Julia Collection Band 25
darin lag ihre Armbanduhr von Cartier.
Weil ihr Tränen in die Augen traten, konnte Carly kaum noch richtig sehen. Heftig blinzelnd blickte sie starr auf die Uhr und bemerkte, dass darunter eine kleine Karte mit einer Nachricht von Ricardo lag.
Du bist abgereist, bevor ich sie Dir geben konnte.
Sonst nichts. Nur das. Keine Liebeserklärung. Aber unten auf der Karte standen eine handgeschriebene Adresse in London und eine Telefonnummer.
Zuerst hatte Ricardo sie falsch eingeschätzt, doch das hatte Carly nicht daran gehindert, ihn zu lieben. Dann hatte sie ihn falsch eingeschätzt. War seine Liebe zu ihr stark genug, um das auszuhalten?
Carly hatte nur eine einzige Möglichkeit, es herauszufinden.
Entschieden klopfte sie an die Glasscheibe, und als der Fahrer sie aufschob, erklärte ihm Carly, sie habe es sich anders überlegt, und nannte ihm die Adresse, die Ricardo auf die Karte geschrieben hatte.
Nachdem Carly den Taxifahrer bezahlt hatte, stand sie unsicher vor dem imposanten georgianischen Reihenhaus. Der mit goldenen Spitzen versehene schwarze Gitterzaun funkelte in der Sonne. Krampfhaft versuchte sie, sich an die Sätze zu erinnern, die sie auf dem Weg hierher im Taxi geprobt hatte. Sie wollte Ricardo sagen, wie sehr sie ihn liebte und wie sehr sie wünschte, sie hätte auf ihn gehört und ihm vertraut.
Würde er ihr eine zweite Chance geben?
Hin und her gerissen zwischen Angst, Sehnsucht und Hoffnung, stieg Carly die Steinstufen zu der eindrucksvollen, schwarz gestrichenen Tür empor und klingelte.
Nichts passierte. Minuten verstrichen. Die Straße war menschenleer. Wie das Haus? Hatte sie sich von ihren Gefühlen dazu verleiten lassen, Ricardos Nachricht völlig anders auszulegen, als er es beabsichtigt hatte? Hätte sie einfach anrufen und sich für die Uhr bedanken sollen? Ob sie noch einmal klingeln sollte? Das Haus war groß. Vielleicht hatte sie niemand gehört. Oder es war niemand da. Carly klingelte noch einmal und wartete, während ihr Herz dumpf klopfte und ihre Hoffnung von Sekunde zu Sekunde sank.
Ein drittes Mal zu klingeln war zwecklos.
Traurig ging Carly die Stufen wieder hinunter. Sie war sich nicht bewusst, dass sie weinte, und sie nahm auch das Taxi nicht wahr, das gerade in die Straße einbog. Als es nur einen Meter von ihr entfernt hielt, zuckte sie vor Schreck zusammen.
„Carly!“
Ungläubig sah sie, wie Ricardo aus dem Auto stieg. Der Taxifahrer setzte zurück und wendete, aber sie achtete nicht darauf. Sie lag schon in Ricardos Armen, und er küsste sie mit all der leidenschaftlichen Liebe, nach der sie sich Tag und Nacht gesehnt hatte, seit sie ihn verlassen hatte.
„Komm. Wir gehen rein“, sagte er mit einem merkwürdigen Krächzen in der Stimme. Er nahm ihre Hand, und sie gingen die Steintreppe hoch.
„Ricardo, es tut mir so leid, dass ich dir nicht glauben wollte. Ich …“
„Sch!“ Er lächelte sie zärtlich an, bevor er die Tür aufschloss und Carly in die Eingangshalle schob.
Durch das Oberlicht schien die Sonne auf den schwarz und weiß gemusterten Marmorboden. Eine imposante geschwungene Treppe führte in die oberen Stockwerke. Aber Carly nahm die elegante Ausstattung des Hauses nicht wahr, sondern sah unentwegt in Ricardos Gesicht. Dieses wunderbare und innig geliebte Gesicht!
Wie war sie nur auf den Gedanken gekommen, dass sie ohne ihn leben konnte?
„Du hast meine Uhr zurückgekauft“, flüsterte sie gerührt. „Und du hast zu Marcus gesagt, du würdest meinetwegen die Agentur nicht kaufen.“
„Ich wusste, dass du dir Sorgen um Lucy machen würdest, wenn ich meinen ursprünglichen Plan durchführen würde. Und dein Glück und dein Seelenfrieden sind mir viel wichtiger als der Erwerb irgendeiner Firma. Diese Papiere haben auf dem Schreibtisch gelegen, weil ich nach einer Lösung für das Problem mit Nick und den Schecks gesucht habe. Ich wusste doch, wie du dich darüber aufgeregt hast und wie sehr sein Verhalten dich geschockt hat. Marcus und ich sind alte Geschäftsfreunde, und deshalb war ich der Meinung, es würde sich lohnen, mich mit ihm in Verbindung zu setzen. Ich wollte ihn fragen, ob wir vielleicht gemeinsam etwas unternehmen könnten, was dich beruhigt. Außerdem ist Marcus Lucys Treuhänder, und ich habe mir gedacht, dass er sie bestimmt ebenso schützen will wie ich dich.“
„Und dann habe ich dir vorgeworfen, du hättest mich benutzt. Es überrascht mich, dass du überhaupt noch mit mir sprichst.“
„Das sollte es nicht.
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