangen, da die Türme eingestürzt waren und ihr utopischer Traum in Trümmern lag? Molly nahm an, dass sie rasch Hilfe aus den umliegenden Gemeinden erreichen würde, Ortschaften auf der anderen Seite der Brücken, die nun wahrscheinlich zerstört waren. Die Menschen ständen unter Schock, wüssten nicht aus noch ein und fragten sich, wieso solch eine Katastrophe über sie gekommen war und wie sie jetzt weitermachen sollten.
    Die meisten Uptowner hatten ihr Leben lang vorgegeben, Lower Manhattan sei im Grunde verlassen, einem alten Spukhaus ähnlich, ein Ort, für den sich nur Kinder und Abergläubische interessierten. Doch Molly hatte das Gefühl, dass sie bald auf Lower Manhattan achtgeben würden. Wenn sie sich von der Katastrophe erholen und die Stadt wieder aufbauen wollten, wenn sie in der Versunkenen Stadt überleben wollten, mussten sie nach Süden blicken. Sobald sie um Hilfe baten, gestanden sie ein, dass viele Jahre verstrichen waren, ohne dass sie selbst Hilfe angeboten hätten.
    Molly fragte sich, ob Manhattan eine geteilte Stadt bleiben oder ob die Katastrophe Uptown und Downtown endlich wieder vereinen würde, in Verzweiflung und Hoffnung.

    Mehrere Querstraßen entfernt schrie jemand. Schon vorher musste es Schreie gegeben haben, doch in dem Chaos ringsum hatte Molly sie nicht gehört. Dieser Schrei jedoch durchschnitt den Abendhimmel so klar und deutlich wie eine Kirchenglocke. Nach ein paar Sekunden verstummte der Schrei.
    Die hohe, panische Stimme gehörte einer Frau. Molly konnte sich vorstellen, dass sie eine Ehefrau, Mutter oder Geliebte war, die aus Trauer über den Verlust des Mannes, eines Kindes oder des Geliebten aufgeschrien hatte. Doch es war nicht allein der Tod, der ihr diesen Schrei entlockt hatte   – es lag an dem brutalen Eindringen der Veränderung, dem Wissen, dass nichts wieder so sein würde, wie es gewesen war.
    Molly erschauerte bei dem Gedanken. Ihr stockte der Atem. Sie drückte ihre Wange an den rauen Stein von Joes Körper und spürte ihre Tränen klebrig auf der Haut, wo ihr Gesicht ihn berührte. Ein kleiner Dampfer mit Pfeifen, die wie Teekessel pfiffen, fuhr knapp dreißig Fuß entfernt vorüber und hielt flussaufwärts. Das leise Pfeifen ging in einem Knirschen und Stampfen unter: ein Langboot, dem schwarzer Qualm aus dem Schornstein puffte. Die Luft stank plötzlich nach verbranntem Diesel, und Molly musste an Simon Church denken.
    Sie wich ein wenig von Joe zurück, aber beide hielten einander weiterhin unbeholfen in den Armen. Im Mondlicht, wenn Joe den Kopf in

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