Julia Extra Band 0349
Nacht Schlaf, und morgen sähe das Leben wieder normal aus. Isabella würde nach New York zurückfahren, und er … er wäre wieder Rio D’Aquila. Denn das war er. Nicht Matteo Rossi. Den gab es schon seit Jahren nicht mehr, und das war auch gut so.
Der Herd hatte einen integrierten Grill. Rio heizte ihn vor, stellte einen Topf Wasser auf und putzte die Maiskolben. Als der Grill heiß genug war, legte er die Steaks darauf, und sobald das Wasser kochte, ließ er die Maiskolben in den Topf gleiten.
Damit war das Mahl eigentlich schon vorbereitet. Wie gut, dass der Verwalter Steaks besorgt hatte, denn Rios Kochkünste beschränkten sich auf Steaks und Rühreier.
Matteo Rossi hatte häufiger gekocht: Pasta, Chili, Hamburger und sogar Omeletts. Wenn ein Mann sich selbst versorgen und auf jeden Pfennig achten musste …
Dio! Wen interessierte das noch? Warum auch nur einen Gedanken daran verschwenden, wenn er heute Hauspersonal hatte, das sich um alles kümmerte?
Er fand den Wein und entkorkte eine Flasche roten. In Schränken und Schubladen suchte er Geschirr, Besteck und Servietten zusammen, stellte Gläser, Salz- und Pfeffermühle dazu.
Plötzlich dachte er jäh: Was, zum Teufel, mache ich hier? Reglos blieb er stehen.
Er betrieb einen Aufwand wie für ein romantisches Dinner, dabei war dieses Essen eine reine Notwendigkeit. Isabella und er waren kein Paar und würden auch nie ein Paar werden. Er musste ihr Bild endlich aus seinem Kopf bekommen, dieses Bild von ihr, eingewickelt in ein Badelaken, die Lockenmähne nass und wild und sexy, die Wassertropfen auf der nackten Schulter …
„Hi.“
Rio schwang herum.
Isabella stand in der Küche. Ihr Gesicht glänzte, ihre Locken waren heillos außer Kontrolle. In seinem Jogginganzug versank sie regelrecht, und die Socken waren die Krönung. Unwillkürlich musste er an Clownsschuhe denken.
Kein Designer-Outfit, keine Fünfhundert-Dollar-Frisur, die die Locken gebändigt hätte, kein penibel aufgetragenes Make-up … einfach nur Isabella.
Er wollte zu ihr gehen, die ungeschminkten Lippen küssen, seine Finger in die Locken schieben …
Herrgott, D’Aquila, reiß dich zusammen.
Als er ihren Gruß nicht erwiderte, lachte sie verlegen. „Ich biete wohl nicht gerade ein Bild für den Vogue – Titel, was?“
Ein Gentleman würde jetzt sagen: „Im Gegenteil, es ist genau richtig für die Vogue .“ Aber er war kein Gentleman, er war Matteo Rossi, aufgewachsen in einem Waisenhaus, ein einfacher Arbeiter.
„Nein, nicht unbedingt.“ Er ging zu ihr, als ihr Lächeln wankte. „Du bist viel schöner als jedes Titelbild, cara .“ Und wieder konnte er nicht anders, er küsste sie.
Ein leichter flüchtiger Kuss nur, dennoch stöhnte er leise. Er wollte mehr. Er wollte alles, und ihre Reaktion sagte ihm, dass es ihr ebenso erging.
Er schob seine Hand unter ihr Sweatshirt. Sie schnappte leise nach Luft, als seine Finger ihre Brust berührten.
„Matteo“, wisperte sie.
Alles in ihm verspannte sich. Er hob den Kopf, starrte wie blind in ihre Augen. Dann zog er die Hand wieder hervor, kehrte ihr den Rücken zu und ging zur Anrichte. Erst als sein Puls sich wieder beruhigt hatte, drehte er sich zu ihr um.
Sie stand noch immer an der gleichen Stelle, reglos, mit riesengroßen Augen, die Lippen leicht geöffnet. Heißes, verzehrendes Verlangen beherrschte ihn, doch er unterdrückte es und wies mit dem Kopf zu dem Geschirr, das er zusammengestellt hatte.
„Das Essen ist gleich fertig“, sagte er. „Warum deckst du nicht den Tisch für uns?“
Er sah, wie sie schluckte. Dann setzte sie ein Lächeln auf, das ebenso falsch war wie seine lässig hervorgebrachte Bitte.
„Sicher.“
Als sie sich abwandte und sich dankbar dem Tischdecken widmete, musste er an sich halten, um sie nicht in seine Arme zu reißen und in sein Bett zu tragen.
Sie aßen. Oder gaben es zumindest vor. Ihr Schweigen wurde nur durch Isabellas höfliches „Das ist gut“ und sein „Freut mich, dass es dir schmeckt“ unterbrochen. Rio schenkte Wein ein, doch nach zwei, drei kleinen Schlucken trank keiner von ihnen weiter.
Schließlich legte Isabella ihr Besteck ab, tupfte sich mit der Serviette über die Lippen und legte sie neben ihren Teller. „Wie es aussieht, bin ich nicht sehr …“, begann sie.
„Nein. Ich auch nicht.“
Sie schob ihren Stuhl zurück, er ebenfalls. Sie standen gleichzeitig auf.
„Ich helfe dir beim Aufräumen“, sagte sie.
„Nein, das übernehme ich. Geh
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