Julia Collection Band 25
losgelassen hatte, war ihr so schwindlig, als hätte sie eine ganze Flasche Champagner getrunken. Tapfer versuchte sie, nicht einfach dazustehen und ihn anzustarren.
Noch immer schwärmten Dorlands Fotografen überall auf dem Grundstück herum und stöberten Prominente für die Sorte von Bildern auf, die von den Leserinnen der Zeitschrift mit so viel Leidenschaft betrachtet wurden. Ebenso sah man Legionen von PR-Leuten, Visagisten, Friseuren, persönlichen Fitnesstrainern, Ankleidefrauen aus Haute-Couture-Häusern, Astrologen – keinem Superstar, der bei klarem Verstand war, würde es einfallen, ohne seine Entourage zu reisen.
Überall wurde das weiße Pulver, die heiß geliebte „kleine Schwäche“ der Dummen und Berühmten, offen herumgereicht, inzwischen konnte Julia schon nicht mehr zählen, wie oft ihr etwas angeboten worden war und sie abgelehnt hatte.
Wer gerne Promizeitschriften las, dem mochte der Lebensstil der Reichen und Schönen beneidenswert und glamourös vorkommen, aber in Wirklichkeit lauerte unter dem spannenden, aufregenden Glanz ein Abgrund, in dem die Stars von heute schnell verschwinden und vergessen werden konnten.
„Zum Glück haben sie bei Tiffany nachgegeben und Martina das Diamantcollier geliehen, an das sie ihr Herz gehängt hat“, hörte Julia den Chefredakteur gerade sagen.
„Nur dank Ihrer Hilfe“, warf sie ein, fest entschlossen, Silas nicht anzusehen.
„Ich habe ihnen erklärt, sie würden eine fantastische PR-Chance ungenutzt lassen, wenn sie es nicht tun“, rühmte sich Dorland.
„Vielleicht haben sie sich einfach Sorgen gemacht, dass sie nach dem Event auf ein Diamantcollier im Wert von mehreren Millionen Dollar verzichten müssen“, meinte Silas trocken. „Schließlich wäre es nicht das erste Mal, dass ein Star ein kostbares Schmuckstück ‚verliert‘, das nur geliehen ist.“
„O Silas, das ist so ungezogen von Ihnen.“ Dorland schmollte theatralisch. „Wo wir schon beim Schmuck sind … Was für einen Ring wollen Sie Julia schenken? Etwas Neues? Oder ein Familienerbstück? Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie die Juwelen aufgespürt haben, die Ihr gemeinsamer Ururgroßvater verspielt hat. Was Sie dafür bezahlt haben, würde angeblich die Staatsschulden eines kleinen Landes decken.“
„Silas, das hast du doch nicht etwa wirklich getan?“, fragte Julia.
„Die Juwelen aus Saphiren und Diamanten, die unsere Ururgroßmutter zu ihrer Verlobung geschenkt bekommen hat, haben einen beträchtlichen historischen Wert, deshalb war es ein lohnendes Projekt.“
Julias Augen wurden groß. „Du hast alles gekauft?“
Vor vielen Jahren hatte ein indischer Maharadscha die Juwelen seiner Braut geschenkt, in die er sich, so wurde damals gemunkelt, leidenschaftlich verliebt hatte. Julias Großvater hatte ihr die Geschichte erzählt und ihr das alte Haushaltsbuch gezeigt, in dem jedes Teil des Geschenks einzeln aufgeführt war: Collier, Ohrringe, Armbänder und ein Diadem, dazu passende, mit Edelsteinen besetzte Kämme und Haarbürsten, Parfümflaschen und ein mit Diamanten besetzter Schmuckkoffer. Allein das Collier enthielt sieben, in Farbe und Größe einzigartige Saphire.
„Alles“, bestätigte Silas.
„Julia, meine Liebe, Sie haben so ein Glück. Ein Milliardär ganz für Sie allein. Wie amüsant!“
Amüsant? Silas? Das fand Julia nicht. Sie konnte sich nicht vorstellen, ein so luftig heiteres Wort mit einem so ernsten, dominanten und gefährlichen Alphatier wie Silas in Zusammenhang zu bringen.
Wie war er wohl im Bett?
Der Gedanke kam ihr völlig unerwartet. Warum interessierte sie das plötzlich? „Ich muss los – eine Besprechung mit den PR-Leuten“, flunkerte sie und machte sich feige aus dem Staub.
In der Villa wurde das „glückliche Paar“ fotografiert und sah dabei alles andere als glücklich aus.
Liebe! Je älter ich werde, desto weniger glaube ich daran, dachte Julia, während sie die Caterer darauf hinwies, dass es Zeit war, das Büfett zu eröffnen.
Ursprünglich hatte die Villa, in der sich heute so viele Stars tummelten, einem exzentrischen Kunstsammler gehört, der sie Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts bauen ließ, um seine Sammlung griechischer und römischer Artefakte darin unterzubringen. Sie thronte auf einer kleinen Landspitze mit Blick aufs Meer. Um einen von Marmorsäulen gesäumten Innenhof mit eingelassenem Swimmingpool angelegt, erinnerte der Bau vage an einen römischen Palazzo.
Während die Sonne unterging, würden
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