John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie
meisten Menschen derjenige zu sein, der nach oben führt: der Weg zum gesellschaftlichen Aufstieg und finanziellen Erfolg – möglichst bis an die Spitze.
Indem Lennon sich selbst ironisch als »Held der Arbeiterklasse« titulierte, hat er ein Licht auf diesen Zusammenhang geworfen und dadurch zugleich hervorgehoben, dass er einen anderen Weg zur Befreiung für sich gefunden hat – mochte er unter den Konsequenzen seiner Weigerung, sich einzuordnen und anzupassen, auch noch so sehr gelitten haben. Aber hat er, der Multimillionär, einer der berühmtesten, angebetetsten Männer der Welt, tatsächlich so viel durchmachen müssen?
Vergegenwärtigen Sie sich bitte: Gar nicht lange vor Beginn der Aufnahmesessions zu »Working Class Hero« hatte er den qualvollen Heroinentzug hinter sich gebracht. Es war der Entzug von einer Abhängigkeit, an deren Zustandekommen all der Hohn und Spott, der sich in den Medien angesichts seiner oft vergeblichen Bemühungen um den Weltfrieden über ihn ergoss, und die öffentliche Verurteilung wegen seines unkonventionellen Lebenswandels nicht ganz unbeteiligt waren. Obendrein hatte er noch eine viermonatige Urschrei-Therapie hinter sich. Am Ende des Songs lud er mit einer wahrscheinlich absichtlich gewählten Anknüpfung an die Leidensgeschichte Jesu (»schultere dein Kreuz und folge mir«/»take up your cross and follow me«), all jene Zuhörer, die bereit waren, den Preis für ein heroisches Dasein zu zahlen, dazu ein, es ihm gleichzutun und in seine Fußstapfen zu treten.
Was hat John Lennon herausgefunden, während er jenen Weg ging, den ebenfalls einzuschlagen er seine Zuhörer ermutigte? Lennon meint, Gott sei uns Menschen in keinster Weise ähnlich und er nehme auch nicht an unserem Alltag Anteil – er sei also keine Gottheit, die lächelt, wenn uns ein großer Wurf gelingt, und die bestraft, wenn wir unsere Ehefrau beziehungsweise unseren Ehemann betrügen. Er/Sie/Es ist eine neutrale, für positive wie für negative Zwecke nutzbare Energiequelle. Demnach sind wir auf uns selbst gestellt. Und im Mittelpunkt unserer persönlichen Alltagsaktivitäten wie auch der sonstigen Dinge dieser Welt sollte die Verwirklichung unserer menschlichen Qualitäten stehen.
Nach Lennons Auffassung haben die Menschen es durchaus in der Hand, die eigene Kultur umzugestalten und darauf Einfluss zu nehmen, welchen Lauf die Dinge in der Welt nehmen – sofern sie sich nur dieser Tatsache bewusst werden und, jeder für sich allein, zugleich auch gemeinsam und aufeinander abgestimmt, demgemäß handeln. Innere Wandlung, Selbsttransformation, ist der entscheidende Schlüssel, der uns diese Möglichkeit eröffnet.
Wenn die Menschen überlegen, wie sie die Welt zum Vorteil verändern können, richten sie ihre Aufmerksamkeit fast immer nach außen. In der Folge stoßen sie dann allzu oft auf Widerstand, verwickeln sich in Auseinandersetzungen, machen frustrierende Erfahrungen und scheitern. Nur eines unterliegt wirklich unserer Kontrolle: die eigenen Einstellungen und das eigene Verhalten. Konzentrieren wir uns daher zunächst einmal darauf, bei uns selbst Veränderungen in die Wege zu leiten, indem wir uns anstelle von Habgier und Gewalt eine liebevolle Grundhaltung aneignen. So vollziehen wir einen kleinen, aber enorm wichtigen Schritt hin zu einer positiven Veränderung der uns umgebenden Welt.
Einer gütigen Haltung wohnt die Tendenz inne, ihrerseits Güte und gütige Reaktionen hervorzubringen; Gewalt erzeugt hingegen Gegengewalt. Indem wir uns darüber klar werden, welchen Einfluss unsere Handlungen und Einstellungen auf die Menschen in unserem Umfeld ausüben, können wir – aufgrund der Tatsache, dass die Auswirkungen unseres Handelns immer weitere Kreise ziehen – allmählich Einfluss nehmen auf die uns umgebende Welt. Um im Bild zu sprechen: Der Lichtschein unserer positiven Handlungen breitet sich aus; wir beginnen »weiterzuleuchten« (to »shine on«, um Lennons Formulierung aus »Instant Karma [We All Shine On]« aufzugreifen).
Indem wir uns darüber hinaus zusammentun, als eine Gruppe gleichgesinnter Individuen zusammenwirken und unsere kollektive Vorstellungskraft auf die von uns angestrebte Gesellschaft richten – auf jenes Ideal, das Lennon als das »absolute Anderswo« (the »absolute elsewhere«) bezeichnet hat – können wir nach seiner Überzeugung bewirken, dass diese sich manifestiert.
Wie leicht könnte man John Lennon angesichts solcher Überlegungen, die vielen Menschen
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