Julia Ärzte zum Verlieben Band 42
wieder auf ihre Karriere und ihr Leben konzentrieren.
Alles in Ordnung.
Wirklich. Und wenn sie sich das oft genug sagte, stimmte es auch!
Weihnachten war vorbei, und Luke wartete nur darauf, dass sich auch der Rummel um den Jahreswechsel endlich legte.
Überall diese aufgesetzte Fröhlichkeit, ja, sogar die Patienten wünschten ihm ein glückliches neues Jahr, und er war zu so vielen geselligen Anlässen eingeladen worden, dass ihm allmählich die Ausreden ausgingen. Und dazu lächeln, immer wieder lächeln.
Leider hatte Anna ihre Drohung, ihm von nun an bei jeder Operation auf die Finger zu sehen, wahr gemacht. Was ihn in gewisser Weise zu einem Gegenangriff herausgefordert hatte. Wenn sie sich schon ins Zeug legte, dann aber bitte richtig. Schließlich hatte sie betont, dass sie etwas lernen wollte.
Zu seiner Überraschung war sie bereitwillig darauf eingegangen, als er ihr das Operationsfeld weitgehend überließ. Jeder oben auf der Zuschauergalerie hatte annehmen müssen, dass sie nur aus einem Grund anwesend war: nämlich um ihre Fähigkeiten zu vervollkommnen – unter seiner Anleitung.
Anfangs beobachtete er jeden ihrer Handgriffe mit Argusaugen, um sich zu vergewissern, dass er es besser konnte als sie. Aber irgendwann während der Operation an der Patientin mit dem Lungentumor musste er sich eingestehen, dass Anna schnell begriff und genauso schnell umsetzte, was er ihr sagte.
Und wenn er ehrlich war, so hatte er die Operation nicht nur genossen, sondern war sogar erleichtert gewesen, dass Anna da war.
Nur für den Fall der Fälle.
Er ertappte sich dabei, dass er sie weiterhin im Blick behielt. Natürlich nur, um herauszufinden, ob sie ihn kontrollierte. Er beobachtete sie während der Visite und bei Besprechungen. Sogar mittags in der Kantine. Es war nicht schwer, die passenden Gelegenheiten zu finden – Gründe, sich mit Anna auszutauschen, gab es genug.
Dabei stellte er fest, dass seine Stellvertreterin fast so viel Zeit im Krankenhaus verbrachte wie er. Wann fand sie die Zeit, ihr kleines Cottage zu renovieren oder sich um ihren Hund zu kümmern?
Allerdings ging ihn das nichts an.
Oder doch? Manchmal fragte er sich, ob Anna Überstunden machte, weil sie in ihrem Beruf aufging, oder ob es daran lag, dass er sich noch in einer Art Probezeit befand? Fiel es ihm deshalb auf, weil er versuchte, ihr immer einen Schritt voraus zu sein? Oder beobachtete er sie, um vielleicht einen Hinweis darauf zu finden, dass sie an diesen Kuss dachte?
Vielleicht genauso oft wie er? Gelegentlich trafen sich ihre Blicke, und dann verspürte er einen seltsamen Kick. Elektrisierend, so als hätte sie sich in dem Moment auch an den Kuss erinnert.
Fragte sie sich auch, ob es wieder passieren könnte?
Vielleicht wünschte sie es sich …
In der ersten Woche nach Neujahr saß Anna mit einem ihrer Oberärzte und Luke in dessen Büro, um ein neues Forschungsvorhaben zu besprechen.
Nach einer kurzen Einführung griff Luke zu einem Stapel Papier, der auf seinem Schreibtisch lag. „Hier, ich habe ein paar Fachartikel für Sie ausgedruckt.“
Als der Oberarzt ihn verblüfft ansah, war Anna ähnlich zumute.
Wie lange war Luke schon hier, wenn er diesen Haufen Material recherchiert und ausgedruckt hatte? Heute war eigentlich sein freier Tag. Wollte er nicht lieber woanders sein? Gab es keine anderen Menschen, die er sehen wollte?
Dass er es vorzog, hier zu sein, bei einem Treffen mit ihr, das erfüllte sie mit einem warmen inneren Glühen. Sie kam jedoch nicht dazu, diesem wundervollen Gefühl nachzuspüren, weil ihr Pager klingelte.
Die Störung trug ihr einen scharfen Blick von Luke ein, und Anna seufzte insgeheim auf. „Kann ich Ihr Telefon benutzen?“, fragte sie.
„Selbstverständlich.“
Ben Carter meldete sich und kam gleich zur Sache.
„Ich komme“, sagte sie schließlich. „Luke ist auch hier, wir machen uns sofort auf den Weg.“
„Was ist?“, wollte er wissen, noch bevor sie den Hörer richtig aufgelegt hatte.
„Der Hubschrauber wird jede Minute hier sein, mit einem dreizehnjährigen Jungen. Stark unterkühlt, kritischer Zustand. Ektopische Aktivität deutet auf drohenden Herzstillstand hin. Ben möchte, dass wir bereitstehen, falls eine Wiedererwärmung mittels Herz-Lungen-Maschine nötig ist. Im OP-Trakt wissen sie Bescheid.“
„Sie haben Dienst. Ich bin heute eigentlich gar nicht hier.“
Anna war schon an der Tür und drehte sich noch einmal um. Der Oberarzt machte ein betroffenes
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