JULIA EXTRA BAND 0272
auf. „Tanzen wir?“
Sie schien ihm angesehen zu haben, dass irgendetwas nicht stimmte, weil sie sagte: „Warte … gleich. Lass uns vorher erst noch schnell überlegen, wie wir das mit Weihnachten machen, okay? Wann wir fliegen, wie lange wir bleiben wollen und so …“
Dante nahm sie wortlos bei der Hand, zog sie vom Stuhl hoch und führte sie zur Tanzfläche. In diesem Moment begann das Orchester einen Walzer zu spielen.
„Du bist böse“, sagte sie mit dieser Kleinmädchenstimme.
„Nein.“
„Doch, ich kann es dir ansehen. Aber du bist selbst schuld. Überleg doch mal, Dante. Sechs Wochen sind wir jetzt schon zusammen! Es wird wirklich langsam Zeit, dass wir den nächsten Schritt machen.“
„Den nächsten Schritt wohin?“, fragte er in ausdruckslosem Ton.
„Du weißt, was ich meine. Eine Frau erwartet einfach …“
„Und du weißt, was du von mir nicht erwarten kannst, Charlotte“, stieß er zwischen zusammengepressten Lippen hervor. „Trotzdem machst du einfach Pläne, ohne mich vorher zu fragen.“ Er tanzte mit ihr quer über die Tanzfläche zu einer ruhigen Ecke. „Mit einem allerdings hast du recht: Es wird wirklich Zeit, dass wir den nächsten Schritt machen.“
„Was ist los? Du willst doch nicht etwa Schluss machen?“ Als er nicht antwortete, bildeten sich zwei runde rote Flecken auf ihren Wangen. „Oh, du Schuft“, flüsterte sie.
„Das bin ich, aber es ändert nichts. Du bist eine schöne Frau. Schön und charmant. Und obendrein auch noch intelligent.Du wusstest von Anfang an, wie unsere Geschichte endet.“
Sein Ton war jetzt moderater. Immerhin hatte er nur sich selbst etwas vorzuwerfen. Er hätte die Zeichen deuten und erkennen müssen, dass Charlotte sich in einer trügerischen Hoffnung wiegte – obwohl er ihr nie Anlass dazu gegeben hatte.
Wie die meisten Frauen, dachte er. Bis auf … Er biss die Zähne zusammen und zwang sich, bei der Sache zu bleiben.
„Es war schön mit dir. Wir hatten miteinander eine gute Zeit.“
Charlotte entriss ihm ihre Hand. „Lass mich!“
„Wenn du unbedingt eine Szene machen willst, bitte“, sagte er deutlich kühler. „Tu dir keinen Zwang an.“
Sie kniff die Augen zusammen.
„Such es dir aus, bella “, fuhr er wieder sanfter fort. „Gehen wir als Freunde auseinander oder als Feinde?“
Sie zögerte. Dann rang sie sich ein Lächeln ab. „Der Versuch ist schließlich nicht strafbar, oder?“ Immer noch lächelnd ließ sie die Hände über das Revers seines Smokingjacketts gleiten. Er ließ es zu, weil er wusste, dass die Geste für diejenigen bestimmt war, die sich die Show nicht entgehen ließen. „Aber du bist wirklich grausam, Dante, Darling. Sonst würdest du mich vor meinen Freunden nicht so demütigen.“
„Ist das dein Problem? Was die anderen von dir denken könnten?“ Dante zuckte die Schultern. „Dem lässt sich abhelfen. Gehen wir einfach an den Tisch zurück und beschließen den Abend auf eine angenehme Art und Weise, okay?“
„Ja, gut, aber … Dante?“ Sie befeuchtete ihre Lippen. „Nur eins noch.“
„Was denn?“, fragte er, schon wieder leicht ungeduldig.
„Na ja, es ist doch so … Natürlich weiß ich, dass du nicht an die ewige Liebe glaubst, Darling, ich tue es ja auch nicht.“ Sie legte eine Kunstpause ein. „Trotzdem könnten wir miteinander ein aufregendes Leben führen.“
Verdammt noch mal! Kapierte sie es denn immer noch nicht? Obwohl, in gewisser Hinsicht wäre sie tatsächlich die perfekte Ehefrau, das musste er zugeben. Sie würde von ihm nicht mehr als oberflächliche Aufmerksamkeit verlangen und bei gelegentlichen Affären garantiert ein Auge zudrücken, außerdem würde sie sich nicht in sein Leben einmischen, solangeer sie nur mit ausreichend Geld versorgte. Vor allem aber würde sie sich nie so in den Vordergrund spielen, dass in seinem Kopf für nichts anderes mehr Platz war.
Das war bisher nur einer einzigen Frau gelungen … und eigentlich war sie noch immer da. Diese überraschende Erkenntnis war ein Schock. Er spürte, wie sich seine Muskeln anspannten, als hätte sein Organismus vor, das gesamte Adrenalin, das er produzieren konnte, auf einen Schlag auszuschütten.
„Oh, um Himmels willen“, sagte Charlotte, „sieh mich nicht so an! Ich habe doch bloß Spaß gemacht.“
Er wusste, dass sie schwindelte, aber er ließ sie damit durchkommen.
Als sie an den Tisch zurückkehrten, begrüßte Eve sie mit einem Lächeln. „Na, wie steht’s?“, fragte sie.
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