Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt
in der Hand packte Kurtz die Schaufel und kroch zu Levine hinüber.
Ein Schuss war danebengegangen, aber zwei der Neun-Millimeter-Projektile hatten die Brust des Zwergs durchschlagen, eins den Hals getroffen, und ein weiteres war direkt unter Levines rechtem Kieferbogen eingedrungen, um ihm beim Austritt das Ohr wegzureißen.
Die Augen des kleinen Mannes starrten schockstarr ins Leere. Er versuchte zu reden und spuckte Blut.
»Ja, ich bin auch überrascht«, meinte Kurtz. Mit der letzten Kraft, die ihm der plötzliche Adrenalinstoß verliehen hatte, benutzte Kurtz den Klappspaten, um seinem Gegner den Rest zu geben, dann filzte er die Taschen des Zwergs. Gut. Sein Handy steckte in der Hemdtasche und war unversehrt.
Heftig zitternd tippte er die Telefonnummer ein, die er sich in Attica eingeprägt hatte.
»Hallo? Hallo?« Rachels Stimme klang weich, klar, ungetrübt und wunderschön.
Kurtz unterbrach die Verbindung und rief Arlene an.
»Joe. Wo bist du? Heute im Büro ist etwas Unglaubliches passiert ...«
»G-g-geht es dir gut?«
»Ja, aber ...«
»Dann halt den Mund und hör mir zu. Komm so schnell wie möglich nach W-W-Warsaw zur Texaco-Tankstelle an der Kreuzung.«
»Warsaw? Die kleine Stadt an der Umgehungsstraße 20? Warum ...?«
»Bring eine Decke, einen Erste-Hilfe-Kasten und Nähzeug mit. Und beeil dich bitte.« Kurtz trennte die Verbindung.
Es dauerte eine Minute, bis er die Leiche abgetastet und die Schlüssel für die Handschellen, die Fußfesseln und das Auto gefunden hatte. Selbst die beschissene, durchlöcherte, blutige Daunenweste war Kurtz zu klein – er konnte sie sich nur mit Mühe überstreifen und schaffte es nicht, sie zuzuknöpfen –, aber sie wärmte ihn zumindest ein bisschen, als er Levine, die Magnum, das Handy, den Rucksack, den Taser und seine eigene Beretta – wieder verstaut in ihr zuverlässiges Stahletui – in Sammys flachem Grab versenkte und sich durchgefroren an die Arbeit machte, es wieder mit Erde zuzudecken.
Die Grubenlampe behielt er, um im Dunkeln besser sehen zu können.
KAPITEL 45
Arlene traf 40 Minuten nach dem Anruf an der geschlossenen und verlassenen Tankstelle ein. Warsaw bestand buchstäblich nur aus einer einzigen Kreuzung und in dieser Nacht war dort nichts los. Arlene hatte erwartet, Joes Volvo vorzufinden, entdeckte aber nur eine große dunkle Lincoln-Limousine vor der Texaco-Filiale.
Joe Kurtz stieg mit dem Zigarettenanzünder in der Hand aus dem Lincoln, fummelte ein paar Sekunden am Tank des Wagens herum, und kam dann durch das Scheinwerferlicht des Buick auf sie zu. Er war nackt, blutete, hinkte und war über und über mit Dreck beschmiert. Die rechte Seite seiner Kopfhaut hing als triefender Lappen herunter und ein Auge war zugeschwollen und mit getrocknetem Blut verkrustet.
Arlene wollte gerade aus dem Buick steigen, als die Limousine hinter Kurtz explodierte und lichterloh in Flammen stand. Kurtz drehte sich nicht einmal um.
Er öffnete die Beifahrertür und sagte: »Decke.«
»Was?« Arlene starrte ihn an. Im Licht der Innenbeleuchtung sah er sogar noch schlimmer aus.
Kurtz deutete auf den Beifahrersitz. »Leg die Decke drauf. Oder willst du, dass ich den Wagen einsaue? «
Sie breitete gehorsam die karierte rote Decke aus und Kurtz ließ sich schwer in den Sitz fallen. »Fahr los.« Er drehte die Heizung des Wagens auf Maximum.
Sie hatten Warsaw etwa eine Meile hinter sich zurückgelassen, der brennende Wagen war immer noch als orangefarbenes Lodern im Rückspiegel zu sehen, als Arlene sagte: »Wir müssen dich in ein Krankenhaus schaffen.«
Kurtz schüttelte entschlossen den Kopf. Der blutige Fladen aus Haut und Haaren auf seinem Kopf wippte hin und her. »Es sieht schlimmer aus, als es ist. Wir nähen das, wenn wir wieder bei dir zu Hause sind.«
»Wir nähen das?«
»Na schön.« Kurtz grinste tatsächlich durch das Blut und den Dreck hindurch. »Du wirst es nähen und ich trinke etwas von Alans Whiskey.«
Arlene fuhr einen Moment lang schweigend. »Wir fahren also zu mir nach Hause?« Sie wusste nur zu gut, dass Joe ihr nie erzählen würde, was in dieser Nacht geschehen war.
»Nein. Zuerst fahren wir nach Lockport. Dort steht mein Wagen. Ich hoffe, dass auch meine Kleidung und ein ganz spezieller Lederkoffer noch dort sind.«
»Lockport«, wiederholte Arlene langsam und starrte ihn an. Er wirkte schwer mitgenommen, aber sein Verstand schien davon nicht betroffen zu sein.
Kurtz nickte, zog sich die rot karierte Decke um
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