Julia Collection Band 25
bestimmt nicht bist!“, erklärte er nüchtern.
Er glaubte, es zu wissen. Sie wusste es besser. „Und das ist der einzige Grund, warum du die Sachen gekauft hast?“, fragte sie schon etwas ruhiger.
„Was für einen anderen Grund könnte ich denn gehabt haben?“, fragte Ricardo herausfordernd.
„Du hast mir deutlich zu verstehen gegeben, dass Sex für dich etwas ist, was du kaufen kannst. Aber ich bin nicht käuflich“, betonte Carly.
Nun wurde er wütend. Zweifellos war sein Stolz ebenso verletzt, wie ihrer es gewesen war, als sie die Kleiderschranktüren geöffnet hatte. Gut!
„Du machst aus einer Mücke einen Elefanten. Ich habe nur dafür gesorgt, dass du so angezogen bist, wie ich es von einer Frau erwarte, mit der ich in der Öffentlichkeit gesehen werde. Das wäre nicht nötig gewesen, wenn dir dein Koffer nicht gestohlen worden wäre. Aber so, wie die Dinge liegen, war es nun einmal nötig. Betrachte die Sachen als geliehene Berufskleidung, vielleicht fühlst du dich dann besser. Und was käuflichen Sex betrifft – ich denke, ich kann erkennen, ob eine Frau mich wirklich begehrt, Carly.“
Dazu gab es nichts zu sagen.
Zum Glück wechselte Ricardo das Thema. „Es ist fast Essenszeit. Ich hoffe, du hast Hunger. Dolores ist sehr stolz auf ihre Kochkünste.“
„Ich bin eigentlich überhaupt nicht hungrig.“ Das Abendessen interessierte sie nicht. Sie wollte nur Ricardo. Vor Verlangen nach ihm tat ihr alles weh. Sie hatte nicht darum gebeten, so zu empfinden, und es erfüllte sie mit Verzweiflung. Sie wollte sich nicht so stark zu einem Mann hingezogen fühlen, am allerwenigsten zu einem Mann wie diesem.
In diesem Moment sah sie sehr müde aus. Und verletzlich. Ricardo spürte, wie sich Mitleid in ihm regte. Und der Wunsch, sie zu beschützen. Wütend erinnerte er sich daran, dass sie ihn nur wegen ihrer Funktion bei Prêt a Party interessierte – abgesehen davon, dass er sie wie verrückt begehrte. Emotionale Verwicklungen und Komplikationen konnte er nicht gebrauchen, dafür gab es in seinem Leben einfach keinen Platz. Vielleicht wollte er eines Tages einen Sohn haben, einen Erben, aber deswegen würde er noch lange keine Ehe mit all ihren möglichen finanziellen Risiken eingehen. Lieber würde er eine sorgfältig ausgewählte Frau dafür bezahlen, ein Kind für ihn zu bekommen und dann alle Rechte an ihn abzutreten.
„Wenn du es möchtest, wird Dolores dir das Abendessen sicher gern in deinem Zimmer servieren“, sagte er schroff.
Carly sah nicht auf. Wenn sie ihn vergangene Nacht nicht gestoppt hätte, dann würden sie jetzt vielleicht zusammen im Bett liegen und beide nicht ans Abendessen denken, sondern die ganze Nacht zusammen verbringen. Aber das konnte immer noch passieren. Sie musste nur zu ihm gehen und ihm zeigen, was sie für ihn empfand, wie sehr sie ihn begehrte. Andere Frauen hatten keine Skrupel, einem Mann zu zeigen, dass sie ihn begehrten. Warum sollte sie also welche haben? Weil sie die Antwort auf ihre Frage schon wusste, schauderte Carly.
9. KAPITEL
Inzwischen war Carly die Bewegung des Hubschraubers gewohnt und nicht mehr so ängstlich wie bei ihrem ersten Flug. Sie hatten New York schon hinter sich gelassen. Die Fahrzeuge unter ihnen auf dem Highway sahen wie Spielzeugautos aus.
Diesmal waren sie allein im Hubschrauber, und Ricardo erklärte ihr weder die Umgebung, noch sagte er sonst etwas. Und Carly redete sich ein, froh über sein kühles geschäftsmäßiges Benehmen und die Distanz, die dadurch zwischen ihnen entstand, zu sein. So konnte sie zumindest ein wenig Abstand gewinnen – zu diesem aufregenden Mann und ihrer beängstigenden Sehnsucht nach ihm.
Hatte er sich wohl schon entschieden, ob er ihnen den Auftrag geben wollte oder nicht? Hoffentlich bekamen sie ihn. Denn sie brauchten ihn dringend. Längst hatte sie die gemailten Kopien der angeforderten Schecks erhalten, und ihre Prüfung hatte bestätigt, was sie schon vermutet hatte: Alle Schecks trugen zwei Unterschriften, genau wie es in den Geschäftsbestimmungen vorgeschrieben war. Ihre eigene und Nicks. Nur wusste Carly, dass sie die Schecks niemals unterschrieben hatte. Was bedeutete, dass jemand ihre Unterschrift gefälscht hatte. Jemand? Es konnte nur Nick gewesen sein. Denn außer ihr hatte nur Lucy die Schlüssel für den Schrank, in dem die Scheckhefte aufbewahrt wurden.
Wegen der Riesensumme, die Nick auf diese Weise aus der Firma abgezogen hatte, würden sie am Jahresende mit einem Verlust
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