Julia Bestseller Band 145
Film vor, der in Al Ankhara gedreht werden sollte.“
„Ein Film?“, fragte Khalil ungläubig. „In meinem Land? Nicht vor mehr als zwanzig Jahren. Das wäre unmöglich gewesen!“
„Ja, das war es“, stimmte Layla bitter zu. „Sie bekam die Rolle, die Produzenten schickten sie nach Al Ankhara – und als sie dort ankam, stellte sich heraus, dass es gar kein Filmprojekt gab, sondern dass alles nur ein Vorwand gewesen war, um Frauen ins Land zu locken und sie zu versklaven.“
„Unmöglich“, wiederholte Khalil, doch diesmal schon wesentlich weniger überzeugt.
„Omar hat sie gekauft. Er … er hat sie benutzt. Sie wurde schwanger und brachte mich zur Welt. Mum sagte immer, dass sie mich bekommen hat, war das einzig Gute, was ihr in dieser Zeit widerfahren ist.“ Laylas Stimme zitterte. Sie blickte auf ihre Hände herab und stellte fest, dass auch diese zitterten. „Aber ich habe ihr nicht wirklich geglaubt. Es klang so ungeheuerlich und absurd, besonders die Dinge, die sie über den Mann erzählte, der mich gezeugt hat.“
Sanft umfasste Khalil ihre Hände. „Erzähl mir den Rest“, bat er leise. „Alles.“
„Als er eines Tages verreiste, gelang ihr die Flucht. Er hatte ihr einige Goldketten geschenkt, die sie verkaufte. Mit dem Erlös konnten wir in die Staaten zurückkehren. Die Zeit verging. Mum begann zu glauben, dass Omar uns vergessen hätte. Wir hörten auf, von einer Stadt in die nächste zu ziehen und ließen uns in New York nieder. Meine Mutter managte ein kleines Café in Chelsea. Ich schrieb mich an der Universität ein. Ich wollte Psychologie studieren, aber dann …“
Sie verstummte. Der Teil, der jetzt kam, war der härteste. Sie musste ihm gegenüber eingestehen, was für eine Närrin sie gewesen war.
„Mum wurde krank. Und … als sie nicht mehr da war, stellte ich fest, dass ich immer häufiger an den Mann denken musste, der mein Vater war.“ Sie begegnete Khalils Blick. „Wie konnte er ein solches Monster sein? Es schien einfach nicht möglich.“
„Also hast du beschlossen, nach Al Ankhara zu kommen und ihn zu suchen.“
„Nicht direkt. Ich wechselte von Psychologie zu Archäologie. Archäologie des Mittleren Ostens, um genau zu sein. Ich kann es nicht erklären. Vermutlich hatte es damit zu tun, dass ich meinen Wurzeln auf die Spur kommen wollte.“ Sie schluckte schwer. „Ich machte einen schnellen Arabisch-Kurs, und dann entschied ich, es einfach zu tun. Hinzufliegen. Meinen Vater zu suchen. Die Teile der Geschichte zu entdecken, die meine Mutter in ihren Beschreibungen sicherlich übertrieben hatte.“
„Und?“, fragte Khalil leise.
„Omar gab vor, sich zu freuen. Er lud mich in sein Haus ein, damit wir uns besser kennenlernen konnten.“ Sie holte zitternd Luft. „Er wirkte so nett. Ganz anders als der Mann, von dem meine Mutter gesprochen hatte …“
„Aber das war er nicht“, half Khalil ihr auf die Sprünge.
Layla schüttelte den Kopf. „Zwei Tage später verkündete er, er hätte eine Überraschung für mich – es wäre ihm gelungen, einen Ehemann für mich zu finden. Ich sagte ihm, dass ich keinen Ehemann wolle und nannte ihm alle Gründe, weshalb ich eine schlechte Ehefrau abgeben würde, doch er meinte, das spiele keine Rolle. Er befahl mir, mich anzuziehen – da erst merkte ich, dass all meine Sachen verschwunden waren. Er zwang mich dazu, dieses … Ding anzuziehen, worin ich wie eine Haremsdame aussah. Dann schickte er mir dieses Monster mit dem Messer, das mich dazu brachte, nach unten zu gehen, wo Butrus wartete, und … und in dieser Nacht lief ich davon, aber Omars Männer brachten mich zurück …“
Khalil fluchte. Er streckte die Arme nach ihr aus, wollte sie an sich ziehen und trösten, doch sie schüttelte heftig den Kopf, legte die Hände auf seine Brust und stieß ihn fort.
„Nicht.“
„Layla. Sweetheart …“
„Du bist genauso wie sie“, rief sie bitter. „Du bist wie jeder andere Mann, mit dem ich je zu tun hatte. Euch geht es nur darum, das zu bekommen, was ihr haben wollt, ohne euch auch nur einen Deut um andere Menschen und ihre Wünsche zu scheren.“
„Ich weiß, wie es aussieht, und ich weiß auch, dass ich nicht ehrlich zu dir war. Vermutlich hätte ich dir von Anfang an erzählen sollen, was ich vorhabe, aber …“
„Aber du hast es nicht getan. Du hast geglaubt, dass du mich einfach herumkommandieren kannst, du hast mir nicht genug Intelligenz zugetraut, um zu verstehen, was du planst, und du
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