JULIA EXTRA BAND 0272
gekränkt“, konterte sie. „Ich wusste genau, dass du mich satthattest und es dir nur noch darum ging, wie du mich am elegantesten loswerden konntest. Du hast es bloß nie verwunden, dass ich den ersten Schritt gemacht habe.“
Hatte sie recht? Hatte er wirklich Schluss machen wollen, weil er sich mit ihr gelangweilt hatte, oder hatte es da einen tiefer liegenden Grund gegeben, den zu ergründen er sich schlicht gescheut hatte?
Hatte sie das in die Arme eines anderen Mannes getrieben? Seine Feigheit sich selbst gegenüber? Vielleicht würde er sich dieser Frage eines Tages stellen, aber sicher nicht jetzt, nachdem Tally erst vor einer Stunde ohnmächtig geworden war.
Jetzt stand sie vor ihm, mit hoch erhobenem Kopf und Tränen in den Augen, wobei ihr das leicht lockige Haar ungeordnet über die Schultern fiel, und blickte ihn wütend an. Sie war immer schön gewesen, aber so wie jetzt – derangiert und ungeschminkt – war sie schöner denn je.
Sie ist wirklich Tally, nicht Taylor, hatte er vorhin gedacht, als er sie ausgezogen hatte, und vor Rührung hatte es ihm den Hals zugeschnürt. Seine Hände hatten gezittert, als er ihre Kostümjacke aufgeknöpft und Tally die Bluse über die Schultern geschoben hatte.
Es war so lange her, dass er ihre Brüste zum letzten Mal betrachtet hatte, ihren Bauch und das samtene Dreieck zwischen ihren Beinen, in dem er sich verlieren wollte.
Trotzdem hatte er kein sexuelles Verlangen verspürt, als er sie entkleidet hatte. In diesem Moment hatte er nur den starken Wunsch gehabt, sie zu beschützen. Sie zu halten und in seinen Armen zu wiegen. Ihr zu sagen, wie leid es ihm tue, dass er sie verletzt hatte …
„Noch nicht einmal jetzt schaffst du es, mir die Wahrheit zu sagen“, schleuderte Tally ihm bitter entgegen.
„Du hast recht“, sagte er leise, „ich hatte vor, dich zu verlassen.“ Tally wandte den Kopf ab, aber er legte ihr eine Hand unters Kinn und zwang sie, ihm in die Augen zu schauen. „Seltsam nur, dass ich nicht mehr weiß, warum, cara. Ich kann mich einfach nicht mehr erinnern.“ Er ließ den Blick auf ihren Lippen ruhen. „Nur daran kann ich mich noch erinnern.“
„Nein“, flüsterte sie, wich jedoch nicht zurück, als er den Kopf zu ihr hinunterbeugte. Sie schloss die Augen und spürte Dantes Atem auf ihrem Mund. Als er sie in die Arme nahm und ihren Namen flüsterte, presste sie sich mit einem leisen Aufstöhnen an ihn.
So wie jetzt hatten sie sich auch in jener Nacht geküsst, in der sich alles verändert hatte. Es waren sehnsüchtige Küsse voller Zärtlichkeit und Hingabe gewesen. Und als sie jetzt das wilde Klopfen seines Herzens spürte, wurde ihr klar, dass sie mehr wollte, viel mehr …
„Dante“, seufzte sie an seinen Lippen. „Dante …“
Dante stöhnte auf, als er ihren Atem an seinem Hals und seinen Wangen spürte und ihre Brüste an seiner Brust und ihren weichen Bauch. Er schob ihr die Finger ins dichte Haar und zog sie noch enger an sich. Und dann überließen sie sich ihrer Leidenschaft.
Zärtlichkeit verwandelte sich in Verlangen, Verlangen in Begierde. Dantes Mund forderte Ergebung, und Tally öffnete einladend die Lippen. Mit einem Aufstöhnen schob er ihr die Träger des Nachthemds über die Schultern, damit er ihre Brüste streicheln konnte.
„Sag es“, befahl er.
Ihr geflüstertes „Ja, ich will, dass du Liebe mit mir machst. Ja, ich will, dass du mich berührst, ja, ja, ja“ erfüllte ihn mit reinster Ekstase. In diesem Moment begriff er, dass es ihm in Wirklichkeit gar nicht darum ging, sie aus Rache noch ein letztes Mal zu nehmen. Es war mit absoluter Sicherheitnicht das, was er wollte.
Er wollte, dass sie ihn begehrte … so wie jetzt. Wollte ihren leisen Aufschrei hören, wenn er an ihrer Brustspitze saugte … Wollte, dass sie laut aufstöhnend den Kopf zurückwarf, wenn er ihr Nachthemd hochzog, seine Hand zwischen ihre Beine schob und seine Finger in den blonden Locken versenkte, so wie … oh, verdammt, er musste höllisch aufpassen, sonst …
Er legte ihr die Arme um die Taille und hob Tally hoch. „Jetzt“, flüsterte er an ihrem Hals, und sie stöhnte immer wieder seinen Namen, während er sie durch den großen Raum trug …
In diesem Moment ertönte ein Weinen. Das Weinen eines Kindes.
„Sam“, flüsterte Tally.
Dante schloss die Augen und atmete tief durch. Dann machte er kehrt und trug Tally ins Kinderzimmer, wo er sie behutsam absetzte.
Er hielt sich im Hintergrund, während sie an
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