Josefibichl
jetzt?«
»Liegt noch auf dem Weg. Ist tot.«
»Wie, tot?« Bernd Schneider wollte es nicht glauben. Auch die Restbesatzung des Klosters St. Anton war ums Leben gekommen, und das auch noch während eines Polizeieinsatzes, der unter seiner Leitung stand?
»Na ja, tot, gestorben. Ich weiß nicht, woran«, antwortete Claudia Schmidtheinrich. »Einfach gestorben.«
»Aber du hast doch geschossen. Hat man bis hierher gehört.«
»In die Luft. Warnschuss. Ich weiß, da müssen wir wieder einen Roman schreiben, um das zu erklären. Aber die Szene war so, da hättest du auch in die Luft geballert.« Claudia Schmidtheinrich hasste es, sich rechtfertigen zu müssen. Besonders vor Schneider.
»Okay, Warnschuss. Und wo ist der Mann, dem du hinterher bist?«
»Verschwunden. Der Bild-Mann sagt, er sei den Berg hinuntergekullert und in die Klamm gestürzt. Das Bild-Mädel sagt gar nichts, die hat einen anständigen Schock, wenn du mich fragst. Hat nur noch auf ihren Auslöser gedrückt.«
»Wenigstens etwas, dann haben wir vielleicht alles im Bild. Und wo hast du die ehrenwerten Herren Meier und Gruber aufgetan?« Schneider konnte immer noch nicht wirklich glauben, dass das ganze Personal um halb sechs Uhr morgens dort drüben in der Küche des Berghofes saß.
»Standen vorn am Hotel rum. Sind uns wahrscheinlich nachgefahren. Auf alle Fälle haben sie die Frauenparkplätze hinter deinem BMW gefunden.«
»Hm. Nachgefahren. Im Pyjama. So was machen die hier? Seltsame Bräuche.« Schneider überlegte eine Minute, dann erteilte er weitere Anweisungen. »Claudia, so wie ich es sehe, müssen wir diese Situation allein stemmen. Bis die Garmischer Kollegen in Grün hier oben sind, wird einige Zeit vergehen, denn die kommen ja mit dem Auto nicht hier rauf. Du kümmerst dich jetzt um die illustren Gäste hier. Bring jede Abteilung in einen separaten Raum, und wenn‘s der Stall ist. Vor allem trenn den Bürgermeister und den anderen Wichtigtuer, diesen Gruber. Die sind alle vorläufig festgenommen, sag ihnen das. Die Handys sollen sie abliefern. Ich knöpf mir als Erstes den Hartinger vor. Der ist immer da, wenn‘s Ärger gibt. Ich warte draußen auf ihn und geh mit ihm mal um den Block. Ach ja, und die Bild-Leute kannst du losbinden. Aber nimm auch ihnen die Handys ab. Sperr sie in einen Raum, aus dem sie nicht telefonieren oder sonstwie kommunizieren können. Sperr die anderen auch ein, damit niemand abhaut. Und dann befrag zuerst die Zeitungsfritzen nach dem Hergang da unten.«
Claudia Schmidtheinrich hatte alles in den eilig gezückten Notizblock gekritzelt und ging zurück in die Küche.
Bernd Schneider verließ den Hof, um draußen auf Karl-Heinz Hartinger zu warten. Er ging zehn Meter vom Haus weg und stand mitten in der Wiese. Ein Sonnenaufgang wie von einer Kitschpostkarte zog über dem Wettersteinmassiv auf und versprach einen wunderschönen Julitag.
Schneider holte sein nagelneues Satellitenhandy aus der Hosentasche, zog dessen überdimensionierte Antenne aus und wählte eine Nummer, die bei keinem Telefonanbieter der Welt gelistet war. Hartinger kam fünf Minuten später durch die Hoftür. Er rieb sich die Handgelenke, denn Schneider hatte die Kabelbinder doch sehr eng zugezogen, und er war fast eine halbe Stunde lang damit gefesselt gewesen.
Er sah den Zivilpolizisten, von dem er annahm, dass er das große Kommando führte. Er stand mit dem Rücken zu ihm in der Wiese und telefonierte mit seinem Handy. Hartinger näherte sich und sah, dass der andere in ein sehr kleines und sehr teures Satellitentelefon sprach. Er erreichte den Mann, als der gerade sein Gespräch mit »Alles klar, wird gemacht« beendete.
»Hartinger. Karl-Heinz Hartinger. Sie wollten mich sprechen.«
Bernd Schneider ließ das Handy in der Jackentasche verschwinden. »Bernd Schneider, LKA München. Ich glaube, wir sind uns schon mal über den Weg gelaufen. Irgendeine Drogensache, bei der ich so eine Jugo-Bande hochgenommen hab. Da haben Sie damals in der Süddeutschen drüber geschrieben. Unter anderem, dass man auf Pressekonferenzen als Bulle nicht Jugo-Bande sagen darf.«
Hartinger erinnerte sich. »Sagt man auch nicht. Gibt Serben, Kroaten, Slowenen, Bosnier und Kosovo-Albaner in Exjugoslawien.«
»Nur waren in der Bande all diese Nationalitäten vertreten. War also eine Jugo-Bande.«
»Und wegen dieser alten Geschichte haben Sie mich bis hierher verfolgt und mir die Arme für eine halbe Stunde auf den Rücken gebunden?«
»Sie wissen
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