TIFFANY SEXY CHRISTMAS Band 03
1. KAPITEL
Dylan North ging durch die Straßen von Acton und genoss den vertrauten Anblick. Der alte Roscoe saß noch immer vor dem Lokal und weigerte sich, seinen Platz auf der Bank für Leute zu räumen, die auf einen Sitzplatz drinnen warteten. In Dylans Heimatstadt fuhren die Autos langsam, und die Fußgänger liefen noch langsamer. Als Kind hatte er es kaum erwarten können, endlich so alt zu sein, dass er von hier verschwinden konnte. Als Erwachsener gefiel ihm alles, was er früher gehasst hatte, weil es in diesem Ort die Ruhe und den Frieden gab, die man in L. A. nirgends fand.
Während er mit einem bestimmten Ziel die Straße entlangging, fiel ihm noch etwas Wichtiges auf, das ihn in seinem Entschluss bestärkte, hierher zurückzukehren: Wohin er auch ging, alles erinnerte ihn an Holly Evans.
Dr. Holly Evans, dachte er und war auf einmal ziemlich stolz auf sie. Sie mochte von seinen Gefühlen nichts ahnen, doch wenn seine kurze Reise nach Hause vorbei wäre, würde sie wissen, was er für sie fühlte und noch viel mehr. Aber zuerst musste er herausfinden, woran er bei Holly war, schließlich hatten sie seit über zehn Jahren keinen Kontakt mehr gehabt. Dylan hätte durchaus verstehen können, wenn die Frau, die er damals verlassen hatte, nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Möglicherweise hatten sich seine Gefühle auch verändert. Das bezweifelte er zwar, aber er musste mit allem rechnen.
Sein Manager, sein Publicity-Manager und sein persönlicher Assistent hatten ihn für verrückt erklärt, weil er die wunderschönen Schauspielerinnen sausen ließ, die sich für ihn interessiert hatten. Besonders Melanie Masterson, mit der er die letzte und längste Beziehung geführt hatte. Melanie wollte unbedingt eine Versöhnung, aber nur, weil er – Dylan – ihrer Karriere förderlich war. Doch er wollte sich nicht mehr an Melanie oder irgendeine andere Frau binden, in der Hoffnung, bei ihr die Art von Normalität zu finden, die er nur ein einziges Mal erlebt hatte: bei Holly.
Eigentlich glaubte er nicht an gute oder schlechte Vorzeichen. Aber vor einem Monat hatte er von Holly geträumt – was nicht ungewöhnlich war, da er oft von ihr träumte. Diesmal jedoch war der Traum intensiver als sonst gewesen. Er hatte geträumt, es wäre Weihnachten, und er und Holly wären in seinem Haus und packten Geschenke aus, die sie von ihrem schwer verdienten Geld gekauft hatten. Zufrieden und glücklich wie nie zuvor hatte er die Arme nach Holly ausgestreckt – und Melanie neben sich im Bett entdeckt.
Der Schock hätte größer nicht sein können, wenn er allein in ein kaltes Bett gekrochen wäre. Es war ein Warnsignal, das er ernst genommen hatte.
Genau aus diesem Grund betrat er jetzt die Praxis, die einst Hollys Vater gehört hatte, und schaute sich um. Vieles war unverändert, doch hatte Holly dem Ganzen ihren Stempel aufgedrückt. Die alte Doktorurkunde und die Schwarz Weiß-Fotos hingen zwar noch an den Wänden, aber abgesehen vom Weihnachtsbaum in der Ecke, den Girlanden und Fensterbildern gab es weitere, dauerhafte Veränderungen. Zum Beispiel waren die Wände in fröhlichem Gelb gestrichen, und in einer Ecke des Wartezimmers standen eine große Spielzeugkiste und ein Regal voller Kinderbücher. Auf dem Tisch in der Mitte des Zimmers lag eine Auswahl von Zeitschriften.
Doc Evans hatte sehr gut mit Patienten umgehen können, doch die Einrichtung seiner Praxis war stets die gleiche geblieben. Die hatte seine Tochter nun verändert, und Dylan fragte sich, ob der alte Mann das noch erlebt hatte. Erst heute hatte Dylan erfahren, dass Hollys geliebter Vater letztes Jahr gestorben war. Ihre Mom war gerade zu Besuch bei ihrer kranken Schwester gewesen. Dylan war nicht hier gewesen, um Holly über den Verlust hinwegzutrösten. Hatte ihr überhaupt jemand beigestanden? Bei diesem Gedanken krampfte sich alles in ihm zusammen.
Wie viele wichtige Ereignisse in ihrem Leben hatte er verpasst? War es vielleicht zu spät, sich ihr jetzt zu nähern? Es gab so viele offene Fragen.
„Kann ich Ihnen helfen?“, erkundigte sich eine rothaarige Frau, die er nicht kannte, und nahm ihren Mantel von einem der Haken im Flur.
„Ich wollte zu Holly – ich meine zu Dr. Evans.“
Ohne aufzusehen, zog die Frau ihren Mantel an. „Dr. Evans ist im Sprechzimmer, aber wir schließen die Praxis jetzt. Es sei denn, es handelt sich um einen Notfall. Ist es ein Notfall?“ Während sie sprach, blickte sie ihn zum ersten Mal an. „Du
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