John Corey 04 - Operation Wildfire
verbrennen. Rufen Sie den Sheriff an. Sofort.«
Madox zündete die Zigarette mit einem silbernen Tischfeuerzeug an, paffte nachdenklich und fragte dann: »Was führt Sie hierher, Detective Muller?«
»Ich wollte Vögel beobachten.«
»Ich will nicht unhöflich sein, aber das kommt mir ein wenig weibisch vor für einen Mann, der in der Terrorismusbekämpfung tätig ist.«
»Sie haben noch eine Minute Zeit, bevor ich Sie festnehme.«
»Nun, dann sollten wir diese Minute nutzen.« Madox musterte die Gegenstände, die auf dem Schreibtisch verstreut waren: Harrys Handy und der Pieper, die jetzt ausgeschaltet waren, seine Schlüsselkette, der Camcorder, die digitale Nikon-Kamera, der Feldstecher, das Vogelbestimmungsbuch, eine Landkarte von der Gegend, der Kompass, die Drahtschere, Harrys Ausweispapiere und seine 9mm Glock 26, die sogenannte Baby-Glock, die sich leichter verbergen ließ. Er bemerkte, dass Madox das Magazin herausgenommen hatte, was schlau von ihm war.
»Was soll ich davon halten?«, fragte Madox.
»Halten Sie davon, was Sie wollen, mein Guter. Geben Sie mir meinen Scheiß und lassen Sie mich laufen, sonst fahren Sie wegen Entführung eines Bundesagenten zwanzig Jahre bis lebenslänglich ein.«
Madox verzog das Gesicht, womit er andeuten wollte, dass er verärgert und ungeduldig war. »Kommen Sie, Mr. Muller. Das haben wir inzwischen hinter uns. Wir müssen weiterkommen.«
»Leck mich.«
»Lassen Sie mich Detektiv spielen«, schlug Madox vor. »Ich sehe hier einen Feldstecher, eine kleine Videokamera, eine sehr teure Digitalkamera mit Teleobjektiv und ein Vogelbestimmungsbuch. Daraus schließe ich, dass Sie ein begeisterter Vogelgucker sind. So begeistert, dass Sie auch eine Drahtschere dabeihaben, falls Ihnen ein Zaun in die Quere kommt. Dazu eine 9mm Faustfeuerwaffe, falls ein Vogel nicht lange genug sitzen bleibt, bis Sie ihn fotografiert haben.« Er fragte Harry: »Wie mache ich mich?«
»Nicht besonders.«
»Lassen Sie es mich weiter versuchen. Ich sehe außerdem ein US-Messtischblatt, auf dem die Grenze meines Anwesens eingezeichnet ist, dazu die Pförtnerhütte, dieses Haus und andere Gebäude. Das deutet meines Erachtens darauf hin, dass eine Luftaufnahme von meinem Anwesen angefertigt wurde und diese von Menschenhand errichteten Bauwerke auf die Karte übertragen wurden. Richtig?«
Harry antwortete nicht.
»Außerdem«, fuhr Mr. Madox fort, »sehe ich hier auf meinem Schreibtisch diese Dienstmarke und eine Karte, die Sie als New Yorker Kriminalpolizisten im Ruhestand ausweist. Glückwunsch. «
»Sie können mich kreuzweise.«
»Aber was mich am meisten interessiert, ist die andere Dienstmarke und die Ausweiskarte, laut der Sie Bundesagent bei der Antiterror-Task Force sind. Nicht im Ruhestand.« Er schaute auf das Ausweisfoto, dann auf Harry Muller und fragte: »Sind Sie heute im Dienst?«
Harry beschloss, es noch einmal mit seiner Legende zu versuchen, falls der Typ einen Grund brauchte, um ihn laufenzulassen. »Okay, lassen Sie mich noch mal erklären, was ich Ihren paranoiden Mietbullen schon erklärt habe. Ich bin übers Wochenende zum Camping hier. Ich beobachte und fotografiere Vögel. Außerdem bin ich Bundesagent und muss von Rechts wegen meine Papiere und meine Waffe bei mir haben. Sie sollten nicht eins und eins zusammenzählen und auf drei kommen. Verstanden?«
Madox nickte. »Durchaus. Aber versetzen Sie sich in meine Lage. Und ich werde mich in Ihre versetzen. Ich bin Bundesagent Harry Muller und höre einem Mann zu, der mir erklärt, dass sämtliche Indizien, die ich vor mir sehe - Indizien, die auf eine Observation hindeuten -, sich durch das Beobachten von Vögeln erklären lassen. Lasse ich Sie deshalb laufen? Oder verlange ich eine plausiblere und wahrheitsgemäßere Erklärung? Was würden Sie an meiner Stelle tun?«
»Tut mir leid, Ihr Hemd ist zu schrill. Ich kann Sie nicht verstehen.«
Mr. Madox lächelte, dann schlug er das Bestimmungsbuch auf, setzte seine Brille auf und suchte eine Seite aus. »Wo begegnet man am ehesten einem Seetaucher?«, fragte er Harry.
»In der Nähe eines Sees.«
»Das war zu leicht.« Er blätterte ein paar Seiten weiter. »Wie ist ein Blauer Baumwaldsänger gefärbt?«
»Braun.«
Mr. Madox schüttelte den Kopf. »Nein, nein, Mr. Muller. Blau natürlich. Himmelblau. Noch mal. Zwei von dreien heißt bestanden.« Wieder blätterte er in dem Buch. »Welche Farbe hat der männliche-?«
»Hey, nehmen Sie das Buch, schmieren Sie
Weitere Kostenlose Bücher