JULIA COLLECTION Band 15
Leinwände, ein Farbsortiment und ein Behälter mit Pinseln waren darauf aufgetürmt, alles von bester Qualität.
„Das ist sicher nicht für mich“, wehrte sie ab, obwohl sie wusste, wer der Absender war. Damit rächte Ben sich für ihre überfallartigen Besuche auf der Farm.
„Das gehört noch dazu“, erklärte der Lieferant und überreichte ihr einen Briefumschlag.
Sie griff danach, ließ ihn vor Nervosität fallen, gab dem Mann schließlich ein Trinkgeld und starrte noch lange auf das Kuvert.
Das Telefon klingelte.
„Ja?“, meldete sie sich geistesabwesend.
„Ist es schon angekommen?“, fragte Ben.
„Du!“, rief sie.
„Das heißt wohl Ja“, sagte er und legte auf.
Sie starrte auf das Telefon und konnte nicht entscheiden, ob sie lachen oder weinen sollte. Sie tat keins von beidem, sondern öffnete den Umschlag und zog eine Karte heraus.
„Für jedes fertige Bild, das du mir zeigst, zeige ich dir eines von mir“, las sie halblaut vor, was Ben geschrieben hatte.
Kathleen begann, hysterisch zu lachen. Sie hätte es nicht für möglich gehalten, aber Ben hatte das einzige Mittel gefunden, um zu erreichen, dass sie ihn fortan in Ruhe lassen würde.
Als Ben am späten Nachmittag noch nichts von Kathleen gehört hatte, stieg er in seinen Wagen und fuhr nach Alexandria. Offenbar war sein Geschenk nicht wie erwartet aufgenommen worden.
Als er ankam, war die Galerie schon geschlossen und das Rollo am Eingang heruntergezogen, aber im Hintergrund brannte noch Licht. Er klopfte gegen die Tür, bis sich Schritte näherten, die Tür blieb jedoch geschlossen.
„Geh weg!“, verlangte Kathleen.
„Kommt nicht infrage“, wehrte er betroffen ab, weil ihre Stimme nach Tränen klang. „Mach auf!“
„Nein.“
„Weinst du?“
„Nein“, behauptete sie, obwohl sie dabei schniefte.
„Warum?“
„Ich sage doch, dass ich nicht weine.“
„Ich glaube dir nicht. Verdammt, mach die Tür auf, Kathleen!“
„Ich will dich nicht sehen.“
„Weil ich dir Malutensilien geschickt habe?“
„Das ist einer der Gründe.“
„Was noch? Vermutlich gibt es eine ganze Liste.“
„Ja, und sie wird ständig länger.“
„Ich ärgere dich“, vermutete er.
„Ja.“
„Und ich habe eine alte Wunde aufgerissen.“
Kathleen seufzte. „Ja.“
„Liebling, lass mich bitte herein. Ich will dir ins Gesicht sehen, wenn ich mit dir rede.“
„Würde dir recht geschehen“, murmelte sie.
„Ganz rot und verquollen?“, fragte er lachend.
„Ziemlich.“
„Du bist trotzdem schön.“
„Spar dir das Gerede, Ben. Ich bin böse auf dich.“
„Das habe ich schon begriffen, aber ich möchte von dir den Grund hören.“
„Den hast du selbst bereits genannt.“
„Ich will es aber von dir hören. Ich will, dass du schreist und tobst, bis du alle Unsicherheit los bist, die dieser Mann dir eingeredet hat.“
„So einfach ist das nicht“, entgegnete sie ungeduldig. „Tim hat damals viel gesagt, was mich verletzt hat, das stimmt schon. Aber das trifft nicht auf meine Malerei zu.“
„Bist du sicher?“
„Ja, verdammt. Glaubst du, ich hätte nur seinetwegen zu malen aufgehört?“
„Das weiß ich nicht. Hast du?“
„Nein. Ich habe aufgehört, weil meine Bilder nie dem entsprochen haben, was ich im Kopf hatte“, behauptete sie.
Ben begriff, welchen Fehler er begangen hatte. Er hatte angenommen, Kathleen wäre – wie er – nur bescheiden, was das Talent anging. Sie wäre gut, hätte aber eine geringe Meinung von sich, weil man ihr das eingeredet hatte.
„Vielleicht …“, begann er.
„Da gibt es kein Vielleicht“, fiel sie ihm ins Wort.
„Tut mir leid, wenn ich dich getroffen habe“, sagte er seufzend. „Ich wollte dir helfen.“
„Das weiß ich.“
„Kann ich hereinkommen?“, drängte er.
„Wahrscheinlich gehst du nicht weg, bevor du mir den Kopf tätscheln kannst“, erklärte sie resigniert.
„Ich dachte da schon eher an eine Umarmung.“
„Ich brauche keine Umarmung. Das muss aufhören.“
„Betrachte es als beendet“, entgegnete er. „Wenn du dich dann besser fühlst, werfe ich noch heute Abend das ganze Zeug in die nächste Mülltonne.“
Der Schlüssel klickte im Schloss, und dann ging die Tür auf . „Es war eine nette Geste, wenn auch fehl am Platz.“
„Tut mir leid.“ Ihr Anblick schnürte ihm die Kehle zu. Sie hatte tatsächlich heftig geweint. Trotzdem war sie schön.
Kathleen rang sich ein Lächeln ab. „Wir sollten von hier verschwinden“, sagte
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