JULIA EXTRA BAND 0272
Partnerinnen von Anfang an nie einen Zweifel daran aufkommen zu lassen, dass er an einer dauerhaften Beziehung nicht interessiert war, allerdings gab es immer wieder Frauen, bei denen die Botschaft nicht ankam.
„Dante, Darling?“
Er schrak aus seinen Gedanken auf. „Ja, Charlotte?“
„Du hörst ja gar nicht zu!“
„Entschuldige. Ich … habe morgen früh eine wichtige Besprechung und …“
„Dennis und Eve erzählen gerade von ihrem Haus in Colorado.“
„Ja, ich weiß. In Aspen, richtig?“
„So ist es“, bestätigte Eve mit einem müden Aufseufzen. „Es ist zwar immer noch herrlich dort …“
„Zauberhaft“, pflichtete Charlotte eifrig bei.
„Trotzdem ist es nicht mehr das, was es mal war. Diese Touristenmassen …“
Dante gab sich redlich Mühe zuzuhören, trotzdem schweiften seine Gedanken immer wieder ab. Was war heute Abend bloß los mit ihm? Sich von seinen Gefühlen treiben zu lassen war grundsätzlich ein Fehler. Jeder, der das tat, war ein Idiot.
Diese Überzeugung hatte er sich schon frühzeitig zu eigen gemacht, und bisher war er stets gut damit gefahren. Immerhin hatte sie ihn von der Gosse in Palermo ins oberste Stockwerk eines Büroturms in Manhattan gebracht.
Mit zweiunddreißig Jahren leitete Dante ein internationales Imperium, besaß Häuser auf zwei Kontinenten, verfügte über einen Mercedes mit Chauffeur sowie ein Privatflugzeug, und jede Frau, die er wollte, bekam er auch.
Letzteres hatte allerdings weniger mit Geld zu tun als mit seiner Erscheinung und seinem Auftreten. Er war groß und schlank, hatte den durchtrainierten Körper eines Athleten und Gesichtszüge, die an Michelangelos David erinnerten. Darüber hinaus stand er in dem Ruf, im Schlafzimmer nicht weniger beeindruckend zu sein als im Konferenzraum.
Mit anderen Worten, Dante besaß alles, was sich ein Mann nur wünschen konnte, einschließlich der Gewissheit, dass sein Leben genauso gut ganz anders hätte verlaufen können. Das war eine Tatsache, der er sich stets bewusst war. Und das war gut so, denn nur so blieb er wachsam. Er lag immer auf der Lauer. Nichts, was sich um ihn her tat, entging ihm.
Normalerweise. Nur heute Abend war es anders. Heute Abend war er fahrig und unkonzentriert. Die Unterhaltung bei Tisch ging völlig an ihm vorbei, sie interessierte ihn schlicht nicht. Ab und zu nahm er von Charlotte ein Stichwort auf und reagierte automatisch, indem er nickte, lächelte, ja, sogar lachte, wenn es ihm angebracht erschien.
Es ärgerte ihn, dass er so zerstreut war. Obwohl … zerstreut war das falsche Wort. Er fühlte sich … wie? Rastlos … angespannt. Als würde bald etwas passieren. Irgendetwas, mit dem er nicht gerechnet hatte – was natürlich völlig unmöglich war. Er rechnete grundsätzlich immer mit allem.
Bis auf dieses eine Mal. Dieses eine …
„Dante, Darling, du lieber Himmel, wo bist du denn?“
Charlotte beugte sich zu ihm herüber und gewährte ihm dabei einen großzügigen Einblick in ihr Dekolleté. Sie lächelte, aber er sah ihr an, dass sie beunruhigt war.
„So ist er immer, wenn er wieder mal irgendeinen verheerenden geschäftlichen Coup plant“, erklärte sie gespielt munter. „Was ist es denn diesmal, Dante, Darling?“ Sie erschauerte leicht. „Irgendetwas ganz Schlimmes, Blutiges … und schrecklich Aufregendes?“
Dante stimmte in das allgemeine höfliche Lachen ein und gratulierte sich im Stillen zu seiner Entscheidung, Charlotte den Laufpass zu geben. In den letzten beiden Wochen hatte sich bei ihm ein Gefühl der Langeweile breitgemacht, während Charlotte immer mehr geklammert hatte. Warum hast du dich nicht gemeldet? Wo warst du, als ich angerufen habe ? Sie hatte mit diesem törichten Dante, Darling angefangen, und jetzt versuchte sie sogar, den falschen Eindruck einer Intimität zwischen ihnen zu erwecken, die er niemals zugelassen hätte.
Weder mit ihr noch mit irgendeiner anderen Frau, nicht einmal mit …
„… schrecklich gern die Feiertage in Aspen verbringen, nicht wahr, Dante, Darling?“
Dante rang sich ein Lächeln ab. „Entschuldige … was?“
„Dennis und Eve haben uns nach Aspen eingeladen“, gurrte Charlotte. „Und ich habe zugesagt.“
Dante versuchte sich seine Verärgerung nicht anmerken zu lassen. „Aha.“
„Ja. Ich meine, wir sind doch Weihnachten zusammen, oder? Warum sollten wir es ausgerechnet an so einem Tag nicht sein?“
„Gute Frage“, erwiderte er nach einer längeren Pause. Dann stand er lächelnd
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