JULIA COLLECTION Band 15
mitnehmen.“
Melanie war trotzdem nicht überzeugt. „Das erscheint mir etwas riskant. Nein, es erscheint mir sogar äußerst riskant. Im Moment gehöre ich nicht zu den Menschen, nach deren Gesellschaft er sich sehnt.“
Destiny stellte sich taub. „Man muss immer ein Risiko eingehen, wenn man etwas erreichen möchte. Und was soll er schon machen? Ihnen die Tür vor der Nase zuschlagen? Nein, dazu habe ich ihn zu gut erzogen.“
Letztlich war der Plan doch nicht allzu schlimm. Melanie riskierte zwar erneut Richards Zorn, aber andererseits konnte sie einen traumhaften Auftrag für ihre neue Firma an Land ziehen. Für Carlton Industries zu arbeiten wäre herrlich gewesen. Noch lohnender würde es allerdings sein, Richard Carlton bei seinem ersten Wahlkampf zu unterstützen. Und wenn er auch noch gewann, würde sie schlagartig bei allen politisch interessierten Leuten in der ganzen Gegend rings um Washington einen hervorragenden Ruf haben.
Melanie traf eine Entscheidung und lächelte Destiny zu. „Also gut, was werde ich ihm servieren?“
2. KAPITEL
Am Freitag gegen zwei Uhr trafen bei Melanie drei Körbe voll Essen und ein dicker Umschlag, beschriftet mit Destinys Handschrift, ein. Es sollte also tatsächlich geschehen. Melanie würde sich Richard Carlton aufdrängen und versuchen, ihn davon zu überzeugen, dass er sie brauchte – zumindest rein beruflich.
Sobald der uniformierte Chauffeur sich mit einer Verbeugung entfernt hatte, kam Melanies Assistentin aus dem Büro, das im früheren Schlafzimmer des Hauses eingerichtet war. Becky, gleichzeitig Melanies beste Freundin, warf einen Blick in die Körbe und richtete sich erstaunt wieder auf.
„Lieber Himmel, Mel, wer will dich denn da verführen?“, fragte Becky fasziniert.
„Niemand“, wehrte Melanie ab. „Es geht eher darum, dass ich Richard Carlton verführen soll.“
Becky warf ihr einen ungläubigen Blick zu. „Ich dachte, das Zusammentreffen wäre gründlich schiefgelaufen.“
„Ist es auch, aber seine Tante ist der Ansicht, dass ich noch etwas retten kann, wenn ich ihn in einem einsamen Landhaus mit Essen und Alkohol verwöhne.“
Becky besaß zwar trotz ihrer romantischen Ader einen gesunden Geschäftssinn, war jedoch nicht begeistert. „Und wie willst du ihn dazu bringen, mit dir in dieses Landhaus zu fahren?“
„Darum kümmert sich Destiny.“ Melanie öffnete den Umschlag, las die kurze Nachricht und betrachtete seufzend die beiden Blätter mit Anweisungen.
„Was ist das?“, fragte Becky misstrauisch.
„Mein Marschbefehl“, erklärte Melanie. „Destiny hat auch genaue Anweisungen für die Zubereitung des Essens mitgegeben. Offenbar weiß sie, dass ich sogar Wasser anbrennen lasse.“
Becky lachte, wurde aber sofort wieder ernst, als sie von Melanie einen schiefen Blick einfing. „Wenn du dich schon auf diesen idiotischen Plan eingelassen hast, ist das alles doch sehr nett von ihr, oder?“
„Sie denkt dabei bestimmt nur an das Wohlbefinden ihres Neffen.“
„Könntest du mir erklären, warum sie unbedingt dir zu diesem Auftrag verhelfen möchte?“, drängte Becky.
„Ich würde ja gern behaupten, dass sie von meinen beruflichen Fähigkeiten äußerst beeindruckt ist, aber darum geht es nicht. Sie hält Richard für steif und mich für den frischen Wind in seinem Leben.“ Diesen Grund hatte Destiny zumindest angegeben.
„Mit anderen Worten hat sie einen Hintergedanken“, schloss Becky daraus. „Es geht um Verführung.“
„Sag so was nicht“, flehte Melanie. Es gefiel ihr gar nicht, dass ihre Freundin diesen Verdacht bestätigte. „Das darfst du nicht mal denken. Es geht nur um geschäftliche, nicht um private Dinge.“
„Von wegen!“
„Das gilt zumindest für mich. Wenn ich den Auftrag bekomme, muss ich nicht mehr nachts wach im Bett liegen und überlegen, wovon ich dich bezahlen soll.“
„Dann fahr bloß zu diesem Landhaus, und fang an zu kochen“, verlangte Becky und klappte die Deckel der Körbe zu. „Übrigens, wenn ihn das hier nicht überzeugt, ist der Mann nicht aus Fleisch und Blut. Dieser Kuchen riecht himmlisch. Ich hatte einmal eine Kerze, die auch wie warmer Kirschkuchen geduftet hat. Jedes Mal, wenn sie brannte, habe ich Speck angesetzt. Ich hatte zehn Pfund zugenommen, bis das verdammte Ding endlich abgebrannt war.“
Melanie musste lachen. Seit sie sich auf dem College kennengelernt hatten, behauptete Becky, von allem zuzunehmen, sogar von der Luftfeuchtigkeit. Ständig jammerte
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