Julia Extra Band 0328
und er fühlte, wie die ersten Zuckungen ihn durchfuhren.
Danach ruhte Leos Kopf für einen langen Moment an Angels Brust. Er spürte ihren Puls und merkte, dass sie ihm durch die Haare strich. Er wusste, dass er diese Runde gewonnen hatte. Doch seltsamerweise hatte er nicht das Gefühl, einen Sieg davongetragen zu haben.
An diesem Abend, bei einer weiteren Pflichtveranstaltung für Leo, hätte Angel ihr kurzes Kleid am liebsten über die Knie gezogen, weil sie sich darin zu nackt fühlte. Sie war jetzt wütend auf sich, weil sie sich dafür entschieden hatte.
Das, was eben im Auto passiert war, erfüllte sie immer noch mit heißer Scham. Sie hatte alles versucht, distanziert zu bleiben, aber das war schier unmöglich gewesen.
Sie hatte ihre Lektion gelernt an dem Morgen, nachdem sie zum ersten Mal miteinander geschlafen hatten und Leo so kühl gewesen war. Danach war er jede Nacht in ihr Bett gekommen, um mit ihr zu schlafen. Doch kaum waren sie fertig, war er aufgestanden und nackt in sein eigenes Schlafzimmer gegangen. Keine netten Worte, kein Kuscheln oder Zärtlichkeit, so wie Angel es sich bei Liebenden immer vorgestellt hatte.
„Sie sind mit Ihren Gedanken ja ganz woanders, Angel.“
Angel kehrte in die Gegenwart zurück, in einen überfüllten Ballsaal in einem der elegantesten Hotels von Athen. Lucy Levakis sah sie mit verschmitztem Lächeln an.
„Wofür ich natürlich vollstes Verständnis habe“, flüsterte sie und blickte dann zu den beiden Männern, die sich in der Nähe unterhielten.
Lucy seufzte nachsichtig beim Anblick ihres Ehemannes. „Ich kann mich noch genau erinnern, wie es ist …“, begann sie und fügte dann trocken hinzu: „Ach Unsinn. Er schafft es immer noch, dass ich alles andere um mich herum vergesse.“
Angel lächelte angespannt. Ari hatte sie an diesem Abend ein wenig herzlicher begrüßt, als hätte sie einen Test bestanden. Was musste sie wohl noch alles tun, um auch Leo das Misstrauen zu nehmen?
Sie zwang sich, Lucy mit einem strahlenden Lächeln zu bedenken. „Man hat den Eindruck, dass Sie beide immer noch in den Flitterwochen sind und nicht schon zwei kleine Kinder haben.“
Im nächsten Moment wurde Lucy von einer Bekannten in Beschlag genommen, sodass Angel wieder einmal allein war. Sofort wandte Leo sich zu ihr um und hielt ihr eine Hand hin. Angel ergriff sie mit dem Gefühl, dass in diesem Augenblick etwas Wichtiges geschehen war. Aber das war einfach lächerlich. Und trotzdem, Leo hatte sie seit dem ersten Ball nicht mehr sich selbst überlassen.
Sie lächelte Ari an, froh darum, dass er ihr gegenüber offenbar ein wenig aufgetaut war. Ob Lucy auf ihn Einfluss genommen hatte?
Ari sah kurz zu Leo, ehe er sich Angel zuwandte. „Eigentlich wollte ich Sie fragen, ob Sie mir einen Gefallen tun könnten.“
Angel nickte. „Sicher, jederzeit.“
„Ich würde Sie gerne damit beauftragen, Schmuck für Lucy anzufertigen. In ein paar Wochen ist unser Jahrestag. Ich weiß, dass sie gerne ein komplettes Set von Ihnen hätte, seit sie herausgefunden hat, dass Sie die Kette entworfen haben. Ich dachte da an ein passendes Armband und Ohrringe zu der Kette.“
Angel errötete begeistert. „Ich fühle mich geehrt … und ich würde es sehr gerne tun …“
Doch plötzlich verflog ihre Freude, als ihr bewusst wurde, dass es unmöglich war. „Leider kann ich den Auftrag nicht annehmen, weil ich kein …“
„Ich werde dafür sorgen, dass sie alles bekommt, was sie dafür braucht.“
Angel verschlug es bei Leos Einwurf die Sprache.
Dafür erhob Ari wieder das Wort. „Wunderbar. Würden Sie morgen in mein Büro kommen, Angel? Dann könnten wir über das Design sprechen.“
Völlig verblüfft sagte Angel zu: „Ja, natürlich.“
Ari zwinkerte ihr zum Abschied zu, ehe er ging.
Als Angel wieder mit Leo allein war, meinte sie steif: „Du hättest Ari nicht versprechen sollen, dass ich den Auftrag annehme. Du hast ja keine Ahnung, wie teuer es werden kann, die Schmuckstücke anzufertigen, die er sich wünscht. Außerdem habe ich keine Werkstatt.“
Als Leo sie an sich zog, hatte sie plötzlich Schmetterlinge im Bauch. Außer dass er ihre Hand gehalten hatte, hatte Leo sich mit ihr in der Öffentlichkeit noch nie so vertraut gezeigt. „In der Villa gibt es viele leere Zimmer, und ich habe nicht die Absicht, meinem Freund seinen Wunsch zu verweigern.“
Warum verspürte sie ein Sehnen, wenn doch offensichtlich war, dass er sich nur seinem Freund gegenüber
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