Julia Extra Band 0349
Spiel angefangen hatte. Doch inzwischen war aus dem Spiel viel mehr geworden. Abgesehen von der Lüge, die er jetzt lebte, fühlte er sich … großartig. Entspannt, zufrieden. Er genoss Isabellas Gesellschaft. Sie war eigensinnig, schwierig und streitsüchtig, aber sie war ebenso sanftmütig und ehrlich – und sie brachte ihn zum Lachen. Er fühlte sich wohl mit ihr, wie er sich seit Jahren nicht mehr mit einer Frau wohlgefühlt hatte.
Isabella war interessant, sie faszinierte ihn. Denn sie verhielt sich ihm gegenüber so, wie sie sich jedem anderen Menschen gegenüber verhalten würde. All die anderen Frauen benahmen sich dagegen, als würden sie den großen Preis verlieren, wenn sie ihm nicht die richtige Antwort gaben. Er konnte sich keine andere Frau vorstellen, die ihn böse anfunkelte, kannte keine, die sich mit ihm stritt, keine, die ihn einfach stehen ließ und in die Nacht hinausmarschierte.
Und definitiv kannte er keine, die sich aus seiner Umarmung befreite, so wie Isabella es getan hatte. Weil er war, wer er war – Rio D’Aquila. Der Mann mit zu viel Geld und dem übergroßen Ego.
Exakt das war der Punkt. Für Isabella war er nicht dieser Mann. Für sie war er der Verwalter. Sie mochte ihn so, wie er war. Oder eben auch nicht, je nach Laune.
Genau das gefiel ihm. Es war eine neue Welt für ihn. Eine Welt, in der ein Mann ein Mann und eine Frau eine Frau waren. Das kam einer echten Beziehung näher, als er je einer gewesen war.
Rio runzelte die Stirn. Falls ein Mann eine echte Beziehung wollte. Er jedenfalls wollte das nicht, sondern war einfach nur gern mit Isabella zusammen. Es fühlte sich gut an, sie in den Armen zu halten. Nur noch einen Moment, dann würde er sich als der Zauberer aus der Smaragdstadt zu erkennen geben. Für den Zauberer von Oz war es allerdings auch anders als geplant gelaufen.
„… Sinnvollste.“
Er blinzelte. „Entschuldigung, was sagten Sie?“
„Ich sagte, ich werde Anna anrufen. Das ist das Sinnvollste.“
„Anna.“
„Meine Schwester.“
Ihre Schwester. Jetzt kannte er zumindest eines der Puzzleteilchen.
„Anna kann mich abholen. Oder ihr Mann.“
Sie hatte recht, das wäre das Sinnvollste. Dann brauchte er sich nicht zu erkennen zu geben, sie würde aus seinem Leben verschwinden und …
Und das wollte er nicht. Noch nicht.
„Aber dann …“ Sie schluckte, kaute an ihrer Unterlippe.
Dio, wenn sie das noch lange machte, konnte er für nichts mehr garantieren! „Aber dann?“, hakte er nach.
„Dann wird jeder wissen, dass ich es verbockt habe.“
Rio strich ihr über die Arme. „Wer ist jeder?“
„Meine Familie. Sie werden sich meinetwegen Sorgen machen. Ich habe vier Brüder und eine Schwester, und alle sind erfolgreich, nur ich …“
„Sie“, unterbrach Rio sie entschieden, „sind eine schöne, intelligente und talentierte junge Frau.“
Sie errötete. „Das ist wirklich nett, aber …“
„Es stimmt. Ich habe die Entwürfe gesehen.“ Sei jetzt ganz vorsichtig . „D’Aquila hat sie mir zukommen lassen … äh, die Bewerbungen. Er hielt es für eine gute Idee, wenn ich mit den Plänen vertraut bin.“ Das klang völlig unwahrscheinlich, aber sie nahm es ihm ab und lächelte.
„Freut mich, dass Ihnen die Entwürfe gefallen.“
„Ja, sogar sehr.“ Er kämpfte gegen den Drang, sie wieder in die Arme zu ziehen. „Ich werde meinem Boss vorschlagen, einen zweiten Termin für ein Bewerbungsgespräch anzusetzen.“
Innerlich stöhnte Rio auf. Dio, wie weit wollte er sich noch verstricken? Wie konnte Rio D’Aquila mit ihr sprechen, ohne dass der Bluff aufflog?
Irgendwas würde ihm schon einfallen, er hatte schließlich schon brenzligere Situationen gemeistert. Aber heute Abend nicht mehr.
„Ihre Schwester anzurufen ist also doch keine so gute Idee. Ich mache Ihnen einen Vorschlag.“ Er nahm ihren Arm und führte sie zum Wagen zurück. „Sie bleiben über Nacht hier.“
Isabella blieb abrupt stehen. „Das ist ja ein ganz toller Vorschlag.“
Rio zog die Beifahrertür auf. „Beruhigen Sie sich, ich habe nicht vor, Sie zu verführen.“
„Und das soll ich glauben? Nach dem, was passiert ist?“
Wütend drehte er sich zu ihr um. „Ich habe Sie geküsst. Sie haben mich geküsst. Wer genau hat also wen zu verführen versucht?“
Das Licht der Straßenlaterne fiel auf ihr hochrotes Gesicht. „Ich werde nicht zusammen mit Ihnen in dem Haus bleiben.“
„Fein, dann strecken Sie sich eben hier auf der Bank aus. Oder im
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