Julia Bestseller Band 142
dass Sie hier sind?“
„Raubtiere wittern immer ihre Beute, Miss Thacker“, entgegnete er gedehnt. Er setzte sich ihr gegenüber und zog erwartungsvoll eine Augenbraue hoch. „Sie haben zehn Minuten. Die Uhr läuft ab jetzt.“
„Sie meinten das ernst? Ich habe wirklich nur zehn Minuten?“
„Ich bin ein viel beschäftigter Mann. Und ich sage nie etwas, das ich nicht auch so meine.“
Verwirrt über diese absolute Gleichgültigkeit angesichts ihrer katastrophalen Lage, brauchte Grace einen Moment, um sich zu sammeln. „Na gut, Sie wissen, warum ich hier bin. Vor fünf Jahren hat Ihr Unternehmen mir Geld geliehen, damit ich meine Firma gründen konnte. Und jetzt wollen Sie den Kredit kündigen.“
„Verschwenden Sie keine Zeit damit, bekannte Tatsachen zu wiederholen“, riet er in seidigem Tonfall, während er auf die Armbanduhr sah. „Noch neun Minuten.“
Sie spürte Panik in sich aufsteigen. Das Treffen war reine Zeitverschwendung. „Meine Firma ist mir sehr wichtig. Sie bedeutet mir alles.“ Sofort bereute sie ihr impulsives Geständnis. Warum sollte ihn kümmern, dass sie an dem Unternehmen hing?
Anscheinend stellte er sich dieselbe Frage, denn er runzelte die Stirn. „Mich interessieren nur Zahlen und Fakten. Acht Minuten.“
Keine Emotionen, Grace, hör auf, dich von deinen Gefühlen leiten zu lassen. „Mit Ihrem Geld konnte ich mehrere Cafés eröffnen. Aber es sind keine gewöhnlichen Cafés.“ Sie legte die Hände in den Schoß, damit er nicht sah, dass sie zitterten. „Wir verkaufen nicht einfach nur eine Tasse Kaffee, wir verkaufen ein brasilianisches Erlebnis.“
„Und was soll das ‚brasilianische Erlebnis‘ sein, Miss Thacker?“
„Die Menschen, die in unsere Cafés gehen, bekommen weit mehr als Koffein und einen schnellen Snack. Solange sie ihren Kaffee trinken, versetzen wir sie in Urlaubsstimmung. Dank Ihrer Investition waren wir in der Lage, zwanzig Cafés in London zu eröffnen. Wir könnten noch mehr betreiben, aber wenn Sie jetzt Ihr Kapital zurückziehen …“ Sie unterbrach sich und stand auf. Wenn sie länger am Tisch saß und in Cordeiros attraktives Gesicht sah, konnte sie sich nicht mehr konzentrieren.
„Stört es Sie, wenn ich ein wenig auf und ab gehe? Es fällt mir schwer, still zu sitzen. Und wenn ich nur ein paar Minuten habe, sollte ich mich so wohl wie möglich fühlen, damit ich das Beste aus der Zeit herausholen kann.“
Sein sarkastischer Blick wanderte zu ihren Füßen. „Offen gesagt bin ich beeindruckt, dass Sie stehen, geschweige denn gehen können. Wie ich sehe, haben Sie lange darüber nachgedacht, was als angemessenes Schuhwerk für einen Besuch im Regenwald infrage kommt.“
„Dies hier ist ein Geschäftstermin, Mr Cordeiro“, erwiderte sie entschieden. Sie würde sich nicht von seinem Spott kränken lassen. „Entsprechend habe ich meine Garderobe gewählt. Ich dachte, Sie nehmen mich vielleicht nicht ernst, wenn ich eine Cargohose anhabe.“ Aus Stolz verschwieg sie, dass sie Schuhe und Kostüm extra für dieses Meeting gekauft hatte.
Als spielte es eine Rolle, welche Kleidung sie trug! Plötzlich kam Grace sich wie ein Idiot vor.
Das Geld hätte ich mir auf jeden Fall sparen können.
„Sie meinen, Sie haben gedacht, dass ich beim Anblick von hochhackigen Schuhen meine Meinung ändere.“ Seine Stimme klang leise und gefährlich. „Sie haben meinen Ruf missverstanden, Miss Thacker. Ich trenne meine Abenteuer strikt vom Geschäftlichen.“
Wieder sah er ihr in die Augen. Sie konnte weder sprechen noch sich bewegen, so stark nahm die bedrohliche Hitze dieses Blicks sie gefangen. Ihr Körper fühlte sich an, als hätte er sich verflüssigt. Eine seltsame und ungewohnte Wärme breitete sich in ihrem Unterleib aus.
Seine Abenteuer.
Eine Vision stieg vor ihrem inneren Auge auf. Grace sah Rafael Cordeiro nackt auf weißen Seidenlaken liegen, sein Körper noch schweißbedeckt, neben sich eine überglückliche und zufriedene Frau.
Dieses Bild schockierte und entsetzte sie so sehr, dass sie den Kopf drehen und sich auf das wuchernde Grün des Dschungels konzentrieren musste, um dem diamantharten Glitzern seiner Augen zu entgehen.
„Miss Thacker?“
Hastig wandte sie sich wieder ihm zu. Sie konnte nicht verhindern, dass sie insgeheim überlegte, wie sich wohl seine bronzefarbenen Finger auf ihrer Haut anfühlen würden. Was war nur los mit ihr? Sie war doch gar nicht der Typ Frau, der Männer gedanklich auszog, kaum dass sie einen
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