JULIA COLLECTION Band 15
Melanie, als er auflegte.
„Die Pension ist bis nach dem ersten Januar geschlossen.“
Sie stand auf und griff nach dem Mantel. „Dann fahre ich sofort los. Bestimmt erreiche ich die Stadt, bevor es auf den Straßen zu schlimm wird.“
„Und ich sorge mich stundenlang, ob Sie im Graben gelandet sind? Auf keinen Fall“, entschied er, weil er gar keine andere Wahl hatte. „Sie bleiben hier. Es gibt genug Zimmer.“
„Ich möchte Ihnen keinesfalls zur Last fallen“, beteuerte Melanie. „Ich finde schon woanders ein Zimmer, wenn es tatsächlich kein Durchkommen gibt.“
„Nein!“ Er wich ihrem Blick aus, damit sie nicht merkte, wie sehr ihn die Vorstellung störte, hier mit ihr auch nur eine Stunde, aber womöglich einen oder zwei Tage festzusitzen.
„Das gefällt mir gar nicht“, beteuerte sie, und es klang sogar ehrlich. „Ich war von Anfang an dagegen, aber Sie wissen ja, wie Ihre Tante ist. Wenn sie sich etwas in den Kopf setzt, reißt Sie alle anderen mit.“
„Wem sagen Sie das!“
„Gleich nach dem Essen ziehe ich mich in mein Zimmer zurück, und Sie haben nichts mehr mit mir zu tun“, versprach sie. „Ich werde mich mucksmäuschenstill verhalten. Sie werden nicht mal merken, dass ich hier bin.“
„Würde das nicht dem eigentlichen Zweck Ihres Besuchs widersprechen?“, fragte er spöttisch.
„Welchem Zweck?“
„Mich dazu zu überreden, Ihnen den Auftrag dennoch zu erteilen. Wir wissen doch beide, dass Destiny Sie nicht nur hergeschickt hat, um mir Essen zu bringen. Das hätte auch ihr Fahrer erledigen können.“
„Ertappt“, gestand Melanie und bemühte sich, eine reuige Miene aufzusetzen.
„Nun, dann nutzen Sie die Chance, und reden Sie“, forderte er sie auf und öffnete eine Flasche, damit der Wein belüftet wurde.
„Erst nach dem Essen“, wehrte sie ab und betrachtete die Zutaten, die sie inzwischen auf den Tisch gestellt hatte. „Ich will so viele Pluspunkte wie möglich auf meiner Seite haben. Wenn das Essen allerdings genießbar sein soll, dann müssten Sie einspringen.“
„Sie können nicht kochen?“
„Sagen wir, Brot mit Erdnussbutter und Cornflakes sind meine Spezialitäten.“
„Machen Sie Platz“, verlangte er und schob sie mit der Hüfte beiseite, bereute jedoch auf der Stelle die Berührung. „Und kommen Sie mir nicht in die Quere“, verlangte er sicherheitshalber.
Melanie war nicht beleidigt, sondern sogar erleichtert. „Soll ich den Tisch decken und den Wein einschenken?“
„In Ordnung. Geschirr und Gläser sind dort oben im Schrank.“
Er warf einen Blick zu ihr, als sie sich reckte, und erblickte einen Streifen heller Haut. Der Sweater war ein Stück hochgerutscht. Melanie hatte eine schmale Taille, und Richard hätte gern über die nackte Haut gestrichen, um festzustellen, ob sie tatsächlich so weich und glatt war, wie sie aussah.
Es war ungewöhnlich, dass ihn eine solche Kleinigkeit erregte. Melanie verfügte vermutlich über geheime Kräfte, sonst hätte sie nicht dermaßen mühelos sein Verlangen geweckt, ohne dass sie es überhaupt darauf absah. Um bloß nicht zu zeigen, wie erregt er war, verzichtete er darauf, ihr den Sweater wieder ein Stück herunterzuziehen. Dann hätte sie nämlich sofort Bescheid gewusst, und das wäre ein Pluspunkt für sie gewesen.
„Haben Sie dieses Haus schon lange?“, fragte sie, sobald sie das Geschirr aus dem Schrank geholt hatte. Als sie die zerbrechliche Last auf den Tisch stellte, rutschte der Sweater endlich wieder herunter.
„Seit meiner Kindheit“, erwiderte er und wusch die Kartoffeln. „Destiny hatte vorher in Frankreich gelebt, und in Alexandria fehlten ihr das Wasser und das offene Land. Darum sind wir eines Tages in den Wagen gestiegen und haben uns auf die Suche gemacht. Sie hat sich auf den ersten Blick in dieses Haus verliebt.“
„Das verstehe ich gut. Der Ausblick auf den Fluss Potomac ist eindrucksvoll. Bestimmt ist es herrlich, im Sommer auf der Veranda zu sitzen, die Schiffe auf dem Wasser zu beobachten und den Wellen zu lauschen.“
„Ja, möglich“, erwiderte er.
„Wie lange ist es schon her, dass Sie das getan haben?“, erkundigte sie sich.
„Jahre“, gestand er. „Normalerweise bringe ich Arbeit hierher mit und setze keinen Fuß vor die Haustür. Ich komme nur her, weil es still und friedlich ist und mich niemand stört. Für gewöhnlich“, fügte er trocken hinzu.
Melanie nickte. „Ich habe gelesen, Sie wären von Arbeit besessen.“
„Ein Beweis
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