JULIA COLLECTION Band 14
so“, sagte er leise und setzte sich langsam auf die Bettkante. Die Frau wich zurück. „Wen haben wir denn da in meinem Bett?“
Grundgütiger, dachte Angie benommen. Jetzt steckte sie mächtig in der Klemme. Sie sah dem Mann, der sie in seinem Schlafzimmer erwischt hatte, ins Gesicht – das war immer noch besser, als auf den Lauf der Pistole vor ihrer Brust zu starren – und fragte sich, was sie jetzt machen sollte. Vielleicht wäre es besser gewesen, sich von vornherein einen Fluchtplan zu überlegen, für den Fall, dass Ethan Zorn sie überraschte. Aber es war ihr so unwahrscheinlich vorgekommen. Außerdem war sie viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, die passende Kleidung für den Einbruch auszuwählen.
Wenn sie sich sehr anstrengte, konnte sie sich womöglich einreden, dass der bedrohlich wirkende Mr. Zorn nicht vorhatte, sie zu erschießen. Sonst hätte er wohl kaum die Tür abgeschlossen und den Schlüssel weggeworfen. Das würde es ihm nur erschweren, ihre Leiche zu beseitigen. Außerdem hätte er bereits den Abzug gespannt, wenn er sie tatsächlich erschießen wollte. Also versuchte er vermutlich nur, ihr mit der Pistole Angst einzujagen. Was ihm auch gelang.
„Sie werden mich nicht fesseln, oder?“ Die Frage war heraus, bevor sie sich dessen ganz bewusst war. Sie kniff die Augen zu und schalt sich eine Närrin. Warum in aller Welt hatte sie ihn denn so etwas gefragt? Ethan Zorn musterte sie nachdenklich. Offenbar fand er die Idee verlockend.
„Wollen Sie denn von mir gefesselt werden?“
Angie kam sich schon dumm genug vor, daher biss sie die Zähne zusammen, um nicht etwas noch Blödsinnigeres von sich zu geben.
„Ich bin sicher, ich könnte irgendwo im Haus ein Seil auftreiben.“ Er grinste. „Falls es Ihnen so wichtig ist. Oder würde es Ihnen besser gefallen, wenn ich meine Krawatten benutze?“, fügte er mit einem anzüglichen Lächeln hinzu. „Immerhin sind die aus Seide und hinterlassen vermutlich keine Striemen.“
Angie starrte ihn weiter an, unfähig, auch nur einen Laut herauszubringen.
„Na ja, dann vielleicht ein andermal“, sagte er. Es tat ihm offensichtlich leid, dass sie auf seinen Vorschlag nicht reagiert hatte. Er musterte sie genauer. „Wenn Sie also nicht auf billiges Vergnügen aus sind – das ich Ihnen nur allzu gern bereiten würde –, was tun Sie dann in meinem Schlafzimmer?“
Angie war nicht imstande zu antworten.
„Nun?“, drängte er.
Endlich fand sie ihre Stimme wieder, auch wenn es nur ein Krächzen war. „Nun was?“
Er gestikulierte mit der Pistole, zum Zeichen dafür, dass sie inzwischen wissen müsste, wovon er sprach.
Angie zuckte die Schultern und tat ahnungslos. Sie hoffte auf eine göttliche Eingebung oder einen medizinischen Zwischenfall, der ihr die Flucht ermöglichte. Immerhin bewegte sie sich sicher auf eine Herzattacke zu. Wenn sie noch ein paar Minuten herausschinden konnte, würde es vielleicht sogar ein tödlicher Herzanfall werden, der ihr ein Ende durch eine Kugel ersparte.
Ethan sah sie neugierig an. „Ich warte auf eine Erklärung, Blondie. Was machen Sie in meinem Bett?“
Für einen kurzen Moment fand Angie, dass Ethan Zorn die schönsten, unergründlichsten und sanftesten Augen besaß, die sie je gesehen hatte. Dann nahm sie sich zusammen und erinnerte sich daran, dass er höchstwahrscheinlich ein Killer war. Und Killer hatten keine sanften braunen Augen.
„Oh, das ist Ihr Haus?“ Sie spielte die Erstaunte, da sie immer noch hoffte, dadurch Zeit gewinnen zu können.
Er war jedoch keineswegs überzeugt. „Mein Arbeitgeber hat es mir für die Dauer meiner Geschäfte hier gemietet.“
Sie schaute sich überrascht um und schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. „Na so was! Das ist mir aber peinlich! Ich dachte, das wäre Bumper Shaugnessys Haus. Sie kennen doch Bumper, oder?“
„Nein“, antwortete er. „Ich kann nicht behaupten, Bumpers Bekanntschaft schon gemacht zu haben.“
Angie tat verblüfft. „Aber jeder in Endicott kennt Bumper seit dem Vorfall mit der Maiskönigin auf dem Jahrmarkt von Madison. Na, davon werden Sie doch wohl gehört haben.“
Erneut musterte er sie nachdenklich. „Tut mir leid, davon weiß ich nichts.“
Angie wedelte lebhaft mit der Hand. „Das ist eine tolle Geschichte. Die wird Ihnen gefallen. Also, Bumper ging nämlich eigentlich mit Dierdres Zwillingsschwester Daphne. Dierdre ist natürlich die Maiskönigin, und er merkte gar nicht …“
„Wer sind
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