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Joe Golem und die versunkene Stadt

Joe Golem und die versunkene Stadt

Titel: Joe Golem und die versunkene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Mignola
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starrte Mollyan, und seine Brust hob und senkte sich vor Wut und Erschöpfung. Er streckte eine Hand vor. Wasser tropfte ihm von Haut und Hemd, und das Pentajulum leuchtete sanft, beinahe spöttisch in seiner Hand.
    »Sag mir, wie du es gemacht hast, Mädchen!«, rief er. »Als du es gehalten und zu Orlov gesprochen hast, hat er dir zugehört! Wie hast du das angestellt? Wie bringst du das verdammte Ding dazu, dass es funktioniert?«
    Molly zögerte. Sie war sich nicht ganz sicher, ob die Felix-Kreatur verstanden hatte, was sie sagte. Es war ihr eher so vorgekommen, als hätte sie irgendwie dasjenige in dem Ungeheuer berührt, was noch immer Felix war   – dass ihre Stimme in seinem Innersten einen Funken angeschlagen hätte. Doch der Wahnsinn in Cocteaus Augen verriet ihr, dass es keinen Sinn hatte, ihm vernünftig zu antworten.
    »Zum Teufel mit Ihnen«, sagte sie und ließ ihrem Hass freien Lauf. »Das kann ich Ihnen nicht beibringen. Jemand anderem vielleicht, aber Sie könnten es niemals lernen.«
    Molly wusste eigentlich gar nicht, wie das Pentajulum funktionierte, aber davon ahnte Cocteau nichts, und sie wollte ihm wehtun.
    Cocteau stieß ein abgehacktes Heulen hervor und griff nach ihr. Seine große Hand schloss sich um ihre Kehle. Molly wehrte sich und krallte nach seinem Arm, während er sie von den Füßen hob. Schon wieder bekam sie keine Luft. Er riss Molly herum und schlug sie gegen die Ziegelwand.
    »Sag es mir!«, kreischte er. Speichel flog ihm von den Lippen; alle Vernunft hatte ihn verlassen.
    Hinter ihm, hinter dem Geländer der Feuertreppenanlage, kam etwas Riesiges, Glänzendes an die Wasseroberfläche. Die dicke, schwarzgrüne Haut des gigantischen Aals schien in der Strömung zu kreisen, als wäre er noch am Leben. Molly brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, dass dem nicht so war.
    Sie schlug Cocteau auf den Arm, wies auf den Aal und entwand sich seinem Griff. Mit den Knien landete sie schmerzhaft auf dem Gitterboden. Als sie versuchte sich aufzurappeln, bemerkte Cocteau endlich den riesigen Aal und drehte sich um, starrte den gewaltigen Kadaver an, der im Fluss auf und ab schaukelnd mit der Strömung davontrieb.
    »Nein!«, rief er. Seine Stimme versagte. Er schüttelte den Kopf, die Augen vor Unglauben und Wahnsinn aufgerissen, als wäre sein Traum soeben gestorben. »Wie kann er noch immer leben?«
    Molly hatte sich hustend die schmerzende Kehle gehalten. Als sie nun hörte, was Cocteau hervorstieß, erstarrte sie. Dann stürzte sie vor zum Geländer und sah verwundert den Mann aus Stein, der sich am Kadaver des Riesenaals festhielt.
    »Joe«, wisperte sie.
    Dr. Cocteau quollen beinahe die Augen aus dem Kopf. Seine Kinnlade hing herunter. Er konnte es nicht fassen.
    Joe zog sich aus dem Fluss und kroch am Leichnam des Riesenaals entlang. Doch erst, als er mit seinem rissigen, aus Stein gehauenen Gesicht zu ihnen hochblickte, begriff Molly, dass er sie wahrnahm.

    In der Dunkelheit wirkten seine Augen unmenschlich hell. Obwohl sie aus Stein waren, schienen sie beinahe zu leuchten. Molly zuckte zusammen, als sie es sah, aber sie nahm den Blick nicht von Joe. Trotz allem erkannte sie diese Augen, selbst auf die Entfernung. Seine Haut war nun völlig weggerissen worden und hatte nackten Stein und gestampfteErde hinterlassen; trotzdem war dieses Geschöpf nach wie vor Joe, nach wie vor ihr Freund. Sie erinnerte sich an das, was er ihr von seinen Träumen über die Zeit vor Jahrhunderten erzählt hatte, als er ein Mann aus Stein gewesen war, und sie begriff, dass er sich kein bisschen verändert hatte. Was sie jetzt sah, was sich dort am toten Aal hochzog, war noch immer Joe.
    Vielleicht nicht nur Joe , überlegte sie. »Nur Joe« legte nahe, dass etwas Gewöhnliches oder Unbedeutendes an ihm war, etwas Dürftiges, doch nichts konnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Molly fragte sich einen Augenblick, ob es tatsächlich möglich sein konnte, dass er der Hexentöter aus Stein war, von dem er geträumt hatte, dann aber wurde ihr klar, wie töricht solche Überlegungen waren. Überall um sie herum zerfiel die Wirklichkeit, und sie dachte noch immer in Begriffen von möglich und unmöglich.
    Dr. Cocteau beugte sich über das Geländer. Es gab unter seinem Gewicht ein wenig nach, aber es hielt.
    »Stirb, verdammt!«, kreischte er Joe an. Seine Stimme vermischte sich mit dem Schrei des Felix-Wesens, dem Brüllen des Flusses und dem Grollen der einstürzenden Häuser. »Du kannst nicht

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