Julia Extra Band 0349
der Kehle und befahl ihr mit jedem Schlag: Renn!
„Da bist du ja, Liebling.“
Diese Stimme!
„Matteo“, schluchzte Isabella und stürzte sich in Rios Arme.
Er hielt sie fest an sich gedrückt. „Es ist alles in Ordnung, Baby“, murmelte er.
Sekundenlang existierte nichts anderes als die Nacht und die Frau, die sich an ihn klammerte. Dann räusperte Rio sich und sah zu dem Mann, der neben dem verbeulten Pick-up stand. Der Typ war ein Bulle von Mann. Das jedoch beunruhigte Rio weniger als der starre Blick, mit dem der Kerl Isabella taxierte.
Rio schluckte seine Wut hinunter und zwang sich zu einem Lächeln. „Danke, Mann“, sagte er jovial und umarmte Isabella fester, als sie sich versteifte. Er hoffte, dass sie die Warnung verstand. „Wirklich nett von Ihnen, dass Sie meiner Lady helfen wollten.“
Der Mann rührte sich nicht.
„Wir haben uns gestritten, und dann ist sie wütend aus dem Haus gestürmt. Sie wissen ja, wie so was läuft.“
Der Bulle verlagerte sein Gewicht von einem Bein aufs andere. Rio wartete ab. Dann lockerte der massige Kerl die Schultern. „Sie sollten besser auf Ihre Lady aufpassen. Eine Frau nachts allein auf einer unbeleuchteten Landstraße … da kann alles Mögliche passieren.“
Rio nickte. „Sie haben völlig recht. Danke noch mal, Mann.“ Er schlang den Arm um Isabellas Taille. „Komm, Iz“, raunte er ihr zu. „Einen Fuß vor den anderen. Links, rechts. Schneller. So schnell, wie du und dein Ego vorhin aus dem Haus gestürmt seid.“
Das brach ihre Starre. Sie zuckte zurück, doch darauf war er vorbereitet. Er ließ sie nicht los.
„Das hatte nichts mit meinem Ego zu tun“, erklärte sie, klang aber noch immer nicht so kräftig, wie er sich gewünscht hätte.
Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnten, war, dass der Schock sie einholte. „Darüber können wir uns zu Hause streiten.“
Sie gingen und gingen und warteten darauf, dass der Pick-up sie überholte. Das Tor war nur wenige Hundert Meter entfernt, doch es schien, als wären sie Meilen gelaufen, bevor sie endlich auf das Grundstück einbogen. Rio verschloss das Tor, und in diesem Moment brauste der Pick-up in einer wirbelnden Staubwolke vorbei.
Sobald Rio sich umdrehte, warf Isabella sich an seinen Hals. Lange blieb er stocksteif stehen, bevor er die Arme um sie schloss.
„Alles ist gut, cara . Wir sind in Sicherheit.“
„Mein Gott“, stammelte sie.
Sie war weiß wie ein Laken, ihre Augen waren riesengroß. Rio wollte sie küssen, bis sie ihre Angst vergaß und sich nicht aus purer Panik an ihn klammerte, sondern weil sie seine Umarmung genoss.
Weil das keinen Sinn ergab, runzelte er grimmig die Stirn, packte Isabella an den Armen und schüttelte sie unsanft. „Was haben Sie sich nur dabei gedacht? Wir sind hier nicht in der Stadt. Die Straßen sind dunkel und menschenleer!“
„Oh, natürlich, es ist meine Schuld, wenn Sie …“ Ihr aufrührerischer Ton verließ sie rapide. „Ich wollte doch nur zum nächsten Bahnhof“, schloss sie leise.
„Bahnhof? Sagten Sie nicht, Sie seien mit dem Auto gekommen?“
„Das bin ich auch. Nur ist es nicht mein Wagen, sondern …“
„Annas?“, vermutete er.
„Genau. Und dann ist er in den Graben gefahren.“
Trotz allem musste Rio lachen. „Was denn? Der Wagen ist von allein in den Graben gefahren?“
„Ich sagte doch schon, dass da plötzlich ein Kaninchen auf die Straße gehüpft ist. Ich konnte es doch nicht überfahren.“
Impulsiv zog er sie wieder an sich. „Nein, natürlich nicht.“
„Der Wagen hat angefangen zu schlingern, und dann …“
„Wo?“
„Ein ganzes Stück die Straße hinunter. Ich musste laufen. Darum bin ich auch so spät hier angekommen.“
„Warum haben Sie nicht angerufen? Sie haben doch ein Handy dabei, oder?“
„Ich wollte Mr D’Aquila nicht um Hilfe bitten. Er sollte nicht denken, dass ich mit einer solchen Situation nicht allein fertig werde.“
„Sie sind also der Meinung, es ist besser, drei Stunden zu spät zu kommen, anstatt anzurufen und Bescheid zu sagen, dass jemand Sie abholen soll?“
Einen Moment sah sie ihn abschätzend an, dann drückte sie die flachen Hände gegen seine Brust. „Danke für Ihre Hilfe, Mr Rossi.“
„Was ist aus dem Matteo geworden?“
„Sie können mich jetzt loslassen.“
„Damit Sie wieder im Mondschein spazieren gehen?“
„Ich nehme den Bus.“ Als er nur lachte, kniff sie die Augen zusammen. „Keine Busse? Dann rufe ich mir eben ein
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