John Corey 04 - Operation Wildfire
Segeltuchtasche mit unseren Sachen und kamen allmählich wieder zu uns. Ein hilfloser Gefangener zu sein ist überhaupt nicht interessant oder gar lehrreich, und schon gar nicht, wenn die Wärter durchgeknallte Killer sind. Deshalb konnte ich das Stockholm-Syndrom nie ganz nachvollziehen, bei dem sich der Gefangene mit seinem Häscher identifiziert und Verständnis für den Quatsch hat, mit dem der sein schlechtes Benehmen entschuldigen will.
Ab und zu allerdings entspricht das, was der Psycho sagt oder tut, dem, was der Gefangene bereits glaubt oder sich in irgendwelchen dunklen Hirnkammern selber schon gedacht hat.
Aber genug davon.
Kate und ich fanden Mr. Madox' Bar, die etwas kleiner war, ansonsten aber genauso aussah wie die oberirdische, und sie organisierte eine Flasche Dom Perignon, Jahrgang 1978, die sie köpfte, und schenkte sich ein Wasserglas ein.
Ich entdeckte ein paar warme Flaschen Carlstadt-Bier, das mit dem Alter nicht besser wird, und es war seit 1984 auch ein bisschen trüb geworden. Dafür wirkte es umso besser.
Was Mr. Ted Nash anging, so war das seine zweite und hoffentlich letzte Rückkehr von den Toten. Ich zählte sieben - genau sieben - Löcher in seinem Körper, was bei acht Schuss nicht schlecht war. Genau genommen kam ich mir albern vor, als ich nach dem Puls tastete, und Kate fragte mich denn auch, was zum Teufel ich da machte. Aber ich musste einfach sichergehen.
Noch ein Wort zu Ted Nash, der es in knapp drei Minuten geschafft hatte, dass ich total stinkig war. Erstens bin ich kein Clown, Ted, und meine Frau ist kein Miststück. Und was die andere Sache betrifft ... tja, was passiert ist, ist passiert. Selbst Kate kann mal einen Fehler machen, was Männer angeht. Ich bin mir sicher, dass nicht alle ihre Freunde wie John Corey waren.
Sie musste erraten haben, woran ich dachte, denn sie trank ein weiteres Glas Champagner und sagte dann: »Es ist nie dazu gekommen. Er hat gelogen.«
Tja, den toten Ted konnte ich nicht mehr fragen, daher ließ ich es dabei bewenden. »CIA-Typen lügen immer«, sagte ich.
»Du kannst mir glauben.«
Sie hatte Teds Glock, daher sagte ich: »Ich glaube dir, meine Süße.«
Da sie sowohl Anwältin als auch FBI-Agentin war, erklärte sie mir: »Den ersten und den zweiten Schuss kann ich rechtfertigen. Das war Notwehr. Die anderen sechs Schüsse nicht.«
»Sagen wir einfach, Ted hat dich dazu herausgefordert, achtmal auf ihn zu schießen«, schlug ich vor und fügte hinzu: »Den Anpfiff - beziehungsweise den Dank - für seinen Tod nehme ich gern auf mich.«
»Danke, aber ... ich komme damit zurecht.«
Wir gingen wieder in den ELF-Raum, um einen Blick auf die Überwachungsmonitore zu werfen, und sahen, dass Schaeffers Jungs in Zivil- und Dienstwagen anrückten, dazu ein Krankenwagen, und alle auf der McCuen Pond Road vor dem verschlossenen Tor Schlange standen.
Komischerweise wurde das Tor nicht geöffnet, worauf es der vordere Wagen einfach durchbrach.
Dann gingen zwei Staatspolizisten in Uniform in die Pförtnerhütte, und ein paar Minuten später trugen zwei Sanitäter eine Bahre mit einer Leiche heraus und brachten sie zum Krankenwagen.
»Was soll das?«, fragte Kate.
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass Derek tot ist.«
»Tot?«
»Ja. Madox brauchte ihn, damit er im Haus alles in Ordnung bringt und den Kleinbus wegschafft, den ich mir von Rudy geborgt habe. Aber Madox wollte nicht, dass Derek drüber redet oder gar erzählt, dass alle im Atombunker sind ... folglich hat er Derek von jemandem beseitigen lassen.«
»Bain Madox scheint ja an alles zu denken«, stellte Kate fest.
»An alles nicht, und jetzt schon gar nicht mehr.«
Wir warteten eine Viertelstunde, um sicherzugehen, dass oben die richtigen Leute das Sagen hatten, dann gingen wir zur Wendeltreppe, fanden den Hebel, mit dem der Kartentisch hydraulisch hochgehoben wurde, und stiegen ins Kartenzimmer hinauf, wo die Luft frischer war.
Wir hatten unsere Ausweise gezückt und wurden von einem Staatspolizisten zum nächsten weitergereicht, bis wir uns in dem großen Zimmer befanden, wo Major Schaeffer, begleitet von ein paar Männern, seinen Kommandostand samt Funkgerät aufgebaut hatte. Kaiser Wilhelm lag neben dem Kamin und furzte im Schlaf.
»Was, in Gottes Namen, geht hier vor?«, fragte uns Schaeffer.
»Der Mord an Harry Muller ist aufgeklärt«, erwiderte ich. »Bain Madox und Carl, der Butler, waren es.«
»Aha? Wo ist Madox?«
»Im Atombunker.«
»Wir haben den ganzen
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