Julia Collection Band 25
und zwar ziemlich viel davon. Zumindest hatte Carly das gelesen. Ein Muskelmann mit zu weißen Zähnen, der kanariengelbe Shorts und ein leuchtend blaues Polohemd mit Firmenzeichen trug, half ihr aus dem Hubschrauber. Warum wirkten diese Hollywoodtypen so antiseptisch und unerotisch, überlegte Carly, als er sie nach ihrem Namen fragte. Und bildete sie sich das nur ein, oder lächelte er nicht mehr ganz so strahlend, sobald er auf seiner Liste sah, dass sie zu den „Arbeitskräften“ gehörte?
Ricardo dagegen wurde fast überschwänglich von einer bildhübschen jungen Frau begrüßt, die ebenfalls die gelb-blaue Uniform trug.
So also sah eine Werbeparty im New Yorker Stil aus! Zweifellos war alles gut organisiert, sehr clever und professionell, bis hin zu den kleinen Informationsmappen, die jedem Gast überreicht wurden. Carly wusste schon, dass sie einen Lageplan des Hauses und der Gartenanlage sowie einen Programmplan für den Nachmittag und einen Gutschein enthielten. Wenn ein Gast ging, konnte er den Gutschein gegen seine goodie bag einlösen. So vermied man voll gestopfte Tische oder – noch schlimmer – verärgerte Gäste, die unerwünschte Geschenke zurückließen.
Im Gegensatz zu ihr genoss Ricardo zweifellos die De-luxe-Behandlung. Seine Empfangsdame konzentrierte ihre Aufmerksamkeit noch immer voll und ganz auf ihn und flirtete völlig ungeniert mit ihm. Allein zu sehen, wie er das Lächeln der jungen Frau erwiderte, machte Carly eifersüchtig.
Ich bin hier, um zu arbeiten, ermahnte sie sich und ging auf das Haus zu. Natürlich waren sie die ersten Ankömmlinge. Vor Beginn der Veranstaltung wollte Carly sowohl die New Yorker Eventmanagerin als auch die Kunden begrüßen und sich vergewissern, dass alles nach Plan lief. Ober und Serviererinnen – sämtlich in Hawaiihemden gehüllt, deren leuchtend bunte Muster den Titelseiten der Zeitschrift nachempfunden waren – liefen bereits mit Tabletts herum.
Als Carly den Haupteingang erreichte, wurde sie prompt von einem Wachmann aufgehalten. Erst nach Vorlage ihres Ausweises und des Erkennungsschilds durfte sie ins Haus. Dort traf sie die PR-Leute der Zeitschrift und Luella Klein, ihre Kollegin von der New Yorker Event-Agentur.
„Ich liebe die Hawaiihemden!“, verkündete Luella begeistert, nachdem sie sich alle miteinander bekannt gemacht hatten.
Carly lächelte. „Das war Jules’ Idee.“
„Ja, wirklich toll. Und so cool. Wir haben die goodie bags aus demselben Stoff herstellen lassen!“
Titelseiten der Zeitschrift als Grundlage für das Designthema des Events zu verwenden war das Ergebnis eines Brainstormings von Carly, Lucy und Jules gewesen, nachdem die PR-Chefin der Zeitschrift sie aufgefordert hatte, sich um den Auftrag zu bewerben.
Ein Kanapeemenü in den Firmenfarben zu bekommen hatte sich allerdings als großes Problem erwiesen. Die Küchenchefs mehrerer Caterer hatten den Auftrag abgelehnt. Schließlich hatte Carly den Einfall gehabt, den Leiter einer der besten Fachhochschulen für Gastronomie zu überreden, den Auftrag anzunehmen und zu nutzen, um so auf eindrucksvolle Weise die Begabung seiner Studenten vorzuführen.
Carly hoffte, dass die Kanapees tatsächlich so vielversprechend waren wie diejenigen auf den Probeplatten, von denen sie Anfang des Jahres Fotos gesehen hatte.
„Vielleicht klingt es ja albern, aber ich mochte italienische Männer schon immer wahnsinnig gern …“
„Tut mir leid, ich muss gehen.“
Die junge Frau hatte sich in den vergangenen fünfzehn Minuten immer wieder dazu gratuliert, Ricardo endlich für sich allein zu haben. Nun gelang es ihr nur mit größter Mühe, nicht vor Enttäuschung wütend aufzustampfen, als er sie mitten im Satz unterbrach und davonging. Und dann musste sie auch noch feststellen, dass er sie ausgerechnet wegen einer Frau hatte stehen lassen, die anscheinend zu den Leuten vom Partyservice gehörte. Neidisch erkannte sie an, dass die weiße Leinenhose die langen Beine ihrer Rivalin perfekt zur Geltung brachte.
Carly bedankte sich gerade beim Leiter des Servicepersonals und sah auf die modische cremeweiße Plastikarmbanduhr, die sie sich am Morgen gekauft hatte. Es war fast neun Uhr, und die meisten Gäste waren längst gegangen. Nur die Blondine war noch da. Während des ganzen Nachmittags hatte Carly sie dabei beobachtet, wie sie sich immer wieder an Ricardos Arm klammerte.
Vor wenigen Minuten erst hatten die Kunden ihr gesagt, wie zufrieden sie mit dem Event seien, und kurz
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