Julia Extra Band 0349
ihr Herz noch ihr Ruf als Trainerin in Gefahr waren.
„So etwas habe ich noch nie gesehen.“ Sie errötete, als sie Nero anschaute.
„Ich hatte Ihnen ja gesagt, dass Sie hier alles finden würden, was Sie brauchen.“
„Daran habe ich nie gezweifelt.“
8. KAPITEL
Amanda biss sich auf die Lippen, als sie Nero anschaute. Er sah immer umwerfend attraktiv aus, aber auf einem Pferderücken war er einfach atemberaubend.
Sie bemühte sich um einen gelassenen Gesichtsausdruck. Auf keinen Fall durfte sie sich ihre Gefühle anmerken lassen. Neben ihr standen die Jugendlichen, um Nero zuzuschauen, wie er Amanda die Eigenheiten der einzelnen Ponys vorführte. Doch im Moment hatten sowieso alle nur Augen für Nero.
Atemlos vor Bewunderung sahen sie ihm zu, wie er über das Feld galoppierte, auf der Stelle wendete und das Pony aus vollem Lauf nur wenige Zentimeter vor dem Zaun zum Stehen brachte. Und bei all diesen Kunststücken wirkte Nero so entspannt wie bei einem Sonntagsausritt im Park.
Er war mehr als nur ein meisterhafter Reiter. Seine Art mit Pferden umzugehen war unvergleichlich. Er unterwarf das Tier nicht einfach, sondern verschmolz mit ihm zu einer Einheit. Amanda konnte sehen, wie viel Freude selbst das wildeste Pony an der Arbeit mit Nero hatte.
Ob er im Bett genauso einfühlsam und kraftvoll ist? Sofort verbot sie sich jeden weiteren Gedanken daran.
Endlich war ihre süße Qual zu Ende, und Nero ritt unter dem Applaus der Zuschauer vom Feld. Dabei konnte Amanda den Blick nicht von seinen kräftigen Händen lösen. Wie würden sich diese Hände wohl auf ihrer nackten Haut anfühlen?
„Konnten Sie neue Erkenntnisse gewinnen?“, fragte Nero und zügelte sein Pony vor ihr.
„Oh, jede Menge!“ Ihre Kehle war plötzlich wie ausgetrocknet.
„Gut.“ Er löste die Stiefel aus den Steigbügeln und lockerte seine Schenkel. „Ich freue mich schon darauf, alles ganz genau von Ihnen zu hören. Ich helfe nur zuerst den Jungs, die Ponys zurück in den Stall zu bringen.“
Amanda schaute ihm nach, doch es fiel ihr schwer, ihre Blicke auf das Pferd zu konzentrieren. Mach dir nichts vor, Amanda! rief sie sich zur Ordnung. Dieser Mann war unerreichbar.
Nero und Ignacio nickten anerkennend, als Amanda ihre Einschätzung der Ponys mitteilte. Wenigstens habe ich meinen Job gut erledigt, tröstete sie sich. Aber in Zukunft musste sie ihre Gefühle besser unter Kontrolle halten!
Sie lebte mit Nero in einem Haus und würde in den nächsten Wochen Tag für Tag mit ihm zusammenarbeiten. Nie wieder durfte so etwas wie in der Scheune passieren!
Amanda schob ihre Unterlagen zusammen. „Wir sehen uns dann später“, verabschiedete sie sich und ging.
Eigentlich hatte sie nur Neros forschenden Blicken entkommen wollen, doch als sie langsam an den Reitplätzen vorbeischlenderte, löste sich plötzlich zum ersten Mal seit Tagen ihre Anspannung. Von einem Leben wie diesem habe ich schon immer geträumt, dachte sie glücklich.
María und Conception empfingen sie in der Küche mit einem warmherzigen Lächeln. Als wäre sie hier zu Hause, streife Amanda ihre Stiefel ab, stellte sie auf die Matte und legte Helm und Handschuhe neben Neros Reitzeug. Für einen winzigen Moment fühlte sie sich ihm ganz nah.
Doch die beiden Schwestern lenkten ihre Gedanken schnell in eine andere Richtung. Freudestrahlend präsentierten sie ein Stück frisch gebackenen Schokoladenkuchen.
Amanda nahm einen großen Bissen. „Mmm, köstlich! Ach, ich werde Sie beide so vermissen, wenn ich wieder in England bin“, sagte sie in ihrem holprigen Spanisch, während sie versuchte, ein weiteres Stück Kuchen abzuwehren, mit dem die Frauen sie füttern wollten.
Sie würde so gern besser Spanisch sprechen und die Menschen auf der Hazienda näher kennenlernen. Schon die kurze Zeit in Argentinien hatte einen tiefen Eindruck bei Amanda hinterlassen.
Aber María ließ ihr keine Zeit zum Grübeln. Die Köchin gab ihre Bemühungen nicht auf, Amanda zu einem weiteren Stück Kuchen zu überreden. Lachend nahm Amanda schließlich den Kuchenteller entgegen, küsste María auf die Wange und lief die Treppen hinauf in ihr Zimmer.
Wie jedes Mal, wenn sie hereinkam, fiel ihr Blick auf das Porträt über dem Kamin. Ihre eigene Mutter war sanft und freundlich gewesen, aber die Frau auf dem Bild besaß Neros feurigen Blick und trug die Kleidung eines Gauchos. Ein Hauch von Chiffon an ihrem Kragen war das einzige Zugeständnis an ihre Weiblichkeit.
Ohne den Blick von
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