JULIA COLLECTION Band 14
nichts an. Was Sie jedoch in meinem Haus machen, geht mich eine ganze Menge an. Vor allem, da Sie weiterhin meiner Frage ausweichen.“
„Ich weiche Ihnen nicht aus“, widersprach sie. „Ich versuche nur, höfliche Konversation zu machen.“
„Fein, aber ich würde lieber aus dieser Geschichte schlau werden.“ Er rückte näher zu ihr, bis sein Oberschenkel ihren berührte. Dann schnappte er sich ihre Baseballkappe und warf sie auf den Boden. Sie stieß einen Laut der Überraschung aus, und ihre goldblonden Haare fielen ihr in schimmernden Locken auf die Schultern. Mit einem finsteren Grinsen packte er eine Handvoll Haare am Nacken, hatte jedoch nicht die Absicht, grob zu werden. „Also dann“, fuhr er fort und nahm den Duft ihrer Haare wahr. Sie rochen nach Frühlingsblumen. „Was machen Sie in meinem Haus?“
Jetzt geht der Tanz los, dachte Angie. Oder was immer sie in diesen Gangsterfilmen sagten, die sie als Teenager im Roxy Kino in der Willow Street gesehen hatte. Sie konnte keine Zeit mehr schinden, und in ihrem Kopf drehte sich bereits alles von dem Versuch, sich mit ihrem Geplauder am Leben zu halten. Allmählich wurde Ethan Zorn ungeduldig. Zwar wusste sie nicht, wie ungeduldige Gangster sich verhielten, aber sie war ziemlich sicher, dass es nicht angenehm ausfallen würde.
In dieser Vermutung wurde sie bestärkt, als er ihren Kopf zurückzog und ihr den Lauf der Pistole an den Hals setzte.
„Raus mit der Sprache“, forderte er.
„Oh!“ Ihr Herz pochte wie wild, und sie spürte das kalte, harte Metall der Waffe an ihrer Haut. So hatte sie sich den Verlauf des Abends nicht ausgemalt. Ethan zog erneut an ihren Haaren, noch fester diesmal. „Bitte“, flehte sie, „Sie tun mir weh.“
Zu ihrer Beschämung traten ihr Tränen in die Augen, was jedoch mehr ein Resultat ihrer Angst war als des Schmerzes. Sie biss sich auf die Lippe. Dieser Mann sollte sie nicht weinen sehen. Zu weinen war ein Zeichen von Schwäche, und die wollte sie vor Ethan Zorn auf keinen Fall zeigen.
Beim Anblick ihrer Tränen lockerte er den Griff ein wenig, und seine Miene wurde tatsächlich sanfter. Merkwürdig, dachte Angie, dass ein Gangster wegen etwas so Unbedeutendem wie den Tränen einer Frau schuldbewusst und reuevoll aussehen konnte. Er nahm die Pistole von ihrem Hals, sicherte sie und steckte sie in sein Schulterholster zurück. Angies Haare ließ er jedoch noch nicht los. Er bewegte ihre Strähnen zwischen Daumen und Zeigefinger, als hätte er einen Talisman mit Zauberkraft entdeckt.
„Das ist Ihre letzte Chance“, erklärte er, doch es klang schon nicht mehr so bedrohlich wie vorher.
„Na schön“, gab sie nach, da er sie nicht gehen lassen würde, ehe sie seine Fragen beantwortet hatte. „Wie ich schon gesagt habe, mein Name ist Angie Ellison, und ich arbeite für den ‚Endicott Examiner‘.“
„Die Zeitung?“ Das verblüffte ihn.
Sie nickte heftig. „Ich bin absichtlich hier eingebrochen und wusste, dass es sich um Ihr Haus handelt.“
Er musterte sie einen Augenblick. „Warum?“, fragte er schließlich leise.
Sie schluckte. „Weil ich weiß, wer Sie sind“, antwortete sie zögernd.
„Ach, und wer bin ich?“
Angies Herz schlug schneller. „Sie sind Ethan Zorn, und Sie … Sie arbeiten für die Mafia.“
Seine einzige Reaktion auf ihre Anschuldigung war ein leichtes Zucken in seiner Wange. Außerdem verdunkelten sich seine Augen ein wenig. Hätte Angie nicht so nah bei ihm gesessen, hätte sie es kaum bemerkt. Einen kurzen, angespannten Moment lang schien er von ihrer Einschätzung verblüfft. Dann aber war er amüsiert. „Für die Mafia? Das glauben Sie?“
„Ich weiß es.“
„Angel, Sie haben eine lebhafte Fantasie.“
„Ich heiße Angie“, korrigierte sie ihn gereizt. Ob er nun eine Waffe hatte oder nicht, sie hasste es, Angel genannt zu werden, besonders in diesem anzüglichen Ton. „Und Sie arbeiten für die Mafia. Versuchen Sie nicht, es abzustreiten, denn ich weiß es.“
„Ich arbeite für die Cokely Chemical Corporation“, erwiderte er. „Ich bin für einige Wochen geschäftlich hier und versuche, neue Kunden zu gewinnen.“
„Na klar“, spottete sie und fand allmählich ihren Mut wieder. „Cokely schickt ihre Vertreter ja auch immer mit großen Pistolen los. Damit soll wahrscheinlich sichergestellt werden, dass der potenzielle Kunde auch wirklich anbeißt, wie?“
Er sah auf seine Pistole, dann wieder zu Angie. „Reisende Geschäftsleute sind ein
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