Julia Extra Band 0313
Krankenhauses. Ich hätte wenigstens darauf hören können, was sie wollte“, wiederholte Wallace aus tiefstem Herzen.
Während er über das Gehörte nachdachte, rührte Sin sich nicht von der Stelle. Sollte auch er auf Luccy hören, wenn sie sagte, sie wolle nicht hier bei ihm bleiben? Natürlich nicht aus Sorge um die Gesundheit des Babys, aber vielleicht, weil er nicht das Recht hatte, sie zum Bleiben zu zwingen, wenn sie es nicht wollte?
Die Tatsache, dass Wallace schon nach so kurzer Zeit so vertraut mit Luccy war und ihr etwas so Privates anvertraute, was er keinem der Sinclairs je erzählt hatte, verstärkte Sins Selbstzweifel.
Vielleicht war es wirklich an der Zeit, dass er Luccy zuhörte. Vielleicht war es an der Zeit, dass er mehr tat als nur zuzuhören!
„Du bist heute Abend so schweigsam?“
Verunsichert blickte Luccy quer über den Tisch zu Sin, der nachdenklich in seinem Dessert herumstocherte, nachdem er während des gesamten Abendessens kaum ein Wort gesagt und wenig Appetit gezeigt hatte. Den ganzen Tag hatte er sich in seinem Arbeitszimmer vergraben. Doch Luccy hatte sich in Wallaces freundlicher Gesellschaft so wohl gefühlt, dass sie bestimmt nichts vermisst hatte. Erst zum Abendessen war Sin, wie stets im eleganten Smoking, auf der Terrasse aufgetaucht, und mit ihm hatte sich die entspannte Atmosphäre in Nichts aufgelöst.
Jetzt atmete er tief ein. „Luccy, wenn du genau das tun könntest, was du willst, was wäre das?“
Sie betrachtete ihn misstrauisch. „Ist das eine Fangfrage? Ich meine, nur ein weiterer Vorwand, um mir irgendwelche Anschuldigungen an den Kopf zu werfen?“
Diese Bemerkung verdiente er zweifellos. „Nein. Keine Tricks. Keine Anschuldigungen. Nur eine einfache Antwort auf eine einfache Frage.“
„Ich …“ Sie zögerte immer noch, unschlüssig, ob sie ihm vertrauen konnte. „Also, natürlich würde ich gern so bald wie möglich nach England zurückkehren.“
„Natürlich.“
„Dann würde ich bis zur Geburt des Babys gern wieder arbeiten.“
„Für PAN Cosmetics?“
„Nein, ich glaube nicht.“
„Und warum nicht?“ Als er ihren erwartungsvollen Blick bemerkte, verstummte Sin. „Was ist?“
„Ach, ich warte nur darauf, dass du hinzufügst: Vor zwei Monaten warst du doch so hinter demVertrag her, dass du dafür mit mir geschlafen hast“, bemerkte sie spöttisch.
„Ich sagte doch, keine Tricks und keine Anschuldigungen, vergessen?“
„Okay.“ Sie nickte. „Also, nein, ich möchte nicht mehr für PAN arbeiten, sobald mein gegenwärtigerVertrag ausgelaufen ist.“
„Weil das Unternehmen mir gehört?“
„Zum Teil“, bestätigte sie. „Aber vor allem, weil eine solche Verpflichtung zu groß für mich wäre, wenn das Baby erst einmal da ist.“
„Du musst das Baby ja nicht selbst versorgen“, warf Sin ein.
„Und wenn ich das will?“
„Willst du es denn?“
„Allerdings. Mir ist durchaus klar, dass in deinen Kreisen die Kinder von Kindermädchen großgezogen werden, aber für mein Kind kommt das nicht infrage. In Zukunft wird sich das Ausmaß meiner Arbeit nach den Bedürfnissen meines Kindes richten.“
Dass Luccy nach England zurückkehren wollte und er bei ihrer Zukunftsplanung keine Rolle spielen sollte, wenn sie freie Hand hätte, damit hatte Sin gerechnet. Aber er hatte nicht erwartet, dass sie tatsächlich bereit war, ihre Karrierepläne zu opfern, um sich selbst um das Kind zu kümmern.
„Kein Sorge, Sin, ich will kein Geld von dir, damit ich oder das Baby in Luxus schwelgen“, fügte sie nun energisch hinzu. „Ich will einfach versuchen, genug zu arbeiten, damit wir überleben können.“
Überleben. Er wollte aber nicht, dass Luccy oder sein Kind einfach nur überlebten ! „Und was, glaubst du, würde unser Sohn oder unsere Tochter denken, wenn er oder sie alt genug ist, zu erkennen, dass sein oder ihr Vater euch beiden das Leben so viel leichter hätte machen können?“
Sie blickte stolz auf. „Ich hoffe, bis dahin hat unser Kind gelernt, mich so weit zu respektieren, um zu begreifen, dass ich nur getan habe, was ich für richtig hielt.“
Es war, als würden Sin plötzlich Scheuklappen von den Augen genommen. Wenn Luccy die Wahl hatte, war sie entschlossen zu tun, was sie für sich und das Baby für richtig hielt. Und offenbar hielt sie Sins Gegenwart in ihrem Leben nicht für gut, weder für sich noch für ihr Baby.
Konnte er ihr das verübeln? Er hatte sie der Erpressung beschuldigt … nicht nur wegen
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