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Joe's Diary: Tagebucheinträge des Serienkillers aus »Opferzeit« (German Edition)

Joe's Diary: Tagebucheinträge des Serienkillers aus »Opferzeit« (German Edition)

Titel: Joe's Diary: Tagebucheinträge des Serienkillers aus »Opferzeit« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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Haar, das vor ein paar Minuten noch zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war, hängt jetzt lose herunter, und sie nimmt ein paar Strähnen und fängt an, darauf herumzukauen. Das ist wohl ein nervöser Tick von ihr, oder sie will auf diese Weise die beiden Polizisten neben sich verführen; sollten die beiden es mitbekommen, versuchen sie vielleicht, sich eine Kugel in den Kopf zu jagen so wie ich.
    Ich blinzle, bis das Rot verschwindet, doch ein paar Sekunden später schiebt es sich erneut in mein Sichtfeld.
    Zwei Männer steigen vorne in den Wagen. Einer von ihnen ist Schroder. Er setzt sich hinters Steuer. Er dreht sich nicht mal zu mir um. Der zweite Mann ist schwarz gekleidet. Wie der Tod. Wie die anderen Männer. Er trägt eine Pistole, die aussieht, als könnte man großen Schaden damit anrich ten. Er wirft mir einen Blick zu, als wollte er abschätzen, wie groß der Schaden tatsächlich wäre. Schroder lässt den Wagen an und schaltet die Sirene ein. Sie klingt lauter als jede andere Sirene, die ich bisher gehört habe, als sei das, was sie zu verkünden hat, wichtiger als sonst. Ich schaffe es nicht, den Sicherheitsgurt anzulegen. Schroder fährt los, und der Wagen macht einen so großen Satz nach vorne, dass ich fest in den Sitz gepresst werde. Ich drehe mich um und sehe, wie hinter uns ein weiterer Wagen, gefolgt von einem dunklen Transporter, auf die Straße biegt. Während ich beobachte, wie mein Haus immer kleiner wird, frage ich mich, was für ein Chaos ich wohl vorfinden werde, wenn ich heute Abend wieder zurückkehre.
    »Ich bin unschuldig«, sage ich, aber es ist, als würde ich mit mir selber reden. Während ich spreche, läuft Blut in meinen Mund. Ich mag den Geschmack, und ich weiß, dass wir, führen wir jetzt zurück, Sally dabei erwischen würden, wie sie sich die Finger ableckt, denn sie mag den Geschmack ebenfalls. Arme Sally. In einem Anfall von Verwirrtheit hat sie diese Männer zu mir geführt, und was als das beste Wo chenende meines Lebens begann, scheint jetzt das schlimmste Wochenende meines Lebens zu werden. Wie lange werde ich brauchen, um ihnen die Gründe für meine Taten darzulegen und sie davon zu überzeugen, dass ich unschuldig bin? Wie lange wird es dauern, bis ich wieder bei Melissa sein kann?
    Ich spucke das Blut aus.
    »Mann, lass das, verdammt noch mal«, sagt der Mann auf dem Vordersitz.
    Ich mache die Augen zu, doch das linke lässt sich nicht mehr richtig schließen. Es brennt, tut aber nicht weh. Noch nicht jedenfalls. Ich richte mich auf und betrachte mich im Rückspiegel. Mein Gesicht und mein Hals sind blutverschmiert. Und ein Augenlid hängt schlaff herunter. Als ich den Kopf schüttle, rutscht es wie ein Blatt über mein Auge. Es ist nur noch durch einen dünnen Hautfetzen mit meinem Gesicht verbunden. Ich blinzle und versuche, es zu öffnen, doch es weigert sich.
    Was soll’s, ich war schon schlimmer verletzt. Sehr viel schlimmer. Wieder muss ich an Melissa denken.
    »Was gibt’s da zu grinsen?«, fragt der Mann in Schwarz.
    »Bitte?«
    »Ich hab gesagt, was zum Henker …«
    »Sei still, Jack«, sagt Schroder. »Red nicht mit ihm.«
    »Dieser Scheißkerl ist …«
    »Ist vieles«, sagt Schroder. »Red einfach nicht mit ihm.«
    »Trotzdem, ich finde, wir sollten ranfahren und so tun, als hätte er versucht zu fliehen. Komm schon, Carl, kein Hahn würde danach krähen.«
    »Mein Name ist Joe«, sage ich. »Joe ist ein netter Kerl.«
    »Schluss mit dem Scheiß«, sagt Schroder. »Beide. Haltet einfach die Klappe.«
    Mein Wohnviertel rast an mir vorbei. Die Blaulichter der Polizeiautos blinken, und ich schätze, sie beeilen sich so, damit ich beweisen kann, was sie sowieso schon über mich wissen – dass ich Slow Joe bin, ihr Kumpel, der freundliche, liebenswerte Volltrottel von nebenan, einer der unzähligen Rollwagenschieber, der nur will, dass ihr zufrieden seid. Die anderen Autos fahren an die Seite, um dem Konvoi Platz zu machen, und die Leute auf der Straße drehen sich um und gaffen. Das hier ist eine echte Parade. Am liebsten würde ich winken. Der Schlächter von Christchurch trägt Handschellen, aber keiner weiß, dass er es ist. Das können sie nicht. Wie sollten sie auch?
    Wir erreichen die Stadt. Ohne das Tempo zu drosseln, fahren wir am Polizeirevier vorbei. Zehn Stockwerke Langeweile, und nichts deutet darauf hin, dass es irgendwann in naher Zukunft weniger langweilig sein wird. Morgen werde ich wieder auf freiem Fuß sein und mit Melissa ein

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