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Josephine Mutzenbacher

Josephine Mutzenbacher

Titel: Josephine Mutzenbacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josefine Mutzenbacher
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Josefine Mutzenbacher Die Geschichte einer wienerischen Dirne
ein Ullstein Buch
    ein Ullstein Buch
Nr. 20732
im Verlag Ullstein GmbH, Frankfurt/M - Berlin
Ungekürzte Ausgabe
    Umschlagentwurf:
Theodor Bayer-Eynck
Illustration: Beate Brömse
Alle Rechte vorbehalten
Taschenbuchausgabe
mit Genehmigung der
F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung, München
© 1970 by Non Stop Bücherei GmbH, München
Printed in Germany 1991
Druck und Verarbeitung:
Ebner Ulm
ISBN 3 548 20732 4
2. Auflage Februar 1991
    CIP-Titelaufnahme
der Deutschen Bibliothek
    Mutzenbachcr, Josef ine:
Die Geschichte einer wienerischen Dirne / Josefine Mutzenbacher. Ungekürzte Ausg., 2. Aufl. -Taschenbuchausg. -Frankfurt/M; Berlin: Ullstein, 1991
    (Ullstein-Buch; Nr. 20732)
ISBN 3-548-20732-4
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V ORBEMERKUNG
    Josefine Mutzenbacher - ihr Name lautete in Wirklichkeit ein wenig anders - wurde zu Wien, in der Vorstadt Hernals, am 20. Februar 1852 geboren. Sie stand frühzeitig unter sittenpolizeilicher Kontrolle und übte ihr Gewerbe zuerst in wohlfeilen Freudenhäusern der äußeren Bezirke, dann im Dienste einer Kupplerin, die während des wirtschaftlichen Aufschwungs und des Ausstellungsjahres 1873 die vornehmere Lebewelt mit Mädchenware versorgte. Josefine verschwand damals mit einem Russen aus Wien, kehrte nach wenigen Jahren wohlhabend und glänzend ausgestattet in ihre Vaterstadt zurück, wo sie als Dirne der elegantesten Sorte noch bis zum Jahr 1894 ein auffallendes und vielbemerktes Dasein führte.
Sie bezog dann in der Nähe von Klagenfurt ein kleines Gut und verbrachte ihre Tage in ziemlicher Einsamkeit, zu der sich dann bald auch ihre Erkrankung gesellte. Während dieser Krankheit, einem Frauenleiden, dem Josefine später auch erlag, schrieb sie die Geschichte ihrer Jugend. Das Manuskript übergab sie etliche Wochen vor der schweren Operation, an deren Folgen sie starb, ihrem Arzt. Es erscheint hier als ein seltenes Dokument seelischer Aufrichtigkeit, als ein wertvolles und sonderbares Bekenntnis, das auch kulturgeschichtlich für das Liebesleben der Gegenwart Interesse verdient. An den Bekenntnissen der Josefine Mutzenbacher wurde im Wesentlichen nicht viel geändert. Nur sprachliche Unrichtigkeiten, stilistische Fehler wurden verbessert, und die Namen bekannter Persönlichkeiten, die Josefine in ihren Äußerungen meint, durch andere ersetzt. Sie starb am 17. Dezember 1904 in einem Sanatorium.
    Der Herausgeber
Josefine Mutzenbacher
    Man sagt, daß aus jungen Huren alte Betschwestern werden. Aber das trifft bei mir nicht zu. Ich bin frühzeitig zur Hure geworden, ich habe alles erlebt, was ein Weib im Bett, auf Tischen, Stühlen, Bänken, an kahle Mauerecken gelehnt, im Gras liegend, im Winkel dunkler Haustore, in Chambre séparées, im Eisenbahnzug, in der Kaserne, im Bordell und im Gefängnis überhaupt nur erleben kann, aber ich bereue nichts von alledem. Ich bin heute bei Jahren, die Genüsse, die mein Geschlecht mir bieten kann, sind im Entschwinden begriffen, ich bin reich, bin verblüht und sehr oft ganz vereinsamt. Aber es fällt mir nicht ein, obgleich ich immer fromm und gläubig gewesen bin, jetzt Buße zu tun. Aus Armut und Elend wie ich entstammt bin, habe ich alles meinem Körper zu verdanken. Ohne diesen gierigen, zu jeder Sinnenlust frühzeitig entzündeten, in jedem Laster von Kindheit auf geübten Körper, wäre ich verkommen, wie meine Gespielinnen, die im Findelhaus starben oder als abgerackerte, stumpfsinnige Proletarierfrauen zu Grunde gingen. Ich bin nicht im Dreck der Vororte erstickt. Ich habe mir eine schöne Bildung erworben, die ich nur einzig und allein der Hurerei verdanke, denn diese war es, die mich in Verkehr mit vornehmen und gelehrten Männern brachte. Ich habe mich aufklären lassen und gefunden, daß wir armen, niedrig geborenen Weiber nicht so viel Schuld haben, als man uns einreden möchte. Ich habe die Welt gesehen und meinen Gesichtskreis erweitert, und alles das verdanke ich meinem Lebenswandel, den man einen »lasterhaften« nennt. Wenn ich meine Schicksale jetzt aufschreibe, so tue ich das nur, die Stunden meiner Einsamkeit damit zu kürzen, und was mir jetzt abgeht, aus der Erinnerung wenigstens herbeizuschaffen. Ich halte das für besser als bußfertige Erbauungsstunden, die meinem Pfarrer wohl gefielen, die mir aber nicht zu Herzen gingen und mir nur eine grenzenlose Langeweile bereiten würden. Auch finde ich, daß der Lebensgang von meinesgleichen nirgends aufgeschrieben steht. Die Bücher, die ich

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