JULIA COLLECTION Band 15
Sache so“, begann Beth. „Entweder kennt Destiny Ihre Vergangenheit und findet, dass Sie für Ben eine Herausforderung darstellen.“
„Oder sie hat sich gründlich verkalkuliert“, fuhr Melanie vergnügt fort. „Wäre das nicht toll? Ich möchte wenigstens ein einziges Mal erleben, dass Destiny einen Missgriff getan hat. Nehmen Sie mir das bitte nicht übel.“
„Sicher nicht.“ Kathleen mochte die beiden Frauen sehr und legte großen Wert auf ihren Rat, wenn es darum ging, Destiny Carltons Fängen zu entfliehen.
„Gehen wir zu Tisch, bevor Destiny uns sucht“, schlug Beth vor.
„Wenn Sie Hilfe benötigen, brauchen Sie sich nur bei uns zu melden“, bot Melanie an. „Wir mögen Ben und wollen, dass er glücklich wird, aber wir stehen auch zu einer Frau, die Destiny verkuppeln will. Wir Frauen müssen zusammenhalten.“
„Keine Sorge, ich werde mit Destiny schon fertig“, behauptete Kathleen zuversichtlich und erntete dafür schallendes Gelächter. „Geben Sie mir vorsichtshalber doch Ihre Telefonnummern“, lenkte sie ein, während sie sich dem Esszimmer näherten.
Destiny stand in der offenen Tür, sah den drei Frauen prüfend entgegen und strahlte dann Kathleen an. „Kommen Sie, meine Liebe. Ich habe Ihnen den Platz neben Ben reserviert.“
Natürlich hast du das, dachte Kathleen in einem Anflug von Panik und vermied es, Melanie und Beth anzusehen, die sich bestimmt großartig amüsierten. Stattdessen konzentrierte sie sich auf Ben, der seltsamerweise locker und entspannt wirkte.
Kathleen betrachtete ihn genauer. Er sah genauso gut aus, wie sie das aufgrund der Fotos seiner Brüder in den Zeitungen erwartet hatte. Man merkte jedoch deutlich, dass er Künstler war. Die alte Jeans wies etliche Farbflecken auf, und er hatte sogar Farbe an der Wange. Unwillkürlich bewunderte Kathleen ihn: ein Mann, der sich dermaßen in seine Kunst vertiefte, dass er sich seinen Gästen in diesem Aufzug präsentierte.
Beim Anblick eines großartigen Gemäldes über dem Kaminsims blieb sie stehen. Ben Carlton und Destinys Pläne waren vergessen.
„Unglaublich“, flüsterte sie.
Der Maler hatte die Herbstlandschaft mit leuchtenden Farben und doch so zart eingefangen, dass alles traumartig wirkte, so als würde man sich Wochen oder Monate später zurückerinnern. Ein Reh stand an einem Bach und blickte ruhig und unerschrocken dem Betrachter entgegen.
„Das hat Ben gemalt“, bemerkte Destiny. „Es hat ihm gar nicht gepasst, dass ich es hier aufgehängt habe, wo seine Gäste das Bild genießen können.“
„Es ist großartig“, stellte Kathleen fest. „Mir kommt es so vor, als würde ich aus einem Fenster sehen.“
Destiny lächelte zufrieden. „Ich wusste, dass es Ihnen gefallen würde. Sagen Sie das bitte meinem Neffen. Vielleicht glaubt er Ihnen, wenn er schon meint, ich würde ihn ungerechtfertigt loben.“
„Gibt es noch ähnliche Bilder?“, fragte Kathleen gespannt.
„In seinem Atelier stapeln sie sich bis zur Decke“, versicherte Destiny. „Einige hat er uns und Freunden geschenkt, nachdem wir ihn gedrängt hatten, aber die meisten gibt er nicht aus der Hand.“
„Ich könnte ihn reich machen“, erklärte Kathleen.
„Ben ist reich“, entgegnete Destiny und drückte ihre Hand. „Wenn Sie eine Ausstellung organisieren möchten, müssen Sie sich schon ein anderes Lockmittel einfallen lassen.“
„Ruhm?“ Welcher Maler wollte nicht der Renoir oder der Picasso der heutigen Zeit sein?
Destiny schüttelte den Kopf. „Er findet, dass Richard und Mack ausreichend für den Ruhm der Familie Carlton gesorgt haben.“
Wie sollte Kathleen diesen zurückgezogen lebenden Künstler denn noch locken? Sie wandte sich an die Frau, die Ben am besten kannte. „Hätten Sie einen Vorschlag?“
Destiny tätschelte ihre Hand. „Ihnen fällt bestimmt etwas ein.“
Obwohl Kathleen wusste, worauf Destiny hinauswollte, staunte sie doch über ihre entschlossene Miene. Und Kathleen begriff, dass dieser Mann und seine Kunst nicht voneinander zu trennen waren. Wollte sie das eine haben, musste sie auch das andere nehmen. Was für ein teuflischer Plan!
Kathleen ließ den Blick von dem Gemälde zu Ben Carlton wandern. Um solche Bilder ausstellen zu können, hätte sie liebend gern ihre Seele verkauft. Wenn sie Destiny jedoch richtig einschätzte, ging es hier nicht um ihre Seele.
Als sie Ben jedoch genauer betrachtete, fand sie diese Vorstellung plötzlich gar nicht mehr so schlimm.
Ben beobachtete
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