Julia Collection Band 25
Ganz gleich, wie oft sie mit den Zahlen jonglierte, sie würde niemals zwanzigtausend Euro auftreiben können. Schulden wollte sie nicht machen, und Ersparnisse hatte sie nicht. Ihre Familie war zwar reich, aber das Geld steckte in Grundbesitz – wie zum Beispiel Amberley und der Londoner Wohnung, in der Julia lebte. Doch diese Vermögenswerte sollten für zukünftige Earls erhalten bleiben und gehörten ihr nicht.
Trübsinnig blickte Silas in sein Weinglas. Der kräftige Barolo müsste eigentlich warm und gut abgerundet schmecken, keinesfalls aber säuerlich. Oder lag es an seiner Stimmung und nicht am Wein? Und warum sollte er sauer sein? Doch wohl nicht, weil Julia ihn allein gelassen hatte? Er aß oft allein, was er im Grunde sogar vorzog. Mürrisch blickte er auf seinen Teller. Das Steak war genau so gebraten, wie er es gern mochte, trotzdem hätte er ebenso gut Sägemehl essen können. Um nicht noch schlechtere Laune zu bekommen, schob Silas den Teller weg und winkte dem Ober.
Im Fahrstuhl fragte er sich, was mit ihm los war. Warum war er nicht im Restaurant geblieben und hatte sein Essen beendet? Warum war sowohl das Essen als auch der Abend ohne Julias Gegenwart fade und reizlos geworden?
Immer noch in die Zahlen vertieft, hörte Julia die Tür zur Suite nicht aufgehen und sah Silas erst, als er schon vor ihr stand.
„Was ist das?“ Er nahm das Blatt Papier in die Hand und starrte die kleinen Summen an, die sie immer wieder besorgt hingeschrieben und addiert hatte. „Glaubst du im Ernst, ich erwarte von dir, dass du mir das Geld zurückzahlst?“, fragte er scharf.
„Warum nicht? Ich weiß, dass Lucy es nicht kann“, erwiderte Julia. „Die Firma macht keinen Gewinn mehr. Und wenn wir das Geld nicht auf dem Geschäftskonto haben, fühle ich mich verpflichtet, es selbst zurückzuzahlen. Weil ich für das Fest der Silverwoods verantwortlich bin.“ Erstaunt beobachtete sie, wie Silas den Zettel wütend zusammenknüllte und in den Papierkorb warf.
Warum ihn Julias Erklärung so stark berührte, konnte er nicht sagen. Genauso wenig wusste er, warum es ihn so wütend machte, dass sie glaubte, er wolle das Geld zurückhaben. „Du bist meine Verlobte, erinnerst du dich? Ich habe dem Hotelmanager das Geld gegeben, weil ich keine verzweifelte und gestresste Verlobte haben will. Also habe ich es auch für mich getan. Lucy braucht nichts davon zu erfahren, und es gibt keinen Grund, mir das Geld zurückzuzahlen“, sagte er.
„Aber unsere Verlobung ist nicht echt. Und selbst wenn wir richtig verlobt wären, würde ich dir das Geld zurückzahlen.“
„Warum?“
„Weil ich es nicht mag, was aus einer Beziehung wird, wenn einer den anderen finanziell oder sonst irgendwie ausnutzt. Wie könntest du mich respektieren? Wie könnte ich mich selbst respektieren, wenn ich mich von dir finanziell unterstützen lasse? Ich habe nicht so viel Geld wie du, aber wenn wir wirklich ein Paar wären, würde ich dir in allen anderen Dingen ebenbürtig sein wollen.“
Schweigend verarbeitete Silas, was sie gerade gesagt hatte. Sie überraschte ihn. Wie konnte diese junge Frau, die ständig Schuhe kaufte und beruflich in der oberflächlichen Jetsetszene verkehrte, so viel Verantwortungsgefühl und Stolz besitzen? Und wie war es möglich, dass er das nicht erkannt hatte?
„Da deine Kunden beteuern, sie hätten dir einen Scheck geschickt, und da der Scheck eingelöst worden ist, kann es sich ja nur um einen Buchhaltungsfehler handeln. Irgendwo in den Büchern von Prêt a Party muss das Geld sein. Wer kümmert sich in der Firma um die Finanzen?“
„Nick“, erwiderte Julia und sah schnell weg. Ihr fielen einige sehr seltsame, sehr besorgte Bemerkungen wieder ein, die Carly gemacht hatte, bevor sie Prêt a Party verlassen hatte. Konnte es sein, dass Nick Firmengelder unterschlug? Doch zu diesem Zeitpunkt wollte Julia lieber nicht mit Silas über ihren Verdacht sprechen. Was, wenn sie sich irrte? Nick mochte gedroht haben, sich an ihr zu rächen, weil sie ihn zurückgewiesen hatte, aber er konnte nicht für die Stornierung verantwortlich sein. Das Timing stimmte einfach nicht. Es sei denn, er hatte sich schon vor ihrer Auseinandersetzung an ihren E-Mails zu schaffen gemacht. Aber das würde bedeuten, dass Nick seine Ehefrau bestahl. Und warum, in aller Welt, sollte er das tun?
Dann fiel Julia ein, dass Nick mit ihr nach Positano hatte kommen wollen.
„Was ist los?“, fragte Silas, der beobachtete, wie sich ihr
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