John Sinclair - 0974 - Monsterzeit (2 of 2)
ganzen Geschichte herauszuhalten. »Nein«, sagte er hart. »Das machen Sie nicht mit mir. Auch nicht mit ihr.«
Ich mischte mich ein. »Sie sollten sich Ihre Lage überlegen, Mr. Kinny. Es ist für uns wichtig, wenn wir mit Ihrer Tochter reden können.«
»Niemals.«
»Bitte, seien Sie vernünftig! Ich habe Ihnen gesagt, daß ich sie kenne. Und sie wird mich auch nicht vergessen haben …«
»Ja, Sie kennen Greta, das weiß ich. Aber Sie haben ihr in der verdammten Bank auch nicht helfen können, Sinclair. Da ist sie von Ihnen im Stich gelassen worden.«
Ich widersprach heftig. »Um Himmels willen, Mr. Kinny, so dürfen Sie nicht denken. Es war damals reiner Zufall, daß sie erwischt wurde. Keiner von uns hätte damit rechnen können, daß der Bankräuber bei seiner Flucht noch in den Raum hineinfeuert. Das müssen Sie wirklich anders sehen. Ihre Tochter sieht es auch so.«
»Ich weiß es nicht genau. Jedenfalls hat Greta Sie, Sinclair, bei meinen Besuchen nie erwähnt.«
»Dazu wird sie auch keinen Grund gehabt haben«, erwiderte ich. »Aber jetzt ist es wichtig, daß wir mit ihr sprechen.«
»Wieso?« fragte er pampig. Seine Überlegenheit hatte er verlören und sich in eine Schatulle zurückgezogen.
»Das kann ich Ihnen sagen. Greta wird mehr über diesen Wald wissen Sie kennt womöglich sein Geheimnis.«
»Quatsch.«
»Nein.«
»Sie reden sich da etwas ein.«
Allmählich regte auch ich mich auf. Die Sturheit dieses Iren ging mir auf den Geist. »Glauben Sie mir«, fuhr ich trotzdem mit ruhig klingender Stimme fort. »Greta weiß etwas. Ich habe lange mit ihr im Krankenhaus sprechen können.«
»Was hat sie denn über den Wald gesagt?«
»Nicht viel.«
»Aha.«
»Moment, Mr. Kinny, ich bin noch nicht fertig. Ihre Tochter hat mich damals geküßt. Nach diesem Kuß spürte ich in meinem Mund und auf meiner Zunge einen Geschmack, den ich in diesem Wald wiedergefunden habe.«
Douglas Kinny war baff. Er starrte mich an. Dann sah er aus, als wollte er sich auf mich stürzen. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Verdammt, das soll ich Ihnen glauben?«
»Es ist die Wahrheit.«
»Sie können mir viel erzählen.«
»Wo lebt Ihre Tochter?« fragte Suko dazwischen.
Kinny hatte die Frage genau gehört, aber er schwieg.
»Verdammt, reden Sie!«
»Hören Sie zu, Inspektor. Ich könnte reden, aber ich will es nicht. Ich habe meine Tochter in Sicherheit gebracht. Nur aufgrund eines Geschmacks im Mund anzunehmen, daß sie hier in der Nähe wohnt, ist einfach lächerlich. Das können Sie Ihrem Friseur erzählen, aber nicht mir.«
»Mein Friseur würde mir wahrscheinlich zustimmen«, sagte Suko.
Kinny drehte uns den Rücken zu. »So viele Zufälle gibt es doch nicht!«
»Zufall oder Schicksal?« fragte ich.
»Das ist mir egal, verflucht!«
»Wir wollen zu ihr.«
»Nein!«
»Dann werden wir sie suchen, und wir werden sie finden, darauf können Sie sich verlassen.« Ich trat neben ihn. »Warum machen Sie es sich und uns so schwer? Es ist am besten für uns alle, wenn wir mit ihr sprechen. Sie kann möglicherweise das Rätsel lösen.«
Er räusperte sich. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Öffneten und schlossen sich wieder. Für mich ein Zeichen, welch inneren Kampf dieser Mann ausfocht, der dabei war, über seinen eigenen Schatten zu springen.
Ich gab ihm Zeit. Stille umwehte uns. Auch die Vögel waren noch nicht wieder in unsere Nähe zurückgekehrt. Wir vermißten ihr Singen. Der Wald selbst schwieg. Kein Baum jammerte oder schrie. Die Lücke, die der verschwundene Baum hinterlassen hatte, war auch nicht mehr so groß, denn andere Bäume hatten ihre Kronen ausbreiten können und den Platz eingenommen.
»Ich habe sie bisher immer schützen können, meine kleine Greta«, flüsterte er.
»Das soll auch weiterhin so bleiben, Mr. Kinny. Keiner von uns will Ihrer Tochter etwas. Aber Sie müssen auch daran denken, daß sie allein lebt, sich entwickelt hat, so daß sich auch Vater und Tochter entfremden können.«
»Ja, das kann sein.« Wieder fuhr er über sein Gesicht. »Aber ich werde gejagt, und Greta ist wirklich ein Schwachpunkt in meiner Rechnung.«
»Könnte es nicht sein, und damit will ich Ihnen beileibe nichts, daß die andere Seite schon über Greta Bescheid weiß und sich bisher nur im Hintergrund gehalten hat, weil die Zeit noch nicht reif war, um alle Trümpfe auszuspielen?«
»Malen Sie den Teufel doch nicht an die Wand.«
»Das tue ich nicht. Ich habe nur die eine oder andere
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