Julia Extra Band 0345
selbst die Arbeit seiner Büroangestellten in Rechnung stellte – mit 300 Dollar pro Stunde! Bei einem Gläubigertreffen hatte er jede Tasse Kaffee mit 80 Dollar berechnet.
Und so ging es immer weiter. Jake konnte jede seiner Behauptungen mit einer Fülle von Beweismaterial belegen. Ihr Vater war durch und durch korrupt. Laura wäre vor Scham über ihre Verwandtschaft mit diesem Menschen am liebsten im Erdboden versunken. Sie hatte schon immer gewusst, dass ihr Vater böse war. Allerdings hatte sie nicht gewusst, dass er in seiner unendlichen Geldgier buchstäblich über Leichen ging.
Jetzt verstand sie, warum Jake es sich zur Lebensaufgabe gemacht hatte, ihn vor Gericht zu bringen und für seine Taten büßen zu lassen. Zum einen war da natürlich der Verlust seiner Eltern. Zum anderen musste jemand ihm das Handwerk legen, damit nicht noch mehr Menschen litten.
Es gehörte eine Menge Mut dazu, sich hinzustellen, Anklage zu erheben und sich damit eventuell die eigene Karriere zu verbauen. Sie bewunderte Jake für seine Entschlossenheit und Kraft. Aber leider hatte ihr Vater mit einer Sache recht gehabt. Sie war seine Tochter und hatte das Leben in Luxus genossen, das seine Habgier erst möglich gemacht hatte. Auch wenn es nicht ihre Schuld war, würde ihr dieser Makel in Jakes Augen wohl auf alle Zeit anhaften.
Ich will dich nicht begehren.
Und er schien sie tatsächlich nicht mehr zu wollen, denn er sah nicht einmal in ihre Richtung, so sehr sie es sich auch wünschte. Wahrscheinlich verachtete er sie, weil ihr Anblick ihn daran erinnerte, dass er einmal schwach geworden war.
Du musst stark bleiben.
Während Jake die schmutzigen Machenschaften ihres Vaters enthüllte, blieb er ungeheuer stark. Niemals mehr würde er sich mit ihr einlassen, das stand wohl fest. Sobald die Anhörung vorbei war, schlich sich Laura aus dem Gerichtssaal. Ihre Hoffnung war zerstört, es hatte keinen Sinn, am nächsten Tag wiederzukommen. Jake hatte sie offensichtlich für immer aus seinem Herzen verbannt.
Sie zwang sich zum Fahrstuhl zu gehen, zwang sich, den Knopf zu drücken. Bald war sie umringt von anderen Menschen, die ebenfalls auf den Fahrstuhl warteten. Alle sprachen nur über die erdrückende Beweislage und die ungeheuerliche Niederträchtigkeit ihres Vaters. Niemand hatte Mitleid mit ihm.
Mit einem Mal fiel ihr ein, dass Jake glauben könnte, sie wäre nur im Gerichtssaal gewesen, um ihren Vater zu unterstützen. Die Fahrstuhltür ging auf. Laura wurde mit den anderen hineingedrängt. Nur mit Mühe und Not gelang es ihr, sich wieder aus der Kabine zu befreien. Sie wollte noch eine Sache mit Jake klären, und sei es nur, um ihre Selbstachtung wiederzuerlangen.
Zusammen mit seinem Anwalt verließ Jake den Gerichtssaal, beide waren in ein ernstes Gespräch vertieft. Laura musste es trotzdem wagen. Was sie zu sagen hatte, würde nur wenige Sekunden in Anspruch nehmen. Entschlossen ballte sie die Hände zur Faust, hob das Kinn und ging auf die beiden Männer zu.
Als hätte er ihre Nähe gespürt, hob Jake den Kopf. Er sah ihr direkt in die Augen, sein Blick war hart, unfreundlich. Der Anwalt sagte etwas zu ihm, aber Jake bedeutete ihm mit einer Geste zu schweigen, ohne den Blick von Laura zu wenden. Sie ging bis auf einen Meter an ihn heran, dann blieb sie stehen, fest entschlossen, eine Erklärung abzuliefern.
„Ich habe herausgefunden, dass mein Vater mich wegen der Fotos angelogen hat. Es tut mir leid, dass ich zugelassen habe, dass er mein Vertrauen in dich zerstört. Ich wünsche dir viel Glück, Jake.“
Das war es.
Sie drehte sich um und ging zurück zum Fahrstuhl, wo bereits mehrere Menschen warteten. Nachdem sie das Unrecht, das sie Jake zugefügt hatte, richtiggestellt hatte, konnte sie nach Hause fahren und nach vorn schauen. Und sie wünschte ihm wirklich viel Glück. Er war ein guter Mensch.
Laura hasst mich nicht!
Die Mauer, die Jake um sein Herz errichtet hatte, um seine Gefühle für Laura Costarella abzutöten, fiel schlagartig in sich zusammen. Ihre Entschuldigung verblüffte ihn, er hätte sie noch so viel fragen wollen, aber sie war schon zum Fahrstuhl geeilt. Sollte das etwa bedeuten, dass sie gar keine Reaktion von ihm erwartet hatte?
Wann hatte sie erfahren, dass ihr Vater sie belogen hatte? Wenn es vor der Gerichtsverhandlung geschehen war, hatte sie ihren Vater durch ihre Anwesenheit sicher nicht unterstützen wollen. War sie nur aus Neugier hergekommen, um herauszubekommen, warum ihre
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