Julia Ärzte zum Verlieben Band 47
und nicht nur an der Krankenschwester interessiert war. Und er hatte sie zu einem Drink eingeladen! Emily summte vergnügt vor sich hin, während sie in Windeseile Jeans und ein weites T-Shirt anzog. Noch ein Spritzer Parfüm auf Hals und Handgelenke, dann schoss sie beinahe den Flur entlang Richtung Empfangstresen.
Noch bevor sie ihn erreichte, hörte sie Lintons tiefe, männliche Stimme. „An Ihrem ersten Tag war ordentlich was los, aber Sie haben großartige Arbeit geleistet, Jodie. Sind Sie bereit für den traditionellen Willkommensumtrunk der Notaufnahme?“
„Den habe ich mir redlich verdient.“ Jodies mädchenhaftes Lachen hallte von den Wänden wider. „Ich hoffe nur, dass nicht jeder Tag so ist wie heute.“
Emily blieb so abrupt stehen, dass ihre Kreppsohlen auf dem Linoleumboden quietschten.
Jason und Patti kamen in diesem Moment durch die gegenüberliegende Tür herein. „Wir sind dann so weit.“
Übelkeit stieg in Emily auf, und in ihren Ohren rauschte das Blut. Wie hatte sie nur so dumm sein können?
Du verstehst aber auch alles falsch, wenn es um Männer geht!
Das war kein Drink nach dem Motto: Du gefällst mir, lass uns ein Glas trinken. Nein, die Einladung galt für alle neuen Mitarbeiter.
Am liebsten hätte sie sich irgendwo verkrochen. Als guter Chef versuchte Linton, ein nettes Betriebsklima zu schaffen, und sie hatte es mit persönlichem Interesse verwechselt. Ja, sogar mit ihm geflirtet! Es war einfach nur noch peinlich.
Linton drehte sich um und lächelte sie einladend an. „Hallo, Emily – ich weiß doch, wie sich Ihre Schuhe anhören!“
Wie das Kaninchen vor der Schlange stand Emily da, unfähig sich zu rühren. Mach auf nette Kollegin und zeige bloß nicht, wie verletzt du bist! Sie schluckte die Enttäuschung hinunter, hob stolz den Kopf und setzte ein Lächeln auf.
„Gehen wir, Leute. Der Chef ist bestimmt nicht jeden Tag so spendabel, nutzen wir also die Gelegenheit.“ Sie hakte sich bei den Medizinstudenten ein und zog sie mit. „Linton, ich hoffe, Sie waren bei der Bank. Ich habe nicht nur einen Wahnsinnsdurst, sondern auch einen Bärenhunger.“ Lachend schlenderte sie an ihm vorbei. Auch wenn ihr die Kiefermuskeln schmerzten, weil ihr eher nach Heulen zumute war.
Es würde ein langer Abend werden.
Und ein richtig schweres Jahr.
3. KAPITEL
Linton blickte in den strahlenden Wintersonnenschein hinaus. Vor dem orangegoldenen Horizont zeichnete sich die Silhouette der stillgelegten Windmühle ab. Die Sonnenstrahlen liebkosten die Landschaft und brachten die satte rote Erde des Outback zum Erglühen. Was die Natur ihm hier bot, war weitaus interessanter als die PowerPoint-Präsentation, die er gerade für das Treffen des Krankenhausvorstands vorbereitete.
Eine Wolke in Rosa, Weiß und Grau sauste mit einem ohrenbetäubend schrillen Kreischen an ihm vorbei. Zeternd ließ sich der Schwarm Rosenkakadus auf dem Eukalyptusbaum am Ende des Gartens nieder, um dort die Nacht zu verbringen. Linton hatte sich kein einziges Mal durch den Wecker wecken lassen, seit er in Warragurra angekommen war. In Sydney hatten ihn jeden Morgen das Rumpeln der Müllabfuhr und das Grölen der Betrunkenen aus dem Schlaf gerissen. Das lautstarke Vogelkonzert war ihm da lieber.
Die Vögel würden ihm fehlen, wenn er wieder fortging.
Aber noch war es nicht so weit. Er kehrte ins Haus zu seinem Laptop zurück. Erstaunlicherweise hatte sich sein Pager schon eine ganze Weile nicht mehr gemeldet, und eigentlich hätte er mehr schaffen müssen.
Andererseits war es kein Wunder, dass sein Pager stumm blieb. Seit Emily vor zwei Wochen auf der Station angefangen hatte, lief alles wie am Schnürchen. Besser als je zuvor.
Linton lächelte in sich hinein. Es war ein kluger Schachzug gewesen, Emily die Stationsleitung zu übertragen. Sie war die fähigste Krankenschwester, mit der er je zusammengearbeitet hatte, und auf der Station herrschte jetzt eine lockere, positive Atmosphäre.
Noch einmal las er die Sätze durch, die er vor einer halben Stunde in den PC getippt hatte.
Aber dann schweiften seine Gedanken ab, wie schon den ganzen Nachmittag über. Immer wieder musste er an Emily denken. Er sah sie lächeln oder ihren sexy Hüftschwung, wenn sie den Flur entlangeilte. Manchmal bildete er sich sogar ein, ihren Duft wahrzunehmen, diesen zarten Hauch eines verführerischen Parfüms, der sie stets umgab.
Emily und sinnlich, das passte nicht zusammen. Sie war eine Kollegin und gute Freundin. In der
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