Julia Extra Band 0349
Taxi.“
„Wenn Sie mich nett bitten, fahre ich Sie zum Bahnhof.“ Rios Miene wirkte ausdruckslos, während er beobachtete, wie sie um Beherrschung rang.
„Ich bräuchte jemanden, der mich zum Bahnhof bringt.“
„Das nennen Sie nett bitten?“
Sie sah aus, als wollte sie ihn ohrfeigen. Bei der Vorstellung musste er sich das Lachen verkneifen.
„Wären Sie bitte so nett und würden mich zum Bahnhof fahren, Mr Rossi?“
Warum sollte ich, wenn du die Nacht auch in meinem Bett verbringen kannst? Diese Antwort lag ihm auf der Zunge. Doch dann gab er sie abrupt frei. „Sicher, kein Problem.“
Brüsk drehte er sich um und ging zu seinem Geländewagen. Er öffnete die Beifahrertür, überließ es jedoch Isabella, ohne seine Hilfe einzusteigen. Es wäre keine gute Idee, sie jetzt zu berühren.
Die Fahrt verlief schweigend. Um diese Uhrzeit wirkte die Stadt wie ausgestorben. Vor dem Bahnhof stellte Rio den Motor ab und drehte sich im Sitz zu Isabella. „Lassen Sie mich wissen, an welcher Stelle der Graben Ihr Auto verschlungen hat?“
„Nein.“
„Wie Sie wollen. Ich dachte, ich könnte ein Abschleppfahrzeug organisieren, aber wenn Sie das lieber selbst machen …“
„Gute Nacht, Mr Rossi.“
Doch Rio war bereits ausgestiegen und kam um den Wagen herum.
„Ich brauche keine Hilfe.“
„Das glaube ich unbesehen. Dennoch … es ist spät, und hier ist keine Menschenseele mehr. Vielleicht haben Sie noch die Nerven für einen Plausch mit dem nächsten Neandertaler, ich nicht. Ich begleite Sie hinein.“
Wütend funkelte Isabella den Mann an, der ihren Ellbogen berührte, als würde sie ihm gehören. Dieser Matteo Rossi war absolut unerträglich!
Wenn Matteo Rossi schon so arrogant war, wie musste dann erst Rio D’Aquila sein?
Doch wenn sie ganz ehrlich war, beruhigte es sie, Matteo Rossis Hand an ihrem Ellbogen zu fühlen. Er hatte recht, es war spät, und die Stille hier wirkte trostlos. Aber auf dem Gleis würden bestimmt mehrere Leute warten.
Irrtum. Im Schalterfenster hing nur ein Schild: Geschlossen.
Heute Abend fuhren keine Züge mehr, ganz gleich in welche Richtung.
5. KAPITEL
Benommen starrte Isabella auf das Schild. Ein Bahnhof, der geschlossen war? Unmöglich!
Sie rüttelte an den Türen. Sie bewegten sich keinen Millimeter.
Matteo versuchte es ebenfalls. Umsonst.
„Das kann nicht sein.“ Entsetzt sah sie ihn an. „Züge fahren doch rund um die Uhr.“
Rios Gedanken überschlugen sich. Was nun? „Wir sind eben nicht in Manhattan.“
Den ironischen Blick, den sie ihm zuwarf, konnte er ihr nicht verübeln. Nicht nur war der Kommentar überflüssig, es war auch mehr als überflüssig gewesen, noch einmal an der Tür zu rütteln. Vor allem weil er dabei so nah an Isabella herangekommen war, dass er den Duft ihres Haars riechen konnte.
Was war das? Zitrone? Auf jeden Fall etwas Frisches und extrem Feminines. Prompt beschäftigte sich sein Hirn damit anstatt mit dem aktuellen Problem.
Er trat einen Schritt zurück und sog die klare Nachtluft in die Lungen.
„Das artet allmählich in eine Slapstick-Komödie aus“, bemerkte Isabella frostig. „Zuerst das Auto, dann Ihr Boss, der nicht einmal genügend Höflichkeit besitzt, um zu warten. Dann Sie, und jetzt auch noch das.“
Wen sollte er jetzt verteidigen? Sich selbst … oder sich selbst? Sie hatte soeben Matteo Rossi und Rio D’Aquila beleidigt. Eigentlich war das gut, denn es holte ihn wieder in die Realität zurück.
„Sie kommen mit dem Auto von der Straße ab … Entschuldigung, es ist ja von allein in den Graben gefahren. Den Rest wollen wir lieber gar nicht erwähnen – den Stoßverkehr in der Stadt, den man voraussehen kann. Die Routeninformation, die Sie nicht mitgenommen haben. Der Punkt ist … hätten Sie Ihren Wagen noch, ständen wir jetzt nicht mitten in der Nacht vor einem geschlossenen Bahnhof.“
Seufzend sah sie ihn an. „Sie haben recht. Ich bin selbst schuld. Ich hätte mich gar nicht darauf einlassen sollen. Ich hab Gaby ja gleich gesagt, dass es verrückt ist.“
Gaby. Noch ein Name. Meinte sie Dantes Frau Gabriella Orsini? Rio D’Aquila, der die beiden kannte, hätte fragen können. Matteo Rossi konnte das nicht.
„Und Anna habe ich auch gesagt, dass der Job nichts für mich ist. Aber die beiden haben nicht auf mich gehört.“
Ah, die mysteriöse Anna, die so großzügig mit ihren Kleidern und ihrem Wagen gewesen war.
„Nein, stattdessen haben sie mich genervt und genervt. ‚Überleg
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