Julia Extra Band 0349
ihr den Behälter aus der Hand und stellte ihn zur Seite. Dann legte er seine Hand ganz leicht auf ihren Arm. Amanda atmete scharf ein.
„Wovor haben Sie Angst, Amanda?“
Obwohl sie sich so sehr danach sehnte, nur ein einziges Mal ihre eiserne Selbstbeherrschung aufzugeben, schaffte Sie es nicht, ihn anzusehen. „Ich habe keine Angst!“
„Beweisen Sie es!“, sagte Nero leise.
Sein Tonfall klang spöttisch, doch sie spürte, dass er noch ein anderes Gefühl dahinter verbarg. „Sollten wir nicht langsam wieder gehen?“, fragte sie und warf einen besorgten Blick zur Tür.
Für einen Moment dachte sie daran, sich einfach umzudrehen und der Situation zu entfliehen. Doch sie würde nicht weit kommen. Nero stand wie ein sprungbereiter Tiger vor ihr. Er atmete ruhig und gleichmäßig, aber er ließ sie nicht aus den Augen.
„Amanda, Amanda“, murmelte er heiser.
Unwillkürlich bewegte sie sich ein wenig auf ihn zu.
Dabei fühlte sie sich, als würde sie auf einem Drahtseil balancieren, gelockt von dem Versprechen auf die wundervollste Belohnung, wenn sie es auf die andere Seite schaffen würde. Doch in den tiefen Wassern unter ihr lauerten Haie.
Aber was waren das nur für Gedanken? Nero hatte sie die ganze Zeit über nicht berührt. Ganz im Gegenteil – er hatte sich sogar zurückgezogen und betrachtete sie mit spöttisch erhobenen Brauen. „Was ist los, Amanda?“
Ihre Beziehung mit Nero war rein beruflich, mehr nicht! Alles andere war reine Einbildung. Nichts als Wunschdenken! dachte sie bitter.
Doch dann zog er sie an sich. „Sie spielen mit dem Feuer, Amanda“, stieß er heiser aus. „Tun Sie lieber nichts Unüberlegtes. Denn Sie wissen nicht das Geringste über mich!“
„Keine Sorge!“ Amanda schoss das Blut in die Wangen. Hastig löste sie sich aus Neros Griff und trat zurück. „Ich werde ganz sicher niemals irgendein Spiel mit Ihnen spielen! Darauf können Sie sich verlassen!“
Als Nero nur lachte, ergänzte sie wütend: „Sie sind längst nicht so unwiderstehlich, wie Sie glauben!“ Damit wollte sie sich endgültig umdrehen und ihn stehen lassen, aber Nero packte sie und zog sie zurück.
„Lassen Sie mich los!“, warnte sie ihn.
„Sie wollen das nicht?“ Er erstickte ihren Protestschrei mit einem Kuss.
Amanda ballte ihre kleinen Fäuste und schlug ihm vor die Brust, aber sie merkte schnell, wie wenig sie damit ausrichtete. Sie wollte ihn hassen, aber wie war das möglich, wenn sie ihn gleichzeitig so sehr begehrte?
Neros Lippen und seine Hände auf ihrem Körper waren das Einzige, das noch zählte. Und plötzlich wusste sie, dass sie genau hierher gehörte, in die Arme dieses Mannes.
„Mein Gott, Amanda!“, stieß Nero plötzlich aus und schob sie von sich.
Amanda zitterte am ganzen Körper. Sie versuchte, ihre Atmung unter Kontrolle zu bringen, während Nero mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck auf sie herabschaute.
„Was glauben Sie, was passieren würde, wenn ich ein anderer Mann wäre, Amanda? Sie spielen mit dem Feuer!“
„Aber … Sie spielen das Spiel doch auch“, gab sie zurück.
Sie wischte mit dem Handrücken über ihren Mund, als könnte sie so jede Spur ihrer Erregung verbergen. Sie wandte sich um und klammerte sich am Rand des Spülbeckens fest, als würde ihr Leben daran hängen. Mit geschlossenen Augen atmete sie tief ein und aus.
Als sie sich schließlich wieder zu ihm umdrehte, wirkte sie äußerlich wieder ganz ruhig. „Wir sollten Ignacio nicht warten lassen“, sagte sie kühl.
Schweigend hielt Nero ihr das Stalltor auf, und sie gingen hinaus.
Zurück zur Tagesordnung! ermahnte sich Amanda. Sie musste den Kuss vergessen, als wäre er nie passiert.
Die Arbeit war ihre Rettung. Als sie auf ihrem Weg zum Polohof am Reha-Bereich vorbeikamen, hörte sie lautes Wiehern und das Plätschern von Wasser. Eins der Ponys wurde gerade ins Wasserbecken geführt.
„Kann ich mir die Behandlung näher anschauen?“, fragte Amanda neugierig.
„Selbstverständlich.“
Nero blieb zurück, während sie näher zum Becken ging. Gummimatten auf dem Boden und den Wänden verhinderten Verletzungen. Das Pony schien sich sicher im kühlen Wasser zu fühlen.
„Das ist fantastisch!“, rief Amanda begeistert aus.
„Die niedrige Wassertemperatur erhöht die Durchblutung und beschleunigt den Heilungsprozess“, erklärte Nero. Er kam näher und trat neben Amanda.
Sie seufzte erleichtert. Zum Glück teilten sie ein gemeinsames Interesse, bei dem weder
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