Julia Collection Band 27
„Ich bin einmal einem Rodeoreiter namens Hank Silver begegnet.“
„Das ist mein Bruder“, meinte Meredith fast widerwillig.
„Nun, die Welt ist klein. Er ist ein harter Bursche. Ich wette, dass Sie Ihren treffsicheren Haken von ihm haben.“ Jason wurde immer neugieriger, wie sie aussah. Ihre Stimme war weich, tief und angenehm. Es war eine sexy Stimme, die man einer cholerischen Person nicht zuordnen würde. Wenn er nur am Telefon mit ihr geredet hätte, hätte er sich eine völlig andere Frau vorgestellt. Ihre verführerische Stimme passte absolut nicht zu einer kleinen Wildkatze, die zuschlagen konnte, dass es einem den Atem verschlug. Aber Jason konnte sich gut vorstellen, dass sie in ihrer Kindheit gelernt hatte, sich gegen einen Bruder wie Hank Silver zu behaupten, der – wie Jason wusste – schon mehr als einmal wegen Prügeleien mit dem Gesetz in Konflikt gekommen war. „Ich habe zwei ältere Brüder“, sagte er dann. „Ethan und Luke.“
„Wie nett.“ Meredith versuchte erst gar nicht, ihren Ärger zu verbergen.
Die nächsten beiden Stunden schwiegen beide. Schließlich fuhr Jason durch ein großes Tor mit dem Brandzeichen der Windovers und folgte der langen Straße, bis er vor dem großen weitläufigen Haupthaus anhielt, das seit vier Generationen seiner Familie gehörte. Die ausladende Veranda an der Vorderseite war überdacht und von einem sehr gepflegten Rasen umgeben. Weiter hinten auf dem Gelände befanden sich ein Gästehaus, die Unterkünfte für die Arbeiter sowie eine Scheune.
Jason parkte den Pick-up vor dem Hintereingang und führte Meredith am Arm ins Haus. Im Flur drehte er das Licht an und wandte sich einer kleinen Schalttafel zu. Er drückte auf einige Knöpfe, um die Alarmanlage auszuschalten, die beständig piepte. Sobald er damit fertig war, gingen das rote Licht und der Alarm aus. In der großen, hellen Küche schaltete er die indirekte Beleuchtung an und führte Meredith am Handgelenk sanft zur Spüle.
„Kommen Sie.“ Sie trug schwarze Stiefel und einen unförmigen schwarzen Jogginganzug, der ihre Figur verbarg. Durch den Körperkontakt wusste Jason jedoch mittlerweile, dass sie eine ausgesprochen gute Figur hatte. Er nahm ein Handtuch, tauchte es in warmes Wasser und drehte sich dann zu ihr, um ihr Gesicht abzuwaschen.
„Ich würde gern erfahren, wie Sie aussehen. Vorhin auf dem Parkplatz waren Sie nur eine dunkle Gestalt für mich.“ Er schaute sie an, während er ihr Kinn anhob. In dem Licht bemerkte er die tiefe Schramme auf ihrer Wange. Gewissensbisse plagten ihn, weil er wusste, dass er dafür verantwortlich war. Als er ihre Wange leicht berührte, drehte sie sofort das Gesicht weg. „Es tut mir leid, dass Sie verletzt sind. Ich dachte, Sie wären ein Mann.“
Sie schaute mit ihren dunkelgrauen Augen, die von dichten, schwarzen Wimpern umrahmt waren, zu ihm hoch. Als sich ihre Blicke begegneten, traf ihn der nächste Schlag, der ihm den Atem nahm. Ihre Augen faszinierten und verzauberten ihn. Jason konnte sich nicht erinnern, jemals Augen von einer solchen Farbe gesehen zu haben. Aber neben der Farbe machte ihn noch etwas atemlos. Er fühlte sich wie elektrisiert, so sehr sprühten die Funken zwischen Meredith und ihm. Sie sagten beide immer noch keinen Ton, und er wollte den Kontakt nicht unterbrechen.
Meredith nahm das Handtuch und fing an, sich die schwarze Masse vom Gesicht zu wischen. Jason hätte Meredith gern berührt und war wahnsinnig neugierig zu erfahren, wie sie ohne die Schmiere im Gesicht aussehen würde. Und noch immer hatte keiner von ihnen den Blick abgewandt, etwas gesagt oder sich von der Stelle bewegt.
„Wir müssen schnell Ihre Schrammen reinigen. In einer Minute bin ich zurück.“ Er eilte ins Bad und kam mit einer Flasche Jodtinktur zurück. „Halten Sie Ihre Wange hier ins Licht. Ich werde die Wunde reinigen und desinfizieren. Wann haben Sie Ihre letzte Tetanus-Spritze bekommen?“
„Vor einem Jahr.“
Nachdem er die Wunde gesäubert hatte, tupfte er vorsichtig Jod darauf. „Tut mir leid, wenn ich Ihnen wehtun muss.“
„Oh ja, sicher“, murrte sie, und er fühlte sich noch schlechter als vorher. „Lassen Sie mich jetzt nach Ihren Händen sehen.“
„Um meine Hände kann ich mich selbst kümmern.“
„Strecken Sie die Hände aus und lassen Sie mich Ihnen helfen.“ Als sie ihm schließlich die Handflächen zeigte, zuckte er zusammen, weil er schuld an ihren Verletzungen war. Er säuberte und desinfizierte die
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