JULIA COLLECTION Band 07
zu lassen. „Wie kann ich etwas erklären, was ich selbst nicht verstehe?“
„Vielleicht finden wir ja eine Erklärung, wenn Sie uns zumindest das erzählen, was Sie verstehen.“
Honey schwieg einen Moment. Dann seufzte sie schwer und sagte: „Na schön. Aber es ist eine lange und komplizierte Geschichte. Kann das nicht bis morgen warten?“ Sie bemerkte, wie Sawyer misstrauisch die Stirn runzelte, daher hustete sie demonstrativ und fügte hinzu: „Außerdem habe ich Halsschmerzen und bin schrecklich müde.“
Sawyer gab nach. Er fasste sie unter den Arm und führte sie vom Tisch weg. „Einverstanden. Also morgen. Sie haben es heute ohnehin übertrieben.“
Morgen Früh würde sie längst fort sein. Und sobald sie in die nächste Stadt gelangt war, würde sie Kontakt zu ihrer Schwester aufnehmen und sie darüber informieren, dass sie wohlauf war. Anschließend würde sie ihren ursprünglichen Plan in die Tat umsetzen und einen Privatdetektiv engagieren, um herauszufinden, was los war, während sie sich versteckt hielt, damit niemand sonst in die Sache hineingezogen wurde.
„Sawyer“, meinte Morgan warnend, dem ihr Vorschlag offenbar nicht passte.
„Es ist alles unter Kontrolle.“ Sawyers Ton signalisierte, dass er darüber nicht diskutieren würde.
Morgan ließ sich jedoch nicht beirren. „Ich weiß, dass Honey noch nicht gesund ist, aber wir müssen unbedingt …“
Honey erstarrte und drehte sich langsam zu Morgan um. „Sie kennen meinen Namen.“
Er wirkte nicht im Mindesten schuldbewusst.
Sawyer versuchte sie zu besänftigen. „Hier in der Gegend werden alle Frauen mit Honey angeredet.“
Casey nickte. „Draußen auf dem Feld haben wir ein altes Maultier, das Jordan Honey genannt hat, weil es nur darauf reagiert.“
Fast hätte sie über Caseys Gesichtsausdruck gelacht. Stattdessen machte sie sich von Sawyer los. „Er hat es nicht als Kosewort benutzt, sondern als meinen Namen.“
Morgan runzelte die Stirn. „Okay, Honey Malone. Ich habe Ihre Handtasche durchsucht.“
Ihre Augen weiteten sich. „Sie geben es also zu? Einfach so?“ Sie erstickte fast an ihrer Wut und musste husten.
Während Sawyer ihr auf den Rücken klopfte und Casey ihr rasch ein Glas Wasser holte, sagte Morgan: „Wieso nicht? Sie sind unter äußerst verdächtigen Umständen hier aufgetaucht und behaupten, jemand hätte es auf Sie abgesehen. Da wollte ich natürlich ein paar Fakten haben. Und wie sollte ich Sie überprüfen lassen, wenn ich nicht einmal Ihren Namen kenne?“
Sie machte den Mund auf, brachte jedoch keinen Ton heraus. Es hätte ihr klar sein müssen, dass er ihre Sachen durchsucht hatte. Heute Nacht, dachte sie, werde ich verschwinden. Sie hatte die Wagenschlüssel am Schlüsselbrett gesehen und beschloss, sich einen der Wagen auszuborgen, um in die Stadt zu gelangen. Von dort aus würde sie mit dem Bus weiterfahren.
Plötzlich fielen ihr ihre nackten Füße ein. Ohne Schuhe konnte sie schlecht den Bus besteigen. Vielleicht würde ihr ein Paar von Casey passen. Sie sah auf seine Füße und musste feststellen, dass sie so groß wie Sawyers waren. Du liebe Zeit, sie war in einem Haus voller Riesen!
Sawyer legte die Hand unter ihr Kinn. „Er hat doch nur in Ihre Handtasche gesehen, um Ihren Namen zu erfahren. Ihre Privatsphäre wurde nicht mehr als notwendig verletzt. Ihre Handtasche befindet sich im Schrank in meinem Zimmer, falls Sie nachschauen wollen, dass nichts fehlt.“
„Das ist nicht der springende Punkt“, entgegnete sie. Dass einer von ihnen stehlen könnte, war ihre geringste Sorge. Sie hatte ohnehin nichts Wertvolles bei sich.
„Was ist es dann?“
Sie überlegte fieberhaft. Doch war es fast unmöglich, ihr Verhalten vernünftig zu begründen, solange Sawyer ihr Gesicht berührte. Alles an ihm brachte sie aus der Fassung, aber ganz besonders seine Berührungen. „Ich … ich habe keine Schuhe.“
„Haben Sie kalte Füße?“
Gereizt wandte sie sich ab. Sie war viel zu durcheinander, um weiterzumachen. Wenn sie nicht bald von ihm fortkam, würde sie ihn noch anflehen, bleiben zu dürfen. „Ich gehe jetzt ins Bett. Danke für das Abendessen, Jordan.“
„Es war mir ein Vergnügen.“
„Ich würde Ihnen ja anbieten, beim Abräumen zu helfen …“
„Das Angebot würden wir ablehnen“, unterbrach Sawyer sie und fügte hinzu: „Ich werde in ein paar Minuten nach Ihnen sehen.“
Auf keinen Fall wollte sie schon wieder durch ihn in Versuchung geraten. „Danke, aber
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