Julia Collection Band 25
privater Grünanlage.
Noch mehr wunderte sie sich darüber, dass Marcus ihr selbst die Tür aufmachte. Er führte sie in einen gemütlichen, von Bücherregalen gesäumten Raum, der gleichzeitig als Bibliothek und Arbeitszimmer diente.
„Sie finden es sicher ziemlich seltsam, dass ich privat Kontakt mit Ihnen aufgenommen habe“, begann Carly verlegen. Zuvor hatte Marcus sie gefragt, ob sie eine Tasse Kaffee wolle, doch sie hatte dankend abgelehnt. Nervös wie sie war, verspürte sie überhaupt kein Verlangen nach einer Koffeinspritze, obwohl sie sonst regelmäßig eine brauchte.
„Überhaupt nicht“, erwiderte Marcus. „Tatsächlich …“ Er machte eine Pause und schaute Carly nachdenklich an. „Ich glaube, ich habe schon eine ungefähre Vorstellung davon, warum Sie mit mir sprechen möchten, Carly.“
„Ja?“
„Ricardo und ich stehen miteinander in Verbindung. Er hat mir gesagt, dass Sie mich wahrscheinlich um ein Gespräch bitten würden.“
Vor Aufregung schoss ihr die Röte ins Gesicht. Carly verstand zwar nicht, warum Ricardo Kontakt mit Marcus aufgenommen hatte, aber allein dass Marcus seinen Namen aussprach, ließ sie sich so sehr nach Ricardo sehnen, dass sie kaum noch denken, geschweige denn ein Wort hervorbringen konnte. Natürlich musste sie sich zusammenreißen und mit Marcus reden. Also atmete sie tief durch, um sich zu beruhigen.
„Marcus, es geht darum, dass Ricardo plant, Prêt a Party zu kaufen. Ich fürchte, ich habe es ihm versehentlich sogar noch leichter gemacht, das Unternehmen zu einem relativ niedrigen Preis zu bekommen. Sehen Sie, ich habe …“
„Er hat nicht mehr die Absicht, die Agentur zu erwerben, Carly. Ricardo hat mich angerufen und das ganz deutlich gemacht. Ursprünglich hatte er schon daran gedacht, es zu tun. Doch seine Beziehung zu Ihnen hat alles verändert, wie er mir erklärt hat. Außerdem meinte er, Sie seien besorgt wegen Nicks Rolle in der Firma, besonders wegen eines speziellen finanziellen Problems. Ricardo dachte, es wäre vielleicht gut, wenn ich als Lucys Treuhänder die Angelegenheit prüfen würde.“
Carly konnte kaum begreifen, was Marcus ihr da erzählte. „Das stimmt nicht“, protestierte sie. „Ricardo …“
„Ich versichere Ihnen, dass es stimmt. Tatsächlich hat er außerdem noch gesagt, er würde wegen Ihrer Sorge um Lucy und das Unternehmen überlegen, ob er und ich nicht irgendwie ein diskretes Rettungsprogramm auf die Beine stellen könnten. Beispielsweise, indem er Aufträge an Prêt a Party vergeben würde, während ich mich mit den Aspekten des Problems beschäftige, bei denen es um Nick und um Lucys Treuhandvermögen geht. Wir haben uns erst einmal darauf geeinigt, über die Alternativen nachzudenken, bevor wir gemeinsam eine endgültige Entscheidung treffen. Zu dem Zeitpunkt habe ich den Eindruck gehabt, dass Sie und Ricardo …“ Als Carly vor Kummer leise aufschluchzte, verstummte Marcus. „Wie dem auch sei“, sprach er weiter, „bei seinem Anruf hat Ricardo eure Beziehung mit keiner Silbe weiter ausgeführt. Und neulich ist er dann vorbeigekommen, um mir zu sagen, dass Sie wahrscheinlich mit mir sprechen wollen. Und er hat mich gebeten, Ihnen das zu geben.“
Carly war viel zu sehr damit beschäftigt, alles zu verarbeiten, was Marcus ihr mitgeteilt hatte. Deshalb warf sie nur einen geistesabwesenden Blick auf die kleine, hübsch eingewickelte Schachtel, die Marcus ihr in die Hand gedrückt hatte. Während sie sich mit all den Informationen abmühte, kristallisierte sich eine Frage heraus, die sie unbedingt stellen musste.
„Wann … wann genau hat Ricardo Sie angerufen?“
Nachdenklich runzelte Marcus die Stirn. „Lassen Sie mich nachsehen.“ Er ging zum Schreibtisch, schlug einen großen, in Leder gebundenen Terminkalender auf und blätterte darin. „Ja, hier ist es …“
Ricardo hatte mit Marcus gesprochen, bevor sie die Papiere auf dem Schreibtisch in dem Haus an der Loire gefunden hatte. Bei jenem Telefongespräch hatte er Marcus von ihrer Sorge wegen Nick und seiner Entscheidung, die Agentur nicht zu kaufen, erzählt. Und ich habe Ricardo beschuldigt, mich anzulügen und mein Vertrauen missbraucht zu haben, dachte Carly entsetzt.
Erst als sie in dem Taxi saß, das Marcus für sie gerufen hatte, fiel Carly das Päckchen wieder ein, das er ihr gegeben hatte. Zitternd holte sie es aus ihrer Handtasche und entfernte das Geschenkpapier. Eine mit Seidenpapier ausgelegte Pappschachtel kam zum Vorschein. Und
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