Julia Collection Band 25
gearbeitet wird.“
Gehorsam legte Carly die Liste beiseite, die sie gerade las. Schließlich war Ricardo ein potenzieller Kunde.
„Wenn ich der Agentur den Auftrag geben würde, ein Event für mich zu organisieren, wer wäre dann für die Kostenaufstellung verantwortlich?“
„Ich.“
„Und wer beauftragt die Lieferanten?“
„Normalerweise auch ich. Wir sind inzwischen lange genug im Geschäft, um einen Stamm von Firmen zu haben, die wir regelmäßig einsetzen. Manche Kunden möchten jedoch einen bestimmten Caterer, Floristen oder Musiker. Mit den Leuten verhandeln wir dann entweder im Namen des Kunden, oder er verhandelt selbst mit ihnen. Wenn er sich für Letzteres entscheidet, verlangen wir, dass die Rechnung direkt an ihn geht. Denn wir wissen genau, wie hoch der Rechnungsbetrag sein wird, wenn wir für die Kostenvoranschläge der Lieferanten verantwortlich sind. Läuft der Auftrag allerdings über den Kunden, ist das nicht immer der Fall.“
„Vermutlich bekommen Sie bei Ihren Stammpartnern gute Rabatte?“
„Natürlich, und wir geben sie ohne Aufschlag an unsere Kunden weiter. Aber der Preisnachlass ist nicht das Hauptkriterium bei der Wahl der Lieferanten. Qualität, Zuverlässigkeit und Exklusivität sind unseren Kunden oft wichtiger als Billigangebote.“
„Und was machen Sie, wenn Ihnen jemand sagt, es würde sich für Sie lohnen, ihm den Auftrag zu geben?“
Nach dieser Frage konnte Carly Ricardo nicht mehr offen ansehen. Sie spürte, dass sie rot wurde. Seit Nick in dem Unternehmen arbeitete, hatte sie mehrere solcher Angebote erhalten. Und jedes Mal hatten die Lieferanten behauptet, Nick habe ihnen die Arbeit versprochen. Nick hatte Carly gedrängt, die Angebote zu nutzen, doch sie hatte sich geweigert. Lucy würde derartige Geschäftspraktiken niemals gutheißen. Weil sie ihrer Freundin nicht wehtun wollte, hatte Carly ihr allerdings nichts von den Spielchen ihres Ehemanns erzählt. Und zweifellos konnte sie auch nicht mit Ricardo – einem potenziellen Kunden – darüber sprechen.
„Wir … ich … ich möchte klarstellen, dass wir keine Schmiergelder annehmen“, erwiderte sie nervös.
Doch ihre Körpersprache verriet Ricardo, dass sie log. Wahrscheinlich bessert sie ihr Gehalt mit Schmiergeldern beträchtlich auf, dachte er grimmig. Es überraschte ihn ein wenig, dass sie während des Flugs noch nicht versucht hatte, ihm näherzukommen. War er darüber etwa enttäuscht? Ricardo tat den Gedanken mit einem Schulterzucken ab. Wohl kaum. Er hatte einfach nur angenommen, dass sie ihm sehr schnell ihre Verführungskünste vorführen würde.
Frauen wie Carly waren unglaublich geschickt darin, einen Mann anzumachen. Ganz unschuldig gaben sie vor, ihm etwas zeigen zu wollen, und neigten sich dabei so weit zu ihm, dass er ihr Parfüm einatmete. Noch hatte er den Duft nicht erkannt, den Carly benutzte. Vielleicht eine exklusiv für sie zusammengestellte Mischung? Von einem der drei Top-Parfümeure der Welt? Und bezahlt von einem sehr reichen und sehr verliebten Mann!
Zumindest hatte sie keine Brustvergrößerung machen lassen. Das hatte er gemerkt, als sie im Auto gegen ihn gefallen war. Aber sie trug einen BH, einen schlichten, nahtlosen. Ungewöhnlich für eine Frau, die sich einen Mann angeln wollte. Und vollkommen unnötig bei so schönen, festen Brüsten.
Wenn sie sich jetzt über ihn beugen würde, könnte er ihr das T-Shirt und den BH hochschieben und ihre Brüste mit den Händen und dem Mund erforschen … Während er versuchte, seine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken, bewegte sich Ricardo unruhig hin und her.
„Wir landen in wenigen Minuten“, verkündete Eddie mit einem freundlichen Lächeln.
Dankbar lächelte Carly den Steward an und packte ihre Unterlagen ein. Obwohl sie keine Angst vorm Fliegen hatte, war sie froh, bald aus dem Flugzeug aussteigen zu können. Zumindest keine Angst im sexuellen Sinn. Da, schon wieder! Sie dachte an Sex. Weil sie mit Ricardo schlafen wollte? Schön wär’s! Aber wenn sie die Gelegenheit bekommen würde …
Vor dem Flughafengebäude bettelten Kinder. Dünn und schmutzig, in schäbigen zerrissenen Sachen drängten sie sich zu einer Mitleid erregenden Gruppe zusammen, aber alle Fluggäste ignorierten sie. Das kleinste Kind konnte gerade laufen.
Ricardo war den Leihwagen holen gegangen und hatte Carly gebeten zu warten. Im Terminal hatte sie einen Sandwichladen gesehen. Man sollte Essen statt Geld geben, richtig? Weil ihnen das
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